Gelsenkirchen. . Stadt plant in Folge der Diesel-Debatte ihre Verkehrszukunft. Ein erster Schritt für Umsteiger: Die Takterhöhung auf der Straßenbahn-Linie 302.

  • Wie soll sich der Verkehr in Gelsenkirchen bis 2030 verändern? Um diese Frage ging es am Donnerstag
  • Stadtvertreter diskutierten mit Verkehrsexperten und Unternehmern über die Mobilitätsmodelle der Zukunft
  • Car- und Rad-Sharing, Sammeltaxis und mehr Park-&-Ride-Stellplätze sind angedacht

Die Diskussion über die Mobilität der Zukunft für Gelsenkirchen hat Oberbürgermeister Frank Baranowski vor wenigen Wochen nach dem – für ihn aus Sicht der Stadt unbefriedigenden – Diesel-Gipfel in Berlin eröffnet. Fördermittel in Milliardenhöhe sollen zur Umstellung der Stadtverkehre fließen. Wie, an wen, nach welchen Kriterien? Das ist nach wie vor offen. Gelsenkirchen will dennoch vorbereitet sein. Und macht seine Hausaufgaben.

Ein umfassendes Mobilitätskonzept soll möglichst breit aufgestellt werden. „Das ist nichts, was man von heute auf morgen ändert“, sagt Baranowski. Es gehe langfristig um das Thema veränderte Mobilität, um bessere Verkehrssteuerung, um die Verbindung von Öffentlichem- und Individualverkehr, um Car- und Rad-Sharing, um Sammeltaxis, um den Ausbau der E-Mobilität. Eben darum, das „Nutzerverhalten in Richtung Umweltverbund zu stärken“ und Verkehre intelligent zu lenken, so Bogestra-Vorstand Gisbert Schlotzhauer.

Erste vorzeigbare Ergebnisse

Am Ende, steht für Baranowski fest, müssten so gute Angebote stehen, „dass die Menschen sie auch nutzen. Und es muss bezahlbar sein. Sonst wird das nicht funktionieren.“ Kurz- , mittel- und langfristig wird konzeptioniert. Die erste vereinbarte Gesprächsrunde mit 30 Teilnehmern (neben der Fachverwaltung Vertreter von Nahverkehrsbetrieben oder auch Technik- und Kommunikationsunternehmen wie Siemens) hat es am Donnerstag gegeben – und erste vorzeigbare Ergebnisse.

Im Blickpunkt: die Kurt-Schumacher-Straße im Bereich Schalke, jene neuralgische Strecke, auf der möglicherweise Diesel-Fahrverbote drohen, auf der die Schadstoffbelastung in Gelsenkirchen besonders hoch ist. Die Umsetzung eines Sechs-Punkte-Plans hat hier schon deutliche Entlastung beim Feinstaub gebracht. Die Stickoxid-Belastung bleibt das Problem. Einen kurzfristig erarbeiteten Vorschlag für eine weitere Entlastung will die Bogestra umsetzen, wohl schon zum Fahrplanwechsel im Winter. Zwischen Hauptbahnhof und Arena-Haltestelle soll dann die Bahnlinie 302 im Fünf-Minuten-Takt rollen.

Parkplatz an der Arena für Park-&-Ride nutzen

Der benachbarte Parkplatz dort soll zum Park-&-Ride-Stellplatz werden, erklärt Bogestra Geschäftsführer Jörg Filter. Ziel ist, weiteren Pkw-Verkehr aus der Kurt-Schumacher-Straße zu nehmen und Autofahrer zum Umstieg zu bewegen. Gleichzeitig sollen die Bus-Linien 380 und 381 ihre Funktion für die jeweilige Quartierserschließung behalten, auf dem Teilstück allerdings aus dem Netz genommen werden. Das heißt dann, z. B. am Ernst-Kuzorra-Platz: Umsteigen in die 302. Wohl ein kleiner Beitrag zur Schadstoffreduzierung und vor allem Symbolik. Denn Bogestra-Busse nach Euro-6-Norm haben nur einen minimalen Schadstoffausstoß.

Wie muss sich der Verkehr bis 2030 verändern?

Doch wichtig sei es eben auch, mit Blick auf ein Klageverfahren und drohende Fahrverbote (das Bundesverwaltungsgericht wird wohl Ende Februar 2018 entscheiden) weiter „Veränderungswillen zu zeigen“, findet Filter. Für Baudezernent Martin Harter geht es zunächst darum, Emissionswerte einzuhalten und drohende Fahrverbote zu vermeiden, aber eben vornehmlich auch um die Frage: „Wie soll sich der Verkehr in Gelsenkirchen bis 2030 verändern?“

>> Noch sind E-Busse nicht leistungsfähig

E-Antrieb ist aus Sicht der Nahverkehrsspezialisten der Bogestra aktuell (noch) keine Alternative für Busse. Bislang gibt es keine Fahrzeuge auf dem Markt, die annähernd leistungsfähig genug wären. Gleichwohl soll das Thema E-Mobilität bei allen Neuanschaffungen der Bus- oder auch der städtischen Flotte weiter Berücksichtigung finden.

Verfolgt werden Pilot-Projekte zu Oberleitungsbussen oder Sammeltaxis via App-Order wie sie in Duisburg testet werden.