Gelsenkirchen-Hassel. 50 Bürger entwickelten Ideen für die Nutzung der Zeche Westerholt in Gelsenkirchen und Herten. In einem Bürgergutachten wurden sie übergeben.

Seit Jahren wird um die Zukunft der 2008 geschlossenen Zeche Westerholt gerungen – es gab ein Werkstattverfahren, einen Masterplan und die Einbindung der Mercator-Stiftung als Förderer und Moderator des interkommunalen Projekts der Städte Gelsenkirchen und Herten sowie der RAG. Nun kommt ein „Bürgergutachten“ in Zusammenarbeit mit der Bergischen Universität Wuppertal dazu: Hertens Bürgermeister Fred Toplak nahm es im Torhaus der Neuen Zeche Westerholt entgegen.

Es ist das Ergebnis einer dreitägigen intensiven Diskussion von 50 repräsentativ ausgesuchten Bürgern aus Hassel und Westerholt im Alter zwischen 16 und 86 Jahren, die im Juli stattfand. Rund 150 Empfehlungen, Ideen und Stellungnahmen sind dabei zusammengekommen, auf 60 Seiten wurden sie zum „Bürgergutachten“ zusammengefasst.

Klimaneutralität und gute Anbindung an den ÖPNV ist Bürgern wichtig

Hertens Stadtbaurat Christoph Heidenreich (1.v.l.) hat zusammen mit Bürgermeister Fred Toplak (Mitte) und Bernd Lohse (r., Mercatorstiftung) das Bürgergutachten entgegengenommen. Es wurde stellvertretend für alle Beteiligten von Rita Andraszak (2.v.l.) und Rebecca Söchtig (2.v.r.) überreicht.
Hertens Stadtbaurat Christoph Heidenreich (1.v.l.) hat zusammen mit Bürgermeister Fred Toplak (Mitte) und Bernd Lohse (r., Mercatorstiftung) das Bürgergutachten entgegengenommen. Es wurde stellvertretend für alle Beteiligten von Rita Andraszak (2.v.l.) und Rebecca Söchtig (2.v.r.) überreicht. © Anika Meierhenrich

Ganz wichtig ist allen die Klimaneutralität und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Es gab u.a. Anregungen zu einem nachhaltigen Kompetenzzentren Bildung und zu ebenso nachhaltigen Arbeitsplätzen etwa im Forschungsbereich, Vorschläge für Mehrgenerationenprojekte, für Kultur (etwa eine Bühne), mehr Grün, die Nutzung von Rad und E-Scootern, Angebote für die Jugend.

Die Ergebnisse des Gutachtens müssten jetzt sondiert und ausgewertet werden, so Bürgermeister Toplak und Hertens Stadtbaurat Christoph Heidenreich. Dann könne entschieden werden, was realistisch umsetzbar ist. Die Öffentlichkeit solle weiterhin mit beteiligt bleiben. Toplak wie Heidenreich freuten sich über die „engagierte Bürgerarbeit“.

Auf der Fläche sollen Gewerbe, Wohnungen und Grün entstehen

Auch Bernd Lohse von der Mercator-Stiftung sagte, der Prozess der offenen Bürgerbeteiligung sei wichtig für das Projekt „Neue Zeche“. Für ihn seien die Bürger die Besten um zu bestimmen, wie es werden soll. Es sollten die tun, „die genau hier leben“. Langfristig sollen auf dem ehemaligen Zechenareal Gewerbeflächen, Wohnungen und viel öffentliches Grün entwickelt werden.

Baurat Heidenreich bedauerte, dass der Prozess für das stadtübergreifende Projekt zwischen Marler- und Bahnhofstraße, Bahnlinie und Egonstraße so lange dauere. Planungsrechtliche Hürden müssten genommen werden, und das brauche Zeit: Aus der Bergbaufläche müsse planungsrechtlich zunächst Siedlungsfläche werden, um aktiv vorgehen zu können. Dennoch hofft Heidenreich, dass die Städte Herten, Gelsenkirchen und die RAG nun schnell eine Gesellschaft zur Entwicklung des Zechenareals gründen werden und auch ein erstes Bebauungsplanverfahren starten könne. „Und hoffentlich schon bald gibt es es erste Abrissarbeiten zu sehen.“

Optimistisch äußerte sich der Baurat zum neuen Bahnhof Westerholt für die Verlängerung der S-Bahnline 9: „Es ist geplant, 2021 mit dem Bau zu beginnen, mit dem Fahrplanwechsel 2021/22 könnte er in Betrieb gehen.“ Entstehen werde er aber auf Wunsch der Bahn nicht an der Bahnhofstraße in Westerholt, sondern eher in Höhe des alten Bahnhofs. Zunächst gebe es nur einen Zugang von Süden. „Es soll aber auch ein zweiter Zugang vom Zechengelände her eingerichtet werden“, sagte er.