Gelsenkirchen. Das Haus Leithe ist eine der ältesten Immobilien in Gelsenkirchen. Umbau und Vermarktung schienen auf gutem Weg, jetzt droht eine Hängepartie.
Die jüngere Geschichte des ehrwürdigen Rittergutes Haus Leithe hat eine Gemeinsamkeit mit der Corona-Kurve. So wie die Wellenform ein wiederkehrendes An- und Abschwellen des Infektionsgeschehens zeigt, so gibt es bei einer ältesten Immobilien Gelsenkirchens gleichfalls Fort- und Rückschritt. Umbau und Vermarktung schienen bereits auf gutem Weg, jetzt droht abermals eine Hängepartie.
Vor der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Süd am 9. März gab sich die Stadtverwaltung noch recht optimistisch was die Umwandlung des alten Rittergutes am Junkerweg in eine gehobene Wohnanlage anbelangt. Die Rede war von überschaubaren Veränderungen, von etwas anderen Zuschnitten der geplanten Wohneinheiten, die noch einmal eine Überprüfung des notwendigen Brandschutzes nach sich zögen. „Alles in allem“, so gab Stadtsprecher Martin Schulmann die Botschaft der Fachreferate weiter, „nichts, was im Prinzip nicht genehmigt werden könnte.“
Selbst der Denkmalschutz, bei solch alten Gemäuern durchaus ein Bollwerk, schien kein allzu schwer zu überwindendes Hindernis zu sein. Einziger Wermutstropfen: Eine Baugenehmigung müsse noch mal beantragt werden, die alte, sei mittlerweile abgelaufen.
Millioneninvestition für den Bau von Eigentumswohnungen und Reihenhäusern
Zur Erinnerung: Eigentümer Jörg Zahn aus Dortmund hatte sich zur Verwirklichung des Bauprojektes den Moerser Projektentwickler Olaf Elker mit seiner Firma VIP-Home mit ins Boot geholt. 3,5 Millionen Euro sollten investiert werden. In zwei Phasen sollen in Abstimmung mit dem Denkmalschutz acht elegante Eigentumswohnungen und 14 Reihenhäuser (auch auf dem nördlichen Teil des Geländes) realisiert werden. Fünf der elf Einheiten aus Bauphase eins seien verkauft, so der Stand vor gut einem Jahr. Rund 350.000 standen auf dem Preisschild für ein Reihenhaus.
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Nach der Sitzung der BV Süd am vergangenen Dienstag machte sich vielfach Ernüchterung breit. Bezirksbürgermeister Thomas Fath äußerte Zweifel, ob er in seiner Funktion als Amtsträger noch jemals „die Pläne ungesetzt sehen können wird“. Fath ist seit sechs Jahren im Amt. Der Prozess um die weitere Nutzung des Rittergutes währt aber mindestens schon gut zehn Jahre.
Vorschlag: Stadt Gelsenkirchen soll das Rittergut Haus Leithe kaufen
Auch aus den einzelnen Fraktionen verschaffte sich der Ärger über die anhaltende Hängepartie Luft. Die Grünen (Mabel-Mara Platz) sprachen von einem „Trauerspiel“, die SPD (Gianluca Bruno) attestierte dem Investor „keinen Willen oder kein Interesse“ am Projekt Haus Leithe zu zeigen und Politik und Verwaltung als „Spielball“ zu benutzen. Von der CDU (Henning Voss) kam der Vorschlag an die Stadt, ähnlich wie beim Umgang mit Schrottimmobilien, zu prüfen ob man „ein Vorkaufsrecht bei einem Eigentümerübergang“ geltend machen könne. Ziel: Entscheider werden, statt in zweiter Reihe Entscheidungen abwarten zu müssen. Der Vorschlag bekam viel Zustimmung.
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Rittergut entstand um das Jahr 1565
Im Jahr 2012 kaufte Investor Jörg Zahn das Gebäudeensemble am Junkerweg für rund 200.000 Euro von der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (ggw).
Der letzte Pächter von Haus Leithe war Bauer Theodor Berger. Seine Familie hat den Hof seit 1913 bewirtschaftet. Als der Bauer zum Jahreswechsel 2010/2011 endgültig seine Koffer packte, verwahrloste die Anlage zusehends.
Die Anlage, deren Entstehungszeit um 1565 datiert wird, und deren erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 974 stammt, war einst eine Wasseranlage. Haus Leithe besteht aus drei Gebäudeteilen und einem Innenhof.
Im Untergeschoss des Haupthauses sollen sich ein Keller mit Kreuzgewölbe befinden. Das Torhaus wurde 1753 errichtet, die Scheune 1978 erneuert.
Im Sommer 2019 hat es im Anbau ein Feuer gegeben, die Ermittler attestierten Brandstiftung. Haus Leithe liegt am Junkerweg 30 in der Neustadt.
Zahn und Elker waren geladen, im nicht öffentlichen Teil des Sitzung Auskunft zum Stand der Dinge zu geben. Elker blieb dem Gremium fern, reagierte weder im Vorfeld noch im Nachgang der Sitzung auf Anfragen. Zahn verweist in Gesprächen für Details hartnäckig auf seinen Partner, mit dem ins Gespräch zu kommen auch die Verwaltung so ihre liebe Mühe hat.
Denkmalbehörde legt gegen die neuen Umbaupläne Veto ein
Den Statements der BV-Mitglieder ist allerdings zu entnehmen, dass es eine Änderung der Besitzverhältnisse gegeben haben könnte. Dazu passt mit Blick auf einen neu zu stellenden Bauantrag, dass Projektentwickler Elker nach Informationen dieser Zeitung weitaus größere Veränderungen an den zukünftigen Wohneinheiten plant, als ursprünglich in den Plänen aufgeführt. Statt in die Höhe soll es jetzt architektonisch mehr in die Breite gehen - dagegen hat allerdings die Denkmalschutzbehörde ihr Veto eingelegt.
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Heißt: Vorerst zurück auf Null, der Entwicklungsprozess für Haus Leithe nimmt einen neuen Anlauf. Wieder einmal.