Gelsenkirchen. An der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen bestreiten Schüler den Alltag mit Projekt- statt Fachunterricht. Das wird scharf kritisiert.

An der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen bestreiten Schüler und Lehrer in den ersten drei Wochen nach den Ferien den Schulalltag mit Projekt- statt Fachunterricht in Mathe, Deutsch oder Englisch. Erst ab Monatsende soll der Unterricht nach Angaben der Bezirksregierung Münster „wieder ganz normal laufen“. Behörde und Schulleitung gaben an, die Vorgehensweise sei abgesprochen gewesen. Aus Schulkreisen hingegen wird der Vorwurf laut, die Schule habe „ihre Hausaufgaben nicht gemacht“.

Vorwurf: „Schulleitung hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht“

Die Kritik aus dem Schulumfeld ist massiv: „Drei Wochen lang findet kein Fachunterricht in Mathe, Deutsch oder Englisch statt. Stattdessen haben die Kinder Projektunterricht. So ist eine gezielte Vorbereitung auf kommende Klassenarbeiten nicht möglich. Und die Lehrer wissen nicht, wen sie wann und wie lange unterrichten – die Schulleitung hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht.“

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Die Bezirksregierung Münster als Aufsichtsbehörde und die Schulleitung bestätigen den Wegfall des Fach- zugunsten des Projektunterrichts, verteidigen diese Vorgehensweise aber als geplante Maßnahme, um künftiges Lernen auf Distanz – die Corona-Pandemie und ihre Folgen sind ja kaum absehbar – bestmöglich für alle vorzubereiten und dazu das nötige Anwenderwissen zu vermitteln.

Die Bezirksregierung Münster als Aufsichtsbehörde und die Schulleitung bestätigen den Wegfall des Fach- zugunsten des Projektunterrichts an der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen, sie verteidigen diese Vorgehensweise aber als geplante Maßnahme, um künftiges Lernen auf Distanz
Die Bezirksregierung Münster als Aufsichtsbehörde und die Schulleitung bestätigen den Wegfall des Fach- zugunsten des Projektunterrichts an der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen, sie verteidigen diese Vorgehensweise aber als geplante Maßnahme, um künftiges Lernen auf Distanz © Funke Foto Services GmbH | Olaf Fuhrmann

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Gelsenkirchener Schüler und Lehrer üben den Umgang mit Plattform „iserv“

Wie Schulleiterin Maike Selter-Beer und die Bezirksregierung Münster auf Anfrage erklärten, werden die Schülerinnen und Schüler in dieser Woche (17. bis 21. August) im Präsenzunterricht in der Benutzung der digitalen Serverplattform „iserv“ fit gemacht, über die Klassen und Kurse Aufgaben erhalten. „Alle sollen das Lernen auf Distanz in Zukunft beherrschen“, sagte Maike Selter-Beer. Man wisse ja nicht, was auf einen noch zukomme. „Nach der Urlaubszeit steigen die Infektionszahlen wieder. Durch die Organisationsform in festen Lerngruppen können wir zudem eine starke Durchmischung und eine mögliche Verbreitung des Corona-Virus verhindern.“

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In jeder Klasse werden beim Training mit „iserv“ zwei Lehrkräfte eingesetzt. In der darauffolgenden Woche (24. bis 28. August) wird dann die ursprünglich für den Herbst vorgesehene Projektwoche vorgezogen. „Hier wollen wir dann mit dem Kollegium Methoden für die unterschiedlichen Lerntypen entwickeln und fachbezogen unterrichten. Manchen fällt das Lernen beim Lesen einfacher, anderen beim Hören“, sagte Gesamtschulleiterin Selter-Beer. Zu den Fächern gehörten dann selbstverständlich auch Mathe, Deutsch und Englisch.

Maike Selter-Beer Leiterin der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen. Foto: Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services
Maike Selter-Beer Leiterin der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen. Foto: Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services © Funke Foto Services GmbH | Olaf Fuhrmann

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Gelsenkirchener Gesamtschule und Bezirksregierung: Projektwoche war abgesprochen

Der Wechsel von Fach- auf Projektunterricht ist laut Bezirksregierung Münster und Schulleitung bereits vor den Ferien abgesprochen worden. Notwendig geworden sei die Umstellung wegen des Ausfalls von Kolleginnen und Kollegen durch Krankheit, erhöhtem Ansteckungsrisiko oder Schwangerschaft, so Selter-Beer. „Außerdem waren noch einige Klassenumzüge zu regeln, und einige organisatorische Fragen waren zu klären“, erklärte die Bezirksregierung zu den Hintergründen der Maßnahme. „Ab dem 31. August wird der Unterricht wieder ganz normal anlaufen. Dann erhalten die Schülerinnen und Schüler auch ihren Stundenplan.“

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Unterrichtsverteilung und Stundenpläne werden an der Gesamtschule Berger Feld nach eigenen Angaben „von Schulleitung, Stellvertretung und Kollegium gemeinsam erarbeitet, die Erstellung der Stundenpläne übernimmt dann die stellvertretende Schulleitung“. Ein Computerprogramm hilft dabei. Auf der Webseite der Schule ist der Organisationsrahmenplan für die Jahrgänge für die Projektwochen veröffentlicht.

Schulzeiten entzerrt - nicht nur in Corona-Zeiten

Die Schüler kommen versetzt zum Unterricht. Und das nicht nur in Corona-Zeiten, sonder üblicherweise, um beispielsweise die Organisation des ÖPNV besser auszurichten. Im Runderlass des Schulministeriums ist ein Unterrichtsbeginn im Zeitkorridor von 7.30 bis 8.30 Uhr festgelegt.

In Gelsenkirchen haben laut Stadtverwaltung Gymnasien im Norden beispielsweise einen späteren Unterrichtsbeginn (8.20 Uhr) als die Realschule Mühlenstraße oder die Gesamtschule Buer-Mitte (8 Uhr). Das Berufskolleg am Goldberg beginnt sogar bereits um 7.30 Uhr.

Die Gymnasien im Süden beginnen früher (7.45 Uhr) als zum Beispiel die Gesamtschule Ückendorf oder die Evangelische Gesamtschule (8 Uhr). Das Berufskolleg Königstraße beginnt den Unterricht ebenfalls um 8 Uhr, während am Berufskolleg für Technik und Gestaltung um 7.30 Uhr Unterrichtsbeginn ist.

An der Gesamtschule Berger Feld beginnen die ungraden Jahrgänge um 7.50 Uhr und beenden den Unterricht um 13.15 Uhr. Die geraden Jahrgänge kommen um 8.40 Uhr und beenden den Unterricht um 14.15 Uhr. So kann auch das Mittagessen in der Mensa entzerrt werden. Es gibt Kurzunterrichtsstunden vom 30 Minuten.

Gelsenkirchener Gesamtschulen: „Normalen Unterrichts- und Stundenplan erstellt“

An der Gesamtschule Bismarck und an der Gesamtschule Buer-Mitte sind Stunden- wie Unterrichtspläne bereits zum Schulstart erstellt worden. Auch hier ist das ein Zusammenwirken von Leitung und Vertretern aus dem Kollegium. Wie die Leiter Volker Franken (GS Bismarck) und Vize Ralf Greiwe (GS Buer) berichten, ist dieses Schuljahr „alles andere als normal“. Dennoch haben die Schulen es geschafft, einen weitgehend „normalen Unterrichts- und Stundenplan zu erstellen“.

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In Buer fehlen beispielsweise 17 Lehrkräfte im Präsenzunterricht, damit möglichst wenig Unterricht wegfällt, ist hier der Ganztag zusammengelegt worden. In Bismarck gibt es vier Lehrer mit Vorerkrankungen, sie sind im Distanzunterricht eingebunden, dazu werden die jüngeren Jahrgänge im Verband unterrichtet.