Gelsenkirchen. Impfstoff gibt es genug, trotzdem hat nur jeder dritte Berechtigte in Gelsenkirchen bisher seinen Impf-Booster erhalten. Wie es dazu kam.

Mehr als 20.000 Menschen in der Gruppe der über 70-Jährigen in Gelsenkirchen könnten eigentlich bereits ihre Corona-Auffrischungs-Impfung, den Booster, bekommen oder bereits bekommen haben. Für diese Altersgruppe hat die Ständige Impfkommission die Auffrischung nach sechs Monaten eindeutig empfohlen. In Gelsenkirchen gehören zwar mehr als 40.000 Bürgerinnen und Bürger zu dieser Generation. Die doppelte Impfung aber hatten vor sechs Monaten in Gelsenkirchen erst knapp 19.000 Menschen erhalten. Nicht, weil das Impfzentrum oder die Senioren nicht wollten, sondern weil zu der Zeit der Impfstoff fehlte.

Gelsenkirchen: Beim Klinik-Personal haben viele schon die Auffrischung

Jetzt gibt es genug Impfstoff. Trotzdem sind aktuell erst 5744 (Stand 27. Oktober) Gelsenkirchener mit dem Booster versorgt. Impfungen in den Kliniken dürften bei dieser RKI-Zahl allerdings nicht eingerechnet sein. Klinik-Mitarbeiter haben nämlich zum Großteil bereits die Auffrischung bekommen beziehungsweise die Booster-Impfungen laufen.

Rembrink: Genug Kapazitäten in den Arztpraxen

Woran es liegt, dass es nicht so schnell vorangeht mit der Auffrischung wie angesichts von immer mehr Impfdurchbrüchen wünschenswert, ist schwer zu sagen. Dass die Kapazitäten der impfenden Haus- und Fachärzte in den Praxen nicht ausreichten, dafür gebe es überhaupt keine Anzeichen, versichert Klaus Rembrink, der als Leiter des Impfzentrums die erste Impfrunde organisiert hatte. Die Kassenärztliche Vereinigung habe alle Praxen dazu mehrfach angeschrieben und um Rückmeldung gebeten, falls sie Unterstützung bräuchten. Aus Gelsenkirchen sei da kein Bedarf angemeldet worden.

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Für die gut 2500 Bewohnerinnen und Bewohner von Senioreneinrichtungen in der Stadt haben nun ebenfalls die Hausarztpraxen die Versorgung übernommen. In den Städtischen Häusern waren die Drittimpfungen bereits im September gestartet, in den St. Augustinus-Einrichtungen ebenfalls. Hier allerdings wird es in den Seniorenhäusern noch bis mindestens Jahresende dauern, bis wirklich alle versorgt sind, da auch nicht jeder bereits in der ersten Welle durchgeimpft werden konnte aufgrund von akuten Erkrankungen.

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Tatsächlich halten sich viele niedergelassene Mediziner in Gelsenkirchen strikt an die Stiko-Empfehlung und verabreichen die dritte Impf-Dosis nur an die über 70-Jährigen. Mitarbeiter des Awo-Seniorenheims an der Grenzstraße mussten diese Erfahrung machen. Der Nachweis der doppelten Impfung vor mehr als sechs Monaten reichte für sie nicht aus. Erst, als sie eine Bescheinigung über ihre Beschäftigung im Seniorenzentrum und die damit verbundene Berechtigung einreichten, bekamen sie den dritten Pieks. Und selbst, wenn es um Angehörige der „passenden“ Altersgruppe geht, scheinen nicht alle Ärzte überzeugt zu sein vom Segen der dritten Impfung, frischen nur auf sehr nachdrücklichen Wunsch den Corona-Impfschutz auf, wie eine 80-jährige Leserin berichtete.