Bochum. Bei diesem Foto stockt der Atem: Ein mit Nägeln gespickter Hundeköder wurde jetzt in Bochum-Weitmar entdeckt – zum Glück noch gerade rechtzeitig.

„Einer der Hunde hatte die Wurst schon in der Schnauze.“ Thorsten (49) und Silke Grotehusmann (52) haben den Köder fotografiert, der ihren geliebten Vierbeinern fast das Leben gekostet hätte. Beim Anblick stockt der Atem: Eine Mettwurst, gespickt mit Nägeln, lag als vermeintliches Leckerchen in Weitmar am Straßenrand. „Unfassbar“, sagt das Ehepaar Grotehusmann – und doch kein Einzelfall, wie die Polizei und der Tierschutzverein bestätigen.

Das Unheil lauerte auf der Steigerstraße. Silke Grotehusmann und ihre Schwägerin waren auf dem üblichen Gassi-Gang, als einer ihrer Hunde plötzlich eine Wurst witterte und fressen wollte. „Es war großes Glück, dass meine Frau das gerade noch rechtzeitig bemerkte“, sagt Thorsten Grotehusmann. Sofort wurde die Polizei alarmiert, die die „Straftat nach dem Tierschutzgesetz“ zu Protokoll nahm.

Hundeköder in Bochum sind keine Seltenheit

„Wir erfahren regelmäßig von solchen Anschlägen“, sagt Michael Schneider, Vorsitzender des Bochumer Tierschutzvereins. Fleischwurst, in der Rasierklingen versteckt sind; mit Rattengift angereicherte Hackfleischbällchen: „In Bochum und Umgebung ist das leider keine Seltenheit. In Städten gibt es mehr Hundehasser als in ländlichen Gegenden“, weiß Schneider.

Das Auslegen der Köder sei an Skrupel- und Herzlosigkeit kaum zu überbieten. „Die Tiere verenden elendig. Das ist verabscheuungswürdig und feige.“ Dabei treffe es nicht nur Hunde. „Auch freilaufende Katzen sind in höchstem Maße gefährdet.“ Dem Verein bleibe nur, in den sozialen Medien zu warnen, wenn wieder ein Killer-Köder gesichtet wurde.

Klinik-Chef spricht von „Sadismus“

Was treibt Menschen dazu, Hunde töten zu wollen und die mehr als 17.000 Hundehalter in Bochum in Angst und Schrecken zu versetzen? Prof. Georg Juckel, Leiter der LWL-Psychiatrie, spricht von einer „besonderen Form des Sadismus“. Streitpunkt Nummer 1: Hundekot, der nicht entsorgt wird. Aus Ärger wird Wut. Aus Wut wird Hass. „Der Täter will sich rächen. Dabei will er nicht nur das Leben des Hundes auslöschen. Er will auch den Besitzer aufs Schlimmste bestrafen. Er empfindet Lust am Leid und an der Qual, das Liebste zu verlieren.“

Dabei bieten todbringende Hundeköder aus Tätersicht ein ideales Ventil. Juckel: „In Zeiten, in denen die Hemmschwelle für gesellschaftliche Aggressionen ständig niedriger wird, kann der Verursacher hier die Gewissheit haben, ein nur sehr geringes Risiko einzugehen, erwischt und bestraft zu werden.“

Tierschutzvereins-Vorsitzender Michael Schneider rät dringend zum Besuch der Hundeschule, Freddy, hier auf dem Arm von Dorothea Schneider, machte 2019 fleißig mit.
Tierschutzvereins-Vorsitzender Michael Schneider rät dringend zum Besuch der Hundeschule, Freddy, hier auf dem Arm von Dorothea Schneider, machte 2019 fleißig mit. © FUNKE Foto Services | Kerstin Buchwieser

Weitmarer warnen: „Passt auf eure Wauzis auf!“

In Weitmar wird der Täter im Umfeld des Fundortes vermutet. Von einem „Hundehasser“ ist die Rede, der schon häufiger Drohungen gegen Hundebesitzer ausgestoßen haben soll. Die Beweislage indes sei schwierig, sagt Polizeisprecher Marco Bischoff und bedauert: „Wir haben derzeit keine Anhaltspunkte auf den Verursacher.“ Fest stehe, dass ähnliche Straftaten in Bochum „immer wieder mal vorkommen. Auch für uns ist es nicht nachvollziehbar, wie man so etwas machen kann“.

Tierschützer empfehlen die Hundeschule

Als wirksame Vorbeugung vor Anschlägen mit Hundeködern empfiehlt Tierschutz-Vorsitzender Michael Schneider den Besuch einer Hundeschule.

„Schon im Grundkurs wird trainiert, dass der Vierbeiner nichts von der Erde aufnimmt – es sei denn, Herrchen oder Frauchen geben ihm ein Kommando.“ So werde die Gefahr gebannt, dass der Hund ein mit Gift, Nägeln oder Klingen durchsetztes „Leckerchen“ frisst.

Informationen zur Hundeschule an der Kleinherbeder Straße gibt es auf www,tierschutzverein-bochum.de , Telefon 0234/36 92 72 48.

Thorsten und Silke Grotehusmann bangen um ihre Hunde Mela und Santi, deren Kot sie „selbstverständlich“ regelmäßig entsorgen. „Das machen aber leider nicht alle so.“ Daher befürchten sie, dass es in ihrem Viertel weitergeht. Unglaublich: Einen Tag nach dem ersten Fund entdeckten sie in unmittelbarer Nähe wieder einen Köder. Wieder eine Wurst. Wieder mit Nägeln durchsetzt. Anlass für Thorsten Grotehusmann, per Facebook eine Warnung samt Köder-Foto in der Weitmar-Gruppe zu posten: „Passt auf eure Wauzis auf!“