Ückendorf. Gewerbetreibende zeigen großes Interesse an der Umrüstung auf Solarstrom. Bei der Infoveranstaltung ist der Umwelt-Aspekt beherrschend.

Bei Sonnenschein gleichzeitig schwarz zu sehen und das als gutes Omen zu deuten, ist nur ein vermeintlicher Widerspruch. Denn es geht um Photovoltaik, um Solarstrom, der in Gelsenkirchen wahrlich kein Schattendasein führt. Wenn auch Stadtrat Christopher Schmitt, Beigeordneter für Wirtschaftsförderung, zunächst zurückgreifen musste. Denn den Titel „Solarstadt“ konnte sich Gelsenkirchen nicht ganz sichern, die Solarsiedlung in Bismarck und der Wissenschaftspark in Ückendorf allerdings stehen für erfolgreiche Etappen. Was Wunder, dass eben dort der Informationsabend „Photovoltaik im Gewerbe“ auf reges Interesse stieß.

Fortschritte in der Technik

Den „Solardeckel“ habe die Bundespolitik kürzlich aufgehoben, zudem machten technologische Entwicklungen rund um die Elektromobilität und die Energiespeicherung den Solarstrom auch im gewerblichen Bereich zunehmend attraktiver, beschrieb der Untertitel des Vortragsabends. Die Potenziale der Stadt seien durchaus „sonnig“, leitete Schmitt ein. Die Stadt erarbeite gerade ein Konzept für zehn bis 30 Jahre, und habe der Fokus bei der Solarenergie bisher auf dem Sektor Wohnen und Privathäusern gelegen, verschiebe er sich nun Richtung Gewerbe.

Thorsten Ellenbeck, Wolfgang Jung, Dr. Christopher Schmitt und Nils Wolter (v.l.) setzen auf Solarenergie für die Zukunft.
Thorsten Ellenbeck, Wolfgang Jung, Dr. Christopher Schmitt und Nils Wolter (v.l.) setzen auf Solarenergie für die Zukunft. © WAZ | Uli Kolmann

Rahmenbedingungen umriss Carl-Georg Graf von Buquoy von der Energie-Agentur NRW. So sei bei der Installation von Photovoltaik-Anlagen auf Dachflächen in der Regel keine Baugenehmigung nötig, oder auch die Ausrichtung der Paneele Richtung Süden technisch nicht mehr nötig. „Ost-West“ verspreche gleichmäßigere Einstrahlung und Nutzen ohne „Mittags-Spitzen“.

Auch Thorsten Ellenbeck, Ingenieurbüro für Energie-Effizienz, machte neugierig, als er beispielhaft vorrechnete, welche Leistungen moderne Anlagen, gerade in Kombination bieten könnten.

Damit spielte er den Ball zu Nils Wolter, Juniorchef eines mittelständischen Sanitärunternehmens in Resse, das sich zum umfassenden Umschalten entschlossen hatte. Auslöser waren schlicht, dass das Dach einer Halle überholt werden musste und die Firma sich am neuen Standort in Resse vergrößern konnte. Dennoch war es sicherlich unternehmerisch ungewöhnlich, Photovoltaik, Blockheizkraftwerk und Batteriespeicher installieren zu lassen, die sich laut Prognose erst nach gut elf Jahren amortisieren würden.

„Diese Kombination war noch kaum bekannt, als wir zu diesem Standort umzogen“, räumte der Juniorchef ein. Er machte dennoch klar, dass er mit diesem Modell und den nach nun gerade einem halben Jahr vorliegenden Berechnungen durchaus andere Firmen animieren wolle, für das Klima zu investieren.

Wissenschaftspark

Mit einem der größten auf einem Dach errichteten Solarstromkraftwerke zeigte der Wissenschaftspark 1996 weltweit erstmalig, dass die Gewinnung von Solarstrom auch in Ballungsräumen und in Mitteleuropa ohne große Flächenvernichtung sinnvoll ist. Beim Bau der Anlage wurden gezielt Unternehmen aus der Region berücksichtigt. Sechs Millionen Mark wurden investiert.

Damit habe der Veranstaltungsort das Thema „praktisch auf der DNA“ meinte Wolfgang Jung, einer der beiden Geschäftsführer.

E-Transporter noch problematisch

Unter dem Strich konnte er nun zufrieden darauf verweisen, dass die Firma seitdem gut 301 Tonnen CO2 eingespart hatte. Allerdings hatte der Bau der Anlage etwa vier Wochen, die Genehmigung zur Einspeisung ein Dreivierteljahr gedauert. Und die Umstellung der Firmenflotte auf E-Transporter scheiterte bisher an der Reichweite und den Preisen für die Fahrzeuge. „Wir haben aber bisher nicht eine einzige Kilowattstunde aus dem Stromnetz bezogen.“