Gelsenkirchen. NRW wählt am 15. Mai den neuen Landtag. Das sind die Gelsenkirchener Kandidaten von AfD, FDP und Linkspartei – und ihre Chancen.

Nordrhein-Westfalen wählt am 15. Mai 2022 einen neuen Landtag. In Gelsenkirchen sind rund 170.000 Menschen berechtigt, ihre Stimme abzugeben – entweder im Wahlkreis Nord (Gelsenkirchen I - Recklinghausen V) oder Wahlkreis Süd (Gelsenkirchen II). Nachdem wir die Wunsch-Abgeordneten von SPD, CDU und Grünen in beiden Wahlkreisen bereits vorgestellt haben, geht es im zweiten Teil unseres Schnellchecks um die Kandidatinnen und Kandidaten von AfD, FDP und Linkspartei. Was macht sie aus und wie sind ihre Chancen? Der Überblick:

AfD: Sie hat gute Chancen, er tritt zum zweiten Mal an

Die Kandidatin im Wahlkreis Süd: Die gebürtige Albanerin Enxhi Seli-Zacharias avancierte seit der Kommunalwahl 2020 zum wohl bekanntesten Gesicht ihrer Fraktion, die sie als einzige weibliche AfD-Stadtverordnete stellvertretend anführt. Mitglied ist sie unter anderem im Integrationsrat, im Ordnungsausschuss und in der Bezirksvertretung Mitte. Die 28-jährige Politikwissenschaftlerin will gegen „ethnisch abgeschottete Subkulturen“ und „die Erosion des Rechtsstaates“ vorgehen.

Der Kandidat im Wahlkreis Nord: Er bewirbt sich zum zweiten Mal um ein Landtagsmandat, trat 2017 jedoch noch im Süden an: Der 66-jährige Friedhelm Rikowski wurde bereits 1999 über seine vormalige CDU-Mitgliedschaft Angehöriger der Bezirksvertretung Mitte. Heute ist der Verwaltungsbeamte im Ruhestand finanzpolitischer Sprecher der Gelsenkirchener AfD-Fraktion. Nicht nur in Finanz- und Wirtschaftsfragen, auch gegen eine „ideologische Verkehrspolitik“ will er sich in Düsseldorf einbringen.

Die Chancen: Die AfD liegt in Umfragen derzeit bei etwa acht Prozent. Sollte sie am Wahlsonntag unerwarteterweise deutlich weniger Wählerinnen und Wähler mobilisieren können und unter die Fünf-Prozent-Hürde rutschen, wäre das der einzige Weg, der für Enxhi Seli-Zacharias nicht nach Düsseldorf führen könnte. In einem realistischen Szenario gilt die Süd-Kandidatin als gesetzt: Mit einem Listenplatz 7 und als einzige Frau unter den zehn ersten Listenkandidaten dürfte sie zudem gute Chancen auf ein Spitzenamt in der neuen Fraktion haben. Anders sieht es bei Rikowski aus – er ist auf der Liste nicht zu finden und müsste den Wahlkreis direkt holen. 2017 lag er hinter SPD und CDU mit knapp 14 Prozent.

FDP: Sie ist der Nachwuchs, er bringt Erfahrung mit

Die Kandidatin im Wahlkreis Süd: Mit Isabell Scharfenstein bewirbt sich eine liberale Nachwuchspolitikerin um ein Landtagsmandat. Die 30-jährige Grundschullehrerin ist ehrenamtlich FDP-Bezirksverordnete in der Bezirksvertretung Süd und sachkundige Bürgerin im Ausschuss für Soziales und Arbeit. Sie will sich besonders für Digitalisierung und Entbürokratisierung einsetzen.

Der Kandidat im Wahlkreis Nord: Auch die FDP schickt ihren Kandidaten von 2017 erneut ins Rennen. Und wie sein Konkurrent von der AfD trat auch Ralf Robert Hundt damals noch im Süden an. Der 57-Jährige ist seit über 20 Jahren selbstständig in der Immobilienwirtschaft tätig. Hundt ist stellvertretender FDP-Fraktionschef in Gelsenkirchen und sitzt im Ausschuss für Stadtentwicklung. Er will besonders in den Themenbereichen Sicherheit und Digitalisierung Akzente setzen und gegen „No-Go-Areas“ vorgehen.

Die Chancen: Einen FDP-Landtagsabgeordneten aus Gelsenkirchen wird es nach der Wahl im Mai wohl nicht geben: Isabell Scharfenstein befindet sich in der Landesliste der FDP auf Platz 90, Ralf Robert Hundt auf Platz 94. Aber: Gemessen an den Ergebnissen der Landtagswahl 2017 stehen die Chancen auf Erfolg zumindest besser als etwa bei den Grünen: Susanne Cichos, die heutige FDP-Fraktionschefin, wurde damals mit knapp 9,6 Prozent viertstärkste Kraft im Norden, Hundt holte knapp 7 Prozent im Süden.

Erst- und Zweitstimme

Jede wahlberechtigte Bürgerin und Bürger hat zwei Stimmen, die Erststimme und die Zweitstimme. Mit der Erststimme wird eine Direktkandidatin oder ein Direktkandidat für den Wahlkreis gewählt. Diese Person soll den Wahlkreis künftig im Parlament repräsentieren. Daraus ergeben sich 128 Abgeordnetensitze.

Mit der Zweitstimme wird eine Partei gewählt. Über die Zweitstimme gelangen mindestens 53 weitere Abgeordnete in den Landtag. Die Zahl der Sitze berechnet sich danach, wie viel Prozent der Zweitstimmen die Partei bekommen hat. Erreicht eine Partei mehr als fünf Prozent aller gültigen Stimmen, ist sie künftig im Landtag vertreten (Fünf-Prozent-Hürde).

Die potenziellen Abgeordneten stehen auf Landeslisten. Zunächst ziehen die erfolgreichen Direktkandidaten ins Parlament ein. Die übrigen zustehenden Sitze werden mit den Personen auf der Landesliste aufgefüllt.

Die Linke: Zwei junge Männer mit sozialem Profil

Der Kandidat im Wahlkreis Süd:Jonas Selter ist der Co-Kreissprecher der Gelsenkirchener Linken und lokalpolitisch als sachkundiger Bürger im Umweltausschuss aktiv. Der 28-Jährige studiert neben seiner Selbstständigkeit Journalismus und Public Relations an der Westfälischen Hochschule. Sein wichtigstes Anliegen: Den Klimaschutz zügig voranbringen und sozialverträglich gestalten.

Der Kandidat im Wahlkreis Nord: Auch im Nord-Wahlkreis stellen die meisten Parteien Gelsenkirchener und keine Gladbecker auf. Bei der Linken ist es anders: Philipp Euler ist in Gladbeck geboren und aufgewachsen. Der 38-Jährige verdient seinen Lebensunterhalt als Projektleiter. Er möchte vor allem junge Menschen für die politischen Belange in seinem Wahlkreis erreichen, den aus seiner Sicht vorhandenen „Rechtsruck“ im Ruhrgebiet bekämpfen und sich sozial-, verkehrs- und klimapolitisch einbringen.

Die Chancen: Sind für die Linken-Kandidaten nicht besonders groß. Beide kandidieren nicht auf der Landesliste ihrer Partei. 2007 holte Nord-Kandidat Thomas Grohé (heute u.a. Bezirksverordneter im Westen) knapp 5 Prozent, die heutige Vize-Fraktionschefin Bettina Peipe im Süden knapp 6 Prozent – womit sich beide immerhin noch vor Grünen und MLPD positionieren konnten.

Welche Kandidaten SPD, CDU und Grüne aufgestellt haben, lesen Sie hier: Landtagswahl 2022: Kandidaten im Kurz-Check.