Gelsenkirchen. Präsenzunterricht ist Gelsenkirchener Schulleitern am liebsten – aber nicht um jeden Preis. Was wo am besten funktionieren kann ab 11. Januar.

Am 7. Januar sollen Schulleitungen, Eltern und Schüler in NRW erfahren, wie es weitergeht mit dem Unterricht nach den verlängerten Weihnachtsferien ab dem 11. Januar. Am Montag erreichte die Schulen in Gelsenkirchen die jüngste Schulmail aus Düsseldorf. Immerhin sind dort drei mögliche Unterrichtszenarien angerissen. Das Echo der Schulleiter in der Stadt fällt gemischt aus, auch die Präferenzen für die Unterrichtsformen sind unterschiedlich.

Wunsch nach mehr Entscheidungsspielraum

Gerd Dombrowski etwa, Leiter der Hauptschule Grillostraße, würde sich „mehr Entscheidungsfreiraum für Schulleitungen in Abstimmung mit den Schulträgern“ wünschen, da so die jeweilige Situation vor Ort besser berücksichtigt werden könnte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Schulleitungen dann reihenweise Präsenzunterricht kippen. Auch für uns ist Unterricht in der Schule ein hohes Gut“, versichert er. Er könne sich jedoch gut vorstellen, dass – wenn es die örtlichen Gegebenheiten verlangen - „ein Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht im Zwei-Tages-Rhythmus und somit ein Arbeiten mit kleineren Lerngruppen durchaus alltagstauglich sein könnte.“

Präsenzpflicht für den Abschlussjahrgang

Frank Kaupert, Leiter des Gauß-Gymnasiums, glaubt nicht, „dass wir in das neue Jahr mit normalem Präsenzunterricht starten.“ Er gehe vielmehr davon aus, ein Konzept für den Wechselunterricht entwickeln zu müssen – was seiner aktuellen Einschätzung nach auch vernünftig wäre.

Allerdings hält er einen wöchentlichen Wechsel für organisatorisch leichter umsetzbar. Generell aber ist er überzeugt: „Der Distanzunterricht, egal in welcher Form, ist lediglich ein der Situation geschuldeter Kompromiss.“

Abschlussprüfungen seien nach jetzigem Stand zwar noch realisierbar. Dafür müssten die Abschlussjahrgänge allerdings so schnell wie möglich in den Präsenzunterricht zurückkehren. Dies sehen die vom Ministerium vorgeschlagenen Optionen auch vor.

Von den Internationalen Förderklassen spricht niemand

Die Gesamtschule Ückendorf sei vorbereitet für alle Unterrichtsmodelle, kündigt deren Leiter Achim Elvert an. Er bedauert, dass bei allen Modellen nie über die Internationalen Förderklassen gesprochen wird. Er werde versuchen, diese so gut wie möglich in Präsenz zu unterrichten.

Könnte er selbst wählen für die Zeit ab dem 11. Januar würde er das Wechselmodell mit halben Klassen und täglichem Wechsel bevorzugen; längerfristig. Das von der Stadt angekündigte Notpaket mit zehn Schüler-IPads ist an der Schule angekommen. Es soll bei Bedarf den angehenden Abiturienten zur Verfügung gestellt werden.

„Für alle anderen Stufen ist die Zahl so gering, da gäbe es keine begründbare Verteilungsoption“, erklärt er. Für den 7. Januar hat Elvert Konferenzen angesetzt, um auf die Vorgaben aus dem Ministerium reagieren zu können. Bei den Abschlussprüfungen müsste bei weiterem Distanzunterricht vom Prinzip der zentralen Prüfungen abgewichen werden, aus Fairnessgründen, ist er überzeugt.

Andere Prüfungsformate

Am Leibniz-Gymnasium sollen ab dem 11. Januar die Klausuren und Kommunikationsprüfungen in der Qualifikationsphase stattfinden. Schulleiter Michael Scharnowski hält das für „unabdingbar, wenn die Laufbahnen unserer Schülerinnen und Schüler in der Gymnasialen Oberstufe nicht beschädigt werden sollen, auch und gerade vor dem Hintergrund des dann vielleicht verordneten Distanzunterrichts“. Grundsätzlich ist seiner Überzeugung nach Präsenzunterricht nicht ersetzbar, bei allem Bemühen um gute Distanzangebote.

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Sein Kollegium habe sehr engagiert Konzepte erarbeitet und umgesetzt für Distanzunterricht. Aber digitale Formate könnten den herkömmlichen Unterricht zwar ergänzen, aber nicht gleichwertig ersetzen. Präsenzunterricht im täglichen Wechsel hält er für wenig zielführend.

Für die Abschlussprüfungen würde auch er sich einen Sonderweg wünschen: entweder in Gestalt besonderer Prüfungsformate, auch für die kommenden zwei Jahrgänge, oder mit einer Schulzeitverlängerung auf G9 schon für diesen Jahrgang; der brächte allerdings einen hohen Aufwand mit sich, räumt er ein.

Neuer Leiter am Ricarda-Huch-Gymnasium

Gabriele Kurenbach-Gerlach, Leiterin der Realschule Mühlenstraße, sieht ihre Schule auf alle Szenarien gut vorbereitet. Ob und wie die Abschlussprüfungen gelingen könnten, könne sie derzeit noch nicht einschätzen, bekennt sie. Isabell Asmus-Werner, stellvertretende Leiterin des Ricarda-Huch-Gymnasiums und dessen neuer Leiter Michael Frey sehen sich für alle Varianten gut gerüstet – nicht zuletzt dank guter digitaler Ausstattung.

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Das Grillo-Gymnasium habe „mit einem Wechselunterricht in A- und B-Wochen bereits gute Erfahrungen in den letzten Wochen vor den Sommerferien gemacht“, urteilt Leiterin Christhild Schwindt. Sie sieht ihre Schule für alle Unterrichtsszenarien gut vorbereitet.

Täglicher Wechsel vor allem für jüngere Schüler wichtig

Ulrike Purz, Leiterin der Gesamtschule Buer Mitte, hält Wechselunterricht plus vollen Präsenzunterricht für die Abschlussklassen für den besten Weg an ihrer Schule. Vor allem in der Sekundarstufe I sollte es ein täglicher Wechsel sein, um den Kontakt zu den Schülern zu halten und auch Defizite in der digitalen Ausstattung und Unterstützung daheim besser ausgleichen zu können, wünscht sie sich.

Laut jüngster Mail der Ministerin bleibt es beim Streben nach Präsenzunterricht wo immer die Infektionslage es erlaubt. Szenario/Stufe 1 des Ministeriums sieht das für alle Jahrgänge vor, Ausnahmen soll es dabei nur für kleine Lerngruppen geben.

Modell 2/ Stufe „1+“ setzt ebenfalls auf Präsenz, allerdings ist demnach Wechselunterricht ab Klasse acht an Hotspots möglich, mit Ausnahme der Abschlussklassen. Stufe zwei mit eingeschränktem Schulbetrieb hingegen erlaubt auf Landesanordnung Distanzunterricht, auch hier sind jedoch Abschlussklassen generell und nach Möglichkeit auch die Jahrgänge eins bis sieben ausgenommen.