Gelsenkirchen. . Knapp 900 Photovoltaik-Anlagen sind bislang installiert. Potenzial ist weiterhin vorhanden – für Kommunen ist das Geschäft aber wenig rentabel.

Vor vielen Jahren befand sich Gelsenkirchen auf dem Weg zur selbsternannten Solarstadt. Mit privaten und öffentlichen Photovoltaik-Anlagen (PV) erzeugte die Stadt Strom aus Sonnenenergie. Hype und Förderung sind etwas verpufft, aber heute besteht immer noch Potenzial.

886 PV-Anlagen speisen derzeit ins Netz des Strombetreibers Emscher-Lippe-Energie (ELE) ein. Damit liegt Gelsenkirchen im Vergleich der zwölf Städte aus der Emscher-Lippe-Region im Mittelfeld. Die Spitzenstädte haben deutlich mehr Anlagen: Dorsten (1522), Bottrop (1252), Marl (1024). Dahinter liegt noch Recklinghausen (980) vor Gelsenkirchen.

In der Emscher-Lippe-Region im Mittelfeld

Armin Hardes sieht viel Potenzial auf den Dächern von Gelsenkirchen.
Armin Hardes sieht viel Potenzial auf den Dächern von Gelsenkirchen. © Martin Möller

Neue Anlagen würden sich für Privatleute lohnen, sagt Gelsenkirchens Klimaschutz- und Solarbeauftragter Armin Hardes: „Die Förderung ist zwar zurückgegangen, aber es rentiert sich für Privatpersonen heute weiterhin, wenn jemand seinen Energieverbrauch viel über Solarstrom generiert.“ Immerhin sei es auf Dauer wirtschaftlich, wenn Strom selbst erzeugt und genutzt wird, statt ihn über einen Anbieter zu bezahlen. Hardes denkt dabei auch in Richtung Zukunft, in der Elektromobilität eine größere Rolle spielen könnte. Die private Stromerzeugung würde dabei der Selbstversorgung dienen.

Das Umweltamt hat ein Solardachkataster entworfen, aus dem die Potenziale im gesamten Stadtgebiet hervorgehen. „Für diese Karte wurde der genaue Neigungswinkel der Dächer von einem Satelliten berechnet und Schatteneinfall, etwa durch Hochhäuser, beachtet. Nur kleinere Störfaktoren wie beispielsweise Bäume sind nicht erfasst“, erklärt Stadtsprecher Martin Schulmann.

Großes Potenzial auf Flachdächern

Dabei ist erkennbar, dass vor allem um die Emscher herum in Erle und Schalke-Nord großes Potenzial besteht. In diesem Bereich gibt es viele Industriegebäude mit Flachdächern, etwa im Gewerbepark A42. Dort können Solaranlagen schätzungsweise 95 bis 100 Prozent der nutzbaren Sonneneinstrahlung einspeisen. Ähnlich sieht es in Scholven aus und auf dem Gebäudekomplex von Uniper in Hassel.

Im Bereich der Wohnhäuser gibt es ebenfalls geeignete Stellen. Unter anderem die Pfeilstraße in Beckhausen, die Malteserstraße in der Neustadt oder die Erich- und Vandalenstraße in Bulmke-Hüllen.

Auf dem Dach des Gelsendienste-Betriebshofes sind mehr als 4000 Solarzellen angebracht
Auf dem Dach des Gelsendienste-Betriebshofes sind mehr als 4000 Solarzellen angebracht © Martin Möller

Möglichkeiten bestehen zudem auf öffentlichen Gebäuden. So sah das Land NRW zuletzt auf über 600 Gebäuden Potenzial für Solaranlagen. An oder auf Gebäuden der Stadt Gelsenkirchen gab es in jüngster Vergangenheit keine neuen Anlagen. Dies sei aufgrund zu geringer Energievergütung seitens des Bundes für Kommunen nicht mehr rentabel. „Dennoch muss der Einzelfall geprüft werden“, sagt Schulmann, der weitere städtische Solaranlagen nicht ausschließt.

Solaranlagen auf 31 städtischen Gebäuden

Aktuell werden auf 31 städtischen Gebäuden 35 PV-Anlagen betrieben. 19 davon von der Stadt selbst, die restlichen 15 von externen Anbietern. Anlagen gibt es unter anderem auf dem Hans-Sachs-Haus, dem Grillo-Gymnasium, der zentralen Feuerwache oder dem Südstadion.