Bochum. Hundeköder sorgen in Bochum weiter für Angst und Schrecken. Sie wurden in Weitmar und Langendreer entdeckt. Die Tiere sollen qualvoll verenden.
Erneut sind in Bochum gefährliche Hundeköder aufgetaucht. In Weitmar warnen Plakate vor den todbringenden Leckerchen. In Langendreer kam ein Vierbeiner knapp mit dem Leben davon.
Das Landschaftsschutzgebiet am Rande des Gewerbegebietes Rombacher Hütte ist ein beliebter Ort für Hundefreunde. „Hier herrscht kein Leinenzwang“, sagt Carsten Saiko (50), der täglich mit seinen Hunden im Weitmarer Grün unterwegs ist. „In Bochum gibt es viel zu wenige städtische Hundewiesen. Hier haben die Tiere beim Gassigehen genügend Auslauf.“
Hundeköder in Bochum: Rasierklingen in Leberwurst
Das wäre einem Hund im Rombacher Holz beinahe zum Verhängnis geworden. Ein Hundefreund, berichtet Carsten Saiko, habe ihm erzählt, dass er in der vergangenen Woche „in etwas Matschiges“ getreten sei. „Als er nachschaute, war der Schock groß: Es war eine Leberwurst, durchsetzt mit Rasierklingen.“
Carsten Saiko wurde sofort aktiv. In den sozialen Medien wurden Warnungen gepostet. Zudem ließ der Bochumer sechs Plakate drucken und befestigte sie an den Eingängen zum Landschaftsschutzgebiet. „ACHTUNG Hundebesitzer! Hier wurde Leberwurst mit Rasierklingen gefunden!“, heißt es auf den Plakaten. „Bitte leint Euren Hund auf den Wegen an und passt besonders gut auf. Das Zeug kann überall liegen!“
Auch andere Tiere sind in Gefahr
Carsten Saiko mag nicht begreifen, wie man „zu solcher Grausamkeit fähig sein kann“. Er geht von einem gezielten, kaltblütigen Vorgehen eines Hundehassers aus: „Hunde inhalieren Leberwurst. Die bleibt niemals liegen. Die Klingen reißen die Speiseröhre und den Magen auf. Die Tiere verenden elendig.“ Das drohe nicht nur Hunden, sondern auch Katzen, Füchsen und der Dachs-Familie, die im Rombacher Holz heimisch geworden ist.
Motte verschluckte rostige Nägel
„Ich bin fix und fertig, runter mit den Nerven. Man hört immer so viel und liest eine Menge darüber, aber denkt nicht, dass es einen selbst erwischt.“ Yvonne Kube ist fassungslos. Anders als in Weitmar blieb es bei der Langendreerin nicht beim Versuch, ihre Hündin Motte zu töten. „Es war ganz knapp.“
Es geschah am vergangenen Freitag. Nach einem Spaziergang Am Neggenborn musste sich Motte erbrechen. Offenbar war im Park („Woanders war ich mit Motte nicht“) ein Hundeköder mit rostigen Nägeln ausgelegt worden, die sich im Erbrochenen und im Kot der Hündin wiederfanden.
Baguette war wohl der Köder
Sofort fuhr die 45-Jährige zum Tierarzt. Motte wurde geröntgt. Dabei wurden zwei weitere Nägel im Magen entdeckt – insgesamt wares es zwölf. Gut, dass die Hündin so robust ist. Inzwischen hat sie alle Nägel ausgeschieden. Motte geht es gut. Von inneren Verletzungen ist sie wohl verschont geblieben.
Auch Yvonne Kube hat unverzüglich gehandelt. In der Facebook-Gruppe „Langendreer ist nett“ warnt sie: „Passt auf eure Hunde auf!“ Eine Facebook-Freundin antwortet: „Mich erschreckt, dass tatsächlich solche Leute in unserer Nachbarschaft leben.“ Inzwischen ahnt Yvonne Kube auch, mit welchem Köder ihre Hündin angelockt wurde: „Eine Bekannte hat ganz in der Nähe ein Thunfisch-Baguette entdeckt. Es war mit Nägeln gespickt.“
In Weitmar war es ganz knapp
Ebenfalls in Weitmar hatten vor zwei Wochen zwei Hundeköder Angst und Schrecken verbreitet. Die mit Nägeln drapierten Mettwürste waren an der Steigerstraße ausgelegt worden. Ein Hund hatte eine Wurst bereits im Maul. Die Besitzer sprechen von „großem Glück“, dass ihr geliebter Vierbeiner den Köder nicht verschluckt hat.
Sowohl der Bochumer Tierschutzverein als auch die Polizei berichten, dass Hundeköder regelmäßig am Straßenrand oder in Grüngebieten platziert werden. Prof. Georg Juckel, Leiter der LWL-Psychiatrie, spricht von einer „besonderen Form des Sadismus“. Streitpunkt Nummer 1: Hundekot, der nicht entsorgt wird. Aus Ärger wird Wut. Aus Wut wird Hass. Juckel: „Der Täter will sich rächen. Dabei will er nicht nur das Leben des Hundes auslöschen. Er will auch den Besitzer aufs Schlimmste bestrafen. Er empfindet Lust am Leid und an der Qual, das Liebste zu verlieren.“
Tierschützer empfehlen Hundeschule
Als Schutz vor Hundehassern empfiehlt Michael Schneider, Vorsitzender des Tierschutzvereins, den Besuch einer Hundeschule. Hier lernen die Vierbeiner, ohne Zustimmung von Frauchen oder Herrchen nichts von der Erde aufzunehmen. So werde die Gefahr gebannt, dass der Hund ein mit Gift, Nägeln oder Klingen durchsetztes Leckerchen frisst.