Gelsenkirchen. Mit dem aktuellen Schul-Lockdown sind Schulleitungen, Schüler, Eltern und Schulträger einverstanden. Dezernentin fordert ein Langzeit-Konzept.

Montag sind die Schulen in den zweiten Distanzunterricht gestartet. Auch in Gelsenkirchen hat die Plattform der Lernsoftware Iserv gleich am ersten Tag geruckelt; wie in der ganzen Republik. Die einheitliche Regelung zum Distanzunterricht, die die Entscheidung nicht auf die Eltern abschiebt, begrüßen indes die meisten Schulleiter. Die Nachfrage nach Notbetreuung in der Schule hält sich nach bisherigem Stand in Grenzen. Bei aller Einsicht in die Notwendigkeit von Einschränkungen angesichts des Infektionsgeschehens herrschen bei den Eltern gemischte Gefühle.

Eltern wünschen sich klare Ansagen an Arbeitgeber zum Homeoffice

Präsenzunterricht ist auch für die Eltern der Gesamtschule Berger Feld derzeit kein Thema. "Der aktuelle Lockdown ist in Ordnung, auch wenn es berufstätige Eltern in große Schwierigkeiten bringt. Da müsste die Regierung Arbeitgebern klarere Ansagen machen, dass Homeoffice zu ermöglichen ist. Nach dem Lockdown wünschen wir uns Wechselunterricht. Bei Klassenteilung könnte das Abstandsgebot eingenhalten werden, trotzdem sieht jeder Lehrer seine Schüler in kurzen Abständen und kann bei Problemen reagieren. Arbeitsmaterialien können am Präsenztag ausgegeben werden. Das ist wichtig für Schüler ohne Drucker daheim," schildert Barbara Brouka, Schulpflegschaftsvorsitzende an der Gesamtschule Berger Feld, die Wünsche der Eltern. Reiner Distanzunterricht sei angesichts weiterhin fehlender Endgeräte oder zu geringen Datenvolumens bei Teilen der Schülerschaft auf Dauer kaum möglich.

"Flächendeckend Präsenzunterricht im Februar: Wie soll das gehen?!"

Die Ankündigung der Ministerin über die Presse, ab Februar wieder flächendeckend Präsenzunterricht anbieten zu wollen, hat Bildungsdezernentin Anne Heselhaus gleichermaßen geärgert und entsetzt. In der gemeinsamen Konferenz von Schulleitungen, Schulträger und Schulaufsicht, zu der sie am 7. Januar eingeladen hatte, "haben alle Beteiligten sich vor allem Verlässlichkeit und Abstimmung mit den Schulen gewünscht", so Heselhaus. Sie selbst plädiert klar für ein zeitnah vorzulegendes, verlässliches Unterrichts-Konzept für die Zeit bis zu den Osterferien. Bis dahin sei schließlich nicht mit gravierenden Veränderungen der Infektionslage zu rechnen.

Notpakete für jede Schule bis zum Wochenende

Jede Grundschule in der Stadt soll nun bis zum Wochenende je 20 Schüler-Ipads als Notpaket bekommen, jede weiterführende Schule 40 Ipads. "Damit haben wir schon in der vergangenen Woche begonnen," erklärt Heselhaus. Auch die Auslieferung aller Lehrerlaptops laufe an. Von den bestellten 10.400 Schüler-IPads sind 8000 angekommen, bis Ende Januar sollen sie verteilt sein. Die Stadt hat zur Nutzung der Geräte selbst bereits eine Fortbildung durchgeführt, virtuelle Angebote sollen folgen. Für Fortbildung ist zwar eigentlich das Land zuständig, darauf will man jedoch nicht warten. Für alle Schulen stehe zudem für Präsenzunterricht nun je ein CO²-Melder zur Verfügung, der Lüftungsbedarf anzeige. Auch die Bestellung von Lüftungsgeräten laufe, versichert Heselhaus.

Analoge Bildungspäckchen für Internationale Förderschüler gepackt

Die Gesamtschule Ückendorf startete bereits Montag mit dem Distanzlernen. Betreuungsbedarf meldete hier kaum jemand an, allerdings will Schulleiter Achim Elvert noch nachhaken, um selbst eine Betreuung anzubieten für Kinder, die daheim nicht lernen können. "Bei Kindern aus Internationalen Förderklassen, für die das Ministerium keine Ausnahme machte, verlassen wir uns nicht auf die Online-Erreichbarkeit, da wird es Austausch von Arbeitsmaterialien nach gestaffelten Zeitplänen geben. Die ersten Bildungspäckchen warten schon auf die Abholung", erklärt Elvert. Dass in der aktuellen Situation auf Distanz gelernt werden muss, sei angesichts der unklaren Infektionszahlen vertretbar. Ab Februar plädiert er für Wechselunterricht, verlässlich bis Ostern sowie den Verzicht auf Zentrale Prüfungen nach Klasse 10.

Gymnasial-Leiter: Abiturienten brauchen ab Februar wieder Präsenzunterricht

Frank Kaupert, Leiter des Gauß-Gymnasiums, findet "die jetzige Lösung sinnvoll und für uns als Schulen besser realisierbar als die Regelung vor den Weihnachtsferien, als die Eltern entscheiden konnten, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken oder nicht." Voraussichtlich fünf Kinder werden hier die Notbetreuung vor Ort nutzen. Abiturienten müssten aber "dringend ab 1. Februar wieder in den Präsenzunterricht kommen", fordert er. Zudem wünscht er sich eine größere Aufgabenauswahl für sie; diese könne dazu beitragen, ihnen ein wenig mehr Sicherheit in Bezug auf die Abiturprüfung zu geben.

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Um die Abschlüsse der angehenden Abiturienten fürchtet auch Elternsprecherin Barbara Brouka. Ihrer Meinung nach müsse der Lehrplan entschlackt werden, Aufgabenauswahl allein reiche nicht aus.

Warten auf Ansagen zu Anmeldungen für weiterführende Schulen

Wie genau das Anmeldeverfahren für weitergehende Schulen in diesem Jahr laufen wird, ist noch offen. Auch hier wartet die Stadt auf klare Ansagen aus dem Bildungsministerium. Bis zum 31. Januar, also solange der flächendeckende Distanzunterricht gilt, ist eine Anmeldung vor Ort jedenfalls nicht möglich.

Sobald das Verfahren feststeht, werden Stadt und Schulen entsprechende Hinweise auf ihren Homepages veröffentlichen. Bislang waren in Gelsenkirchen stets die Anmeldungen für Gesamtschulen vorgezogen worden, um abgelehnten Bewerbern Gelegenheit zur rechtzeitigen Bewerbung an einer anderen Schulform zu geben.

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