Gelsenkirchen-Buer. Ein leerer Schulhof, die Eltern der Neuen warten vor dem Tor, Masken vor jedem Gesicht: Szenen vom ersten Schultag in Gelsenkirchen.
Für den Pressetermin stehen sie auf dem ansonsten leeren Schulhof der Gesamtschule Buer Mitte in Gelsenkirchen im Kreis, mit Masken trotz großem Abstand: Sieben Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrer, um über ihren ersten Schultag nach den Ferien zu berichten. Sie sind -- mit nur einer Ausnahme -- froh, endlich wieder regelmäßig in die Schule zu dürfen. Die Zehntklässler Lena, Nico, die Siebtklässler Hanna und Lilly und die Sechstklässler Leonie und Luis freuen sich auf die Rückkehr in feste Strukturen, den Austausch mit Mitschülern, die Rückmeldungen zu ihren Aufgaben und Leistungen. Jannick (15) ist zwiegespalten. Für ihn war der Distanzunterricht nach Corona-Regeln in Ordnung, die Ausstattung daheim passte.
Viele waren im Distanzunterricht auf das Smartphone angewiesen
Das galt längst nicht für alle, auch hier nicht. Viele waren für Unterricht und Aufgaben aufs Smartphone angewiesen wie Nico (16), der Austausch zwischen Lehrern und Schülern habe "unterschiedlich gut" funktioniert. "Einige ältere Lehrer waren damit überfordert. Dann hieß es, wir können nicht alles kontrollieren, aber wenn wir dann die Hausaufgaben nicht richtig gelöst hatten, wussten wir das nicht, und vielleicht hat man den Fehler bei der nächsten Aufgabe wiederholt...", zweifelt Lena am Erlernten. Unterm Strich habe der Distanzunterricht schon funktioniert, betonen alle, aber "ich finde es wichtig, wieder eine feste Struktur zu bekommen. Und die Motivation ist in der Schule auch besser", erklärt Lilly (12) ihre Vorliebe für die "echte" Schule.
An diesem ersten Schultag mit Maske und Hitzefrei war das Lernpensum allerdings auch überschaubar. Vor allem Organisatorisches stand auf dem Plan, wer wann Unterricht hat, wie die Fördergruppen unter Corona-Regeln unterrichtet werden, wie die Mensa funktioniert, warum die Jahrgänge im festen Verband bleiben müssen und differenzierte Unterricht gemeinsam stattfinden muss. Die Abschlussfahrt ihrer 10er ist schon abgesagt, "total schade", findet sicher nicht nur Lena. Die verschiedenen Jahrgänge beginnen und beenden den Schultag hier zeitlich versetzt, um Enge zu vermeiden. Im ganzen Stadtgebiet gelten an Schulen leicht versetzte Startzeiten, mit Absicht, um die Busse nicht zu voll zu machen.
"Die persönliche und die soziale Ebene sind zentral für Kinder"
"Wir sind froh, dass wir die Kinder wiedersehen", versichert auch Lehrer Adam Borosch (43) und Kollege Burak Güney nickt zustimmend. Die beiden sind optimistisch, was den Präsenzunterricht angeht. "Es hat sich bestätigt, was die Fachliteratur sagt: die persönliche und die soziale Ebene sind zentral für Kinder", erklärt Adam Borosch. Genau das zeige sich jetzt. Das Konzept des Regelunterrichts mit Nase-Mund-Masken findet Schulleiterin Ulrike Purz "hart, aber sinnvoll". Sie ist auch froh, dass im kommenden Schuljahr auch die Arbeit im Distanzunterricht benotet werden soll, falls es wieder dazu kommt. "Das unterstützt auch die Schüler, motiviert sie besser, die Aufgaben auch zu machen. Sie brauchen die Rückmeldung."
IServ während des Lockdowns eingeführt
Burak Güney ist Informatiklehrer, die Technik war für ihn natürlich kein Problem und auch die ersten digitalen Strukturen gab es an dieser Schule längst, die bereits vor Jahren eine Digitalklasse und ein Mentorensystem dafür einführte. "Aber für diesen Distanzunterricht ohne jede Vorbereitung gab es natürlich kein Konzept, als der Lockdown begann. Wir haben auch genau in der Zeit planmäßig die IServ-Ausstattung von der Stadt bekommen. Da haben wir alle Schüler erreichen müssen, Fragen zum Login beantworten, Unterschriften für den Datenschutz einsammeln...Aber wenn es jetzt erneut Distanzunterricht geben sollte, sind wir darauf vorbereitet", versichert Ulrike Purz. Auch bei der Ausstattung mit Endgeräten für jene, die zuhause keine Geräte zur Verfügung haben, arbeite man an unbürokratischen Beschaffungsmöglichkeiten, sei im Gespräch mit Unternehmen, die dabei helfen könnten. Bis die von Bund und Land finanzierten Geräte vor Ort ankommen, dürfte schließlich noch mancher Monat ins Land gehen.
Noch kein Konzept für einzelne Schüler, die als Risikopatient nicht in die Schule kommen
Bislang gibt es an der Gesamtschule Buer Mitte (GBM) nur vereinzelt Schüler, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen aus gesundheitlichen Gründen. Die Regeln dafür sind allerdings auch strenger als vor den Ferien, wo auch Risikopatienten in der Familie als Grund akzeptiert war, nicht in die Schule zu kommen. Ein Konzept für den Distanzunterricht für diese einzelnen Daheimgebliebenen gebe es bislang nicht, räumt die Schulleiterin ein. Allerdings würden dabei sicher auch Lehrer eingebunden, die nicht für den Präsenzunterricht zur Verfügung stehen.
Relativ viele Plätze leer blieben am ersten Schultag in mancher Internationalen Förderklasse an der GBM. Zu ermitteln, warum das so ist und bei Bedarf an die Schulpflicht zu erinnern -- das ist eine der zahlreichen Zusatzaufgaben, die das Kollegium in den nächsten Tagen auf dem Zettel hat.
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