Gelsenkirchen-Hassel. Die Zeche Westerholt liegt auf der Stadtgrenze zwischen Herten und Gelsenkirchen. Das Gelände soll jetzt im großen Stil umgebaut werden.

Der Fotograf war restlos begeistert. „Unfassbar“, sagte er immer wieder, die Kamera am Auge, den Finger am Auslöser. Eigentlich sollte der junge Mann Investoren aus dem Ruhrgebiet bei ihrer „Investorentour Ruhr“ begleiten und die Aktion fotografisch dokumentieren. Doch angesichts der verlassenen Zeche Westerholt in Gelsenkirchen mit ihren Industrie-Prachtbauten, zwischen denen sich die Natur ihren Weg bahnt, ging mit ihm die Fotografenleidenschaft durch, und statt Menschen fotografierte er große Gebäude und kleine Details.

Investorentour Ruhr: Bei dieser Veranstaltung, organisiert von der Immobilienkonferenz Ruhr, ging es darum, Investoren und Menschen aus der Immobilienbranche zu potenziellen neuen Standorten zu bringen. Für die Städte also eine gute Gelegenheit, die Werbetrommel für ausgewählte Projekte zu rühren. Die Gruppe von etwa 30 Leuten war am Mittwochvormittag in Bochum aufgebrochen und hatte sich zunächst Standorte in Oberhausen und Bottrop angesehen, am frühen Nachmittag kam der Bus an der Zeche Westerholt an.

Gelsenkirchens OB: „Beide Städte sind wild entschlossen“

In der Kaue hängen noch die Körbe von der Decke.  
In der Kaue hängen noch die Körbe von der Decke.   © Matthias Heselmann

Dort wurden die Tour-Teilnehmer von Oberbürgermeister Frank Baranowski und seinem Hertener Amtskollegen Fred Toplak begrüßt – schließlich liegt die Zeche genau auf der Stadtgrenze. Baranowski bemühte sich dann auch sogleich, etwaige Sorgen der potenziellen Investoren zu zerstreuen: Die Tatsache, dass zwei Städte an dem Projekt „Neue Zeche Westerholt“ beteiligt seien, hieße nicht, dass man es mit einer doppelten Bürokratie zu tun habe. Aus diesem Grund befinde sich eine Entwicklungsgesellschaft in Gründung, an der die beiden Städte und die RAG Montan Immobilien beteiligt seien, und die fester Ansprechpartner für Investoren sein soll. „Beide Städte sind wild entschlossen, diese Fläche zu entwickeln“, beteuerte der Gelsenkirchener OB.

Fred Toplak, Bürgermeister von Herten, stimmte ihm zu: „Die Beteiligung von zwei Städten macht das Projekt nicht schwieriger, sondern spannender“, sagte er. „Die Neue Zeche Westerholt spielt eine bedeutende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region.“

In der Kaue hängen noch die Kleiderkörbe von der Decke

Bernd Lohse, designierter Geschäftsführer der neuen Entwicklungsgesellschaft, führte die Gruppe über das Gelände.
Bernd Lohse, designierter Geschäftsführer der neuen Entwicklungsgesellschaft, führte die Gruppe über das Gelände. © Matthias Heselmann

Designierter Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft ist Bernd Lohse, bisher bei der RAG Montan Immobilien, und er übernahm nach Begrüßung und Imbiss die Führung über das Gelände. Im Dezember 2008 wurde hier die letzte Kohle gefördert, doch wenn man die Kaue betritt, könnte es erst gestern gewesen sein, dass der letzte Bergmann das Gebäude verlassen hat: Die Kleiderkörbe hängen immer noch an ihren Ketten unter der Decke, in einem Korb stecken immer noch die klassischen, grünen Badelatschen.

Mit solchen Schauwerten kann Bernd Lohse die Tourteilnehmer beeindrucken, die staunend in der großen Halle der Kaue stehen. Doch er hat auch Handfestes zu bieten: In den nächsten zehn bis zwölf Jahren soll aus der Zeche Westerholt die „Neue Zeche Westerholt“ werden: eine Mischung aus Gewerbe- und Dienstleistungsareal sowie attraktivem Wohnquartier. Das 39 Hektar große Gelände wird unterteilt in Flächen für Gewerbe, Mischgebiet, Stadterweiterung und Wohnen, in der Nähe des zukünftigen S-Bahn-Haltepunkts der Linie 9 ist außerdem Einzelhandel geplant.

Der Förderturm soll erhalten bleiben

Dabei sollen viele der Gebäude der ehemaligen Zeche erhalten bleiben, unter anderem auch die Kaue. Die beiden Torhäuser an der Egonstraße wurden bekanntlich schon renoviert. Derzeit abgerissen wird die große Kohlenwäsche. Erhalten bleibt dafür der Förderturm: Er soll als weithin sichtbare Landmarke auf die Zeche Westerholt hinweisen. Gute Fotomotive wird das Gelände auch in Zukunft zu bieten haben.