Gelsenkirchen. Nachdem ein Hund davon gefressen hatte, organisierten Hundehalter Suchtrupps und warnten vor der Gefahr. Noch ist unklar, welches Gift es war.
Was für ein Schock, den Nicole Jones und eine weitere Hundehalterin am Wochenende im Westerholter Wald erleben: „Ich war mit den Hunden unterwegs, da kam mir eine Bekannte völlig aufgelöst entgegen. Sie sagte, hier liegen Giftköder. Ihr Hund hatte davon gefressen.“ Während die besorgte Hundehalterin in die Tierklinik fährt, warnt Nicole Jones auf Facebook vor der Gefahr. Binnen Stunden schlagen die Wogen hoch, wird der Beitrag nahezu 500 Mal geteilt.
Das Wichtigste: Das Giftopfer, der kleine „Kalle“, ist wohlauf. In der Klinik wird er dazu gebracht, sich zu erbrechen. So kann er das Gift ausscheiden. „Es war eine blaue Substanz in Leberwurst“, weiß Nicole Jones. „In der Klinik haben sie gesagt, es sei Schneckenkorn oder Rattengift.“ Ersteres wäre besser. „Da übergibt sich der Hund und es ist draußen. Bei Rattengift stirbt der Hund qualvoll einige Tage später.“
Suchhunde für Giftköder im Einsatz
Während einige buersche Hundehalter auf eigene Faust den Wald absuchen und Warnschilder aufhängen, liest eine junge Frau aus Essen zufällig den Post. „Sie bildet Suchhunde aus für Giftköder“, erzählt Nicole Jones. Die Spürnasen hätten gleich am Sonntag den ganzen Wald rund um die Minigolfanlage abgesucht, sodass die Gefahr vorerst gebannt sei. Zeitgleich habe die betroffene Hundehalterin eine Anzeige bei der Polizei erstattet.
Auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt deren Pressestelle, dass der Fall bearbeitet werde und die Beweismittel asserviert seien. Die Ermittlungen gegen den unbekannten Täter laufen. Binnen einer Stunde kann der Arzt helfen. Gift in Leberwurst auszulegen, das sei schon sehr „fies“, meint Tierarzt Dr. Hauke Holdefleiss. „Denn selbst der besterzogene Hund wird bei Leberwurst schwach.“ Da könne man sein Tier noch so sehr darauf trainieren, unterwegs nichts zu fressen. Wenn es dazu komme, gelte es, sogleich zu handeln.
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Um welches Gift es sich genau handelt, ist nicht bekannt
Binnen einer Stunde könne ein Tierarzt helfen, via Injektion einen Brechreiz auslösen. Danach sei das Gift mit großer Wahrscheinlichkeit schon verstoffwechselt. „Das Problem ist, wenn man Symptome bemerkt, ist es schon zu spät.“ Dann könne man nur versuchen, die jeweiligen Beschwerden zu lindern und zu hoffen, dass der Hund es schafft. Bislang jedoch wisse keiner genau, was da am Wochenende im Westerholter Wald ausgelegt wurde. „Blauer Farbstoff ist vorgeschrieben bei vielen Präparaten aus dem Gartenbau. Da gibt es auch harmlose Stoffe wie Bio-Schneckenkorn.“ Allerdings: „Auch Rattengift ist blau.“
Keine weiteren Opfer bekannt
Man wisse eben nicht, wie ernst es der Übeltäter meine. „Wenn er Hundehalter nur erschrecken will und einfach blauen Farbstoff in Leberwurst gegeben hat, passiert gar nichts. Aber alle haben Angst und halten ihren Hund erst einmal an der Leine.“ Denkbar sei, so der Tierarzt und Mitglied des Naturbeirates der Stadt Gelsenkirchen, aber auch eine andere Möglichkeit. „Ein Fanatiker nimmt Opas altes Strychnin – das ist auch blau.“ Bislang, erklärt Holdefleiss, habe er in seiner Praxis, die am Rande des Westerholter Waldes liegt, noch kein Opfer der neuerlichen Köder behandeln müssen.
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Mit der Hoffnung, dass die Gefahr gebannt ist, ist er nicht allein. So geht es auch Nicole Jones und den anderen Hundefreunden, die im buerschen Wald ihre Runden drehen. „Ich selbst habe ja nur Glück gehabt. Hätte ich die Bekannte nicht zufällig getroffen und danach aufgepasst, hätten auch meine Hunde davon gefressen.“ Nach dem Schrecken bleibt bei ihr vor allem ein Gedanke zurück: „Es ist entsetzlich, dass es solche Menschen gibt. Kinder und Tiere, das sind doch die wehrlosesten Wesen überhaupt.“
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