Gelsenkirchen. Sowohl beim Bau der Kulturschule in Gelsenkirchen als auch bei der Erweiterung der Gesamtschule Erle hakt es. Wie die Stadt Abhilfe schaffen will

Am Donnerstag, 28. April, tagt der Bildungsausschuss in einer Sondersitzung, um mögliche Standorte für eine weitere weiterführende Schule im Stadtsüden zu diskutieren. Vorgeschlagen sind zwei von einem eigens gegründeten Arbeitskreis für tauglich befundene Standorte: Am Junkerweg in Rotthausen auf dem ehemaligen Gelsendienst-Gelände sowie in Bismarck am Consol-Gelände im Bereich der Hängebank. Die Zeit für die Errichtung dieser zweiten, zusätzlichen weiterführenden Schule drängt umso mehr, da sich der Bau der Kulturschule, die eigentlich bereits 2024 fertig sein sollte, weiter verzögert. Dennoch gibt es Hoffnung für einen rechtzeitigen Start des Schulbetriebes. [Zum Thema: Kulturschule wird nicht 2024 fertig]

Planungsauftrag weiterhin bei Berliner Architekturbüro

Die Stadt Gelsenkirchen und das mit der Planung beauftragte Architekturbüro Hascher Jehle aus Berlin, das den Architektenwettbewerb gewonnen und 2019 den Zuschlag für die Planung bekommen hatte, streiten laut Stadt über den Planungsumfang und die Kosten. Das Berliner Büro sei jedoch weiterhin mit der Planung beauftragt, versichert Stadtbaurat Christoph Heidenreich auf Anfrage der WAZ.

Aktuell verhandle man jeweils mit einem externen juristischen Beistand, um die Verträge und deren Einhaltung „zukunftssicher zu gestalten“, so Heidenreich. Der Auftrag für Hascher Jehle bezieht sich auf die Planung bis Phase 5, die Bauausführung sei nicht Vertragsbestandteil. [Zum Thema: Hier sollen Schüler auf grünen Dächern toben]

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Indes werde die Stadt intern mit der Planung des im Berliner Auftrag nicht enthaltenen Oberstufentraktes beginnen, um die Kulturschule als aufwachsende Gesamtschule in diesem in Eigenregie zu errichtenden Gebäude zu starten. Ursprünglich war die Kulturschule als Sekundarschule geplant worden. Noch in diesem Jahr soll der entsprechende Bauantrag für das Oberstufengebäude gestellt werden, um eine zeitnahe Fertigstellung zu ermöglichen, so Heidenreich. [Lesen Sie auch: Streit über Vorgehen bei Schulneubauten und Schulform]

Stadtbaurat Christoph Heidenreich will jetzt auf hauseigene Planungskapazitäten für die Erweiterung der Gesamtschule Erle setzen.
Stadtbaurat Christoph Heidenreich will jetzt auf hauseigene Planungskapazitäten für die Erweiterung der Gesamtschule Erle setzen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Stadt will Erweiterung der Gesamtschule Erle jetzt selbst planen

Der Planungsauftrag für den Erweiterungsbau an der Gesamtschule Erle inklusive der Stadtteilbibliothek sei, so Heidenreich, wegen der Kostenexplosion gestoppt. Der Vertrag soll gelöst werden, ein entsprechendes Schreiben an das Architekturbüro sei bisher nicht beantwortet worden. Auch hier will das Dezernat nun selbst aktiv werden und entsprechend den politischen Beschlüssen die Planung inklusive Stadtteilbibliothek selbst übernehmen. Die Planungsvorbereitungen laufen bereits, um die Verzögerung so gering wie möglich zu halten, versicherte Heidenreich. Den ursprünglichen Kostenrahmen zu halten, dürfte allerdings angesichts ständig weiter steigender Baukosten schwierig werden. Indes platzt die Gesamtschule Erle aus allen Nähten, muss regelmäßig Kinder ablehnen, mit steigender Tendenz. [Zum Thema: Streit mit Architekten – Erweiterungsbau in Erle gestoppt]

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Schulen platzen aus allen Nähten

Insgesamt sechs Schulneubauten sind in Gelsenkirchen aktuell bereits beschlossen und geplant, ein siebter angedacht. Ein Neubau – die Grundschule an der Ebersteinstraße – wird im August bereits an den Start gehen. Grund für das umfangreiche Neubauprogramm ist der in der früheren Schulentwicklungsplanung nicht erwartete starke Anstieg der Schülerzahlen, auch – aber nicht nur – aufgrund von Zuwanderung.

Das jüngste Gutachten zur Entwicklung der Schülerzahlen prognostiziert einen Höhepunkt bei den Schülerzahlen in Gelsenkirchen für 2024/25. Von den sechs beschlossenen neuen Schulen sind vier Grundschulen, die Kulturschule als Gesamtschule sowie eine weiterführende Schule in noch offener Schulform. Darüber hinaus wurde bereits Bedarf für einen weiteren Schulneubau festgestellt sowie für weitere Schulausbauten, die zum Großteil bereits umgesetzt werden.

Zieldaten für die Fertigstellung nannte der Stadtbaurat allerdings weder für den Oberstufentrakt oder das Hauptgebäude der Kulturschule auf dem Gelände des Schalker Vereins an der Europastraße noch für den Erweiterungsbau in Erle. Das Berliner Architekturbüro Hascher Jehle reagierte weder telefonisch noch auf die E-Mailanfrage der Redaktion zur eigenen Position in der Angelegenheit Kulturschule. Auf der Website des Unternehmens wird jedoch weiterhin mit dem Projekt der Kulturschule als „Haus des Lernens“ geworben; als Projektzeitraum wird 2021 bis 2024 genannt.