Essen. Über 70 Investoren sahen sich am Mittwoch im Ruhrgebiet um. Dezentrale Verwaltungen wegen Corona könnten Schub für Region bringen.

Trotz des eklatanten Gewerbeflächen-Mangels gibt es im Ruhrgebiet doch noch Standorte, auf denen neue Unternehmen angesiedelt werden können. Am Mittwoch kam die beachtliche Anzahl von mehr als 70 Investoren aus ganz Deutschland in die Region, um sich vor Ort ein Bild zu machen, wo sie möglicherweise ihr Geld ausgeben wollen.

Die größte Bühne der Immobilien-Branche ist traditionell die Expo Real im Oktober in München. Wegen der Corona-Pandemie kocht die internationale Schau in diesem Jahr aber nur auf Sparflamme. Umso größere Bedeutung hatte die Investoren-Tour, zu der Ruhrgebiets-Wirtschaftsförderer Rasmus Beck am Mittwoch eingeladen hatte. „Das große Interesse der Investoren ist ein wichtiges Zeichen: Die Region kann schneller als andere aus der globalen Corona-Hängepartie kommen“, sagte der Geschäftsführer der Business Metropole Ruhr GmbH. „Corona darf keine Ausrede sein. Wir müssen gerade jetzt weiter für Investitionen werben. Das Ruhrgebiet darf nicht abwarten, es muss aufholen“, so Beck.

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Den Appell werden die Revier-Oberbürgermeister, die an den jeweiligen Standorten die mit Bussen angereisten potenziellen Investoren begrüßten, gern hören. Einen Zwischenstopp legte die Tour auch in Herne ein. Dort führte OB Frank Dudda (SPD) die Unternehmens-Vertreter über den „Schloss-Campus“, auf dem der Stadtchef gern Technologie- und Dienstleistungsunternehmen ansiedeln will.

Herne will ans Wasser

„Unser stadtplanerisches Ziel ist es, neue Lagen an das Wasser zu bringen. Deshalb haben wir jetzt unseren Masterplan Wasserlagen auf den Weg gebracht“, erklärte Dudda. Auf der ehemaligen Zeche Unser Fritz sei das bereits gelungen. Der Schloss-Campus sei der zweite Schritt. „Unterstützer von außen nehmen wir gerne an Bord“, sagte Dudda auch im Hinblick auf ein weiteres Großprojekt, das die Stadt Ende des Jahres ausschreiben will – das Rathauscarrée in Wanne-Eickel.

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Die Rundreise führte die Delegation neben Gelsenkirchen, Duisburg, Bochum und Marl auch nach Voerde. Unweit der Duisburger Stadtgrenze steht die Ruine des bereits abgeschalteten Kohlekraftwerks der Steag. Der idyllische Standort direkt am Rhein kann nicht von den rund 660 Millionen Euro profitieren, die der Bund dem Ruhrgebiet für den Ausstieg aus der Kohleverstromung bereitstellt. Die Stilllegung erfolgte vor Verabschiedung des Kohleausstieggesetzes. Das Areal des Steag-Kraftwerks Duisburg-Walsum ein paar Kilometer weiter rheinaufwärts indes soll in den Genuss kommen. Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit, Energie und Logistik will Bürgermeister Dirk Haarmann (SPD) hier ansiedeln.

Dezentrale Verwaltungen Chance fürs Ruhrgebiet

Dirk Leutbecher, Geschäftsführer des Recklinghäuser Immobilienagentur Stony Real Estate, zeigt sich zuversichtlich, dass das Revier trotz der Pandemie Magnet für Investoren bleibe: „Corona wird den Büroflächenmarkt verändern. Statt großer Zentralen werden Unternehmen auf dezentrale Dependancen setzen. Das bietet Chancen gerade für das bevölkerungsreiche Ruhrgebiet.“ Diese Entwicklung könne der Region einen Schub geben.“