Resse. Die Sanitärfirma Wolter in Gelsenkirchen nähert sich immer weiter der ausgeglichenen Energiebilanz. Die Stadt Gelsenkirchen begrüßt den Einsatz.

Der Hausherr stapelte erfrischend tief zur Begrüßung: „Das ist nicht die größte Anlage in Gelsenkirchen, aber sie gibt ganz klar die Botschaft: Fast jeder kann die Energiewende, sie rechnet sich und macht Spaß“. Aufgeräumt empfing Theodor Wolter, Seniorchef der Wolter Sanitär GmbH, den kleinen Kreis der Gäste, um das neue CO 2-neutrale Konzept für den Betrieb vorzustellen.

„Die Firma Wolter als Traditionsunternehmen hat sich das Thema Energiewende auf die Fahnen geschrieben“, wusste Stadtrat Dr. Christopher Schmitt, Vorstand der Wirtschaftsförderung, zu unterstreichen, „immerhin in einer Stadt, die 2011 ihr Konzept Gelsenkirchen 2020 zum Erreichen der CO 2-Neutralität aufgelegt hat. Und wenn das nun in diesem Jahr ausläuft, werden die Konzept 2030 oder 2050 auf den Weg gebracht.“

Klimaschutz im Blick

Sebastian Spiller (r.) plaudert vor dem Transformator auf dem Betriebsgelände in Gelsenkirchen-Resse mit Theodor (l.) und Nils Wolter über das CO 2-neutrale Betriebskonzept.
Sebastian Spiller (r.) plaudert vor dem Transformator auf dem Betriebsgelände in Gelsenkirchen-Resse mit Theodor (l.) und Nils Wolter über das CO 2-neutrale Betriebskonzept. © FFS | Lutz von Staegmann

Dieses Unternehmen „auf dem Weg“ stehe auch dafür, erfolgreich Neues zu erarbeiten. „Besonders in der von Corona geprägten Zeit trägt das dazu bei, dass das Thema Umwelt- und Klimaschutz nicht in den Hintergrund gerät. Als Stadt Gelsenkirchen freuen wir uns sehr über solches Engagement, denn es verfolgt die gleichen Ziele wie die Stadtverwaltung“.

Im Juni 2019 wurde auf dem Hallendach des Betriebs auf einer Gesamtfläche von 4000 Quadratmetern eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 705 Kilowatt errichtet. Die Energieerzeugung soll damit bei 600.000 Kilowattstunden im Jahr liegen und bedeutet eine Investition von 600.000 Euro. Anfang April ist nun auch ein Batteriespeicher mit einer Kapazität von 60 Kilowattstunden zugeschaltet. Juniorchef Nils Wolter beschrieb, die Investition könne sich in elf Jahren amortisieren. Großen Wert legt das Unternehmen darauf, energietechnisch unabhängig zu werden, weshalb auch der Batteriespeicher große Bedeutung bekommt.

Solarzellen in Ost-West-Ausrichtung

Aber auch die Ausrichtung des Hallendachs mit der Sonne, in Ost-West-Richtung, sorgt für gleichmäßig nutzbare Energie. Das Dach einer zugekauften Halle wurde bei der Erneuerung auch gleich mit den schwarzen Paneelen bestückt. Die Speicherkapazität soll sich nun im Winter beweisen, wenn weniger Sonnenenergie gewonnen werden kann.

Erfahrung in Photo-Voltaik

1951 machte Theodor Wolter senior den Schritt in die Selbständigkeit und gründete die Firma an der Middelicher Straße. Mit Sohn Theodor junior und Enkel Nils sind die zweite und dritte Generation in seine Fußtapfen getreten. Seit Ende der 50er Jahre ist die Heizungstechnik eins der Arbeitsfelder.

Vor 16 Jahren wurde das erste Blockheizkraftwerk auf dem Firmengelände in Betrieb genommen, zur gleichen Zeit die erste Photovoltaik-Anlage. In Anlagenbau, Projektgeschäft, Wartung und Service arbeiten 50 Mitarbeiter, darunter neun Auszubildende.

Der Fuhrpark des Hauses soll langfristig ohne Spritkosten betrieben werden und die neutrale Bilanz unterstützen, wenn die Fahrzeuge aus rein ökologisch produziertem Strom betrieben werden. Allerdings spielte Nils Wolter auch einen Rückpass in Richtung Politik, denn ein Monteur im Sanitärgewerbe habe ohne Weiteres 300 Kilometer am Tag zu Baustellen und Kunden zurückzulegen, und nicht überall gebe es Möglichkeiten, einen Stromer auch aufzuladen.

Fuhrpark auf Akku umstellen

Eine Stromzapfsäule für Pkw, einer der Bausteine des Betriebskonzeptes der Firma Wolter in Gelsenkirchen.
Eine Stromzapfsäule für Pkw, einer der Bausteine des Betriebskonzeptes der Firma Wolter in Gelsenkirchen. © FFs | Lutz von Staegmann

Sobald die Ladeinfrastruktur und die Reichweite der Akkus es zulassen, soll der Woltersche Fuhrpark schrittweise von Verbrennern auf elektrobetriebene Fahrzeuge umgestellt werden.

Nils Wolter rechnete die primärenergetische Bilanz vor: über die Photovoltaik-Anlage können demnach 600.000 Kilowattstunden erzeugt werden, 35.000 KWh über die Kraft-Wärme-Kopplung. Gegenüber rechnete er einen Verbrauch von 60.000 KWh Strom, 165.000 KWh Gas zum Heizen, 440.000 KWh Diesel für den Fuhrpark und 48.000 KWh für die Pellet-Anlage, und damit eine statistisch positive CO 2-Bilanz von gut 360.000 Kilowattstunden Primärenergie.