Gelsenkirchen. . 903 E-Fahrzeuge sind in Gelsenkirchen zugelassen, 142 fahren nur mit Strom. Demgegenüber steht eine Infrastruktur von aktuell neun Ladestationen.
Die E-Mobilität ist zum Dauerbrenner unter den Polit-Themen geworden. Doch wer mit dem Gedanken spielt, ein E-Auto zu kaufen, muss sich auf Ärgernisse einstellen: Zunächst sind das hohe Anschaffungskosten. Aufschläge bis 30 Prozent sind je nach Modell und Ausstattung und trotz Umweltprämie keine Seltenheit. Halter, die ihre E-Autos nicht daheim laden können, müssen bisweilen lange suchen, bis sie eine Säule zum Stromladen finden. 5000 öffentliche Ladepunkte gibt es in etwa bundesweit. Zum Vergleich: die Zahl der klassischen Tankstellen liegt bei knapp 14.500. Und da sind die Stromkosten: Je nach Anbieter schlagen am Ende höhere Tarife als beim Haushaltsstrom zu Buche.
Wie steht es um die E-Mobilität in Gelsenkirchen? Ein Einblick:
Im Dezember 2018 waren hier nach Angaben von Stadtsprecher Oliver Schäfer „903 E-Fahrzeuge zugelassen, der Großteil (761) darunter sind Hybridfahrzeuge“ – also solche Autos, bei denen neben einem Verbrennungsmotor (Benzin, Diesel oder Erdgas) zusätzlich ein Elektromotor für Vortrieb sorgt. Rein elektrisch sind 142 Wagen unterwegs, 135 Kfz können extern aufgeladen werden.
Öffentliche Ladestationen teuer
Die Halter dieser Fahrzeuge finden neun Ladestationen im Stadtgebiet, „weitere acht bis zehn befinden sich in Planung“, sagt Peter Efing vom Versorger ELE (siehe Grafik). Eine dichtes Versorgungsnetz aufzubauen, ist teuer: Etwa 10.000 Euro kostet laut ELE eine Station, die eine 40 Kilowatt-Batterie (300 Kilometer Reichweite) in vier Stunden auflädt, 100.000 Euro die Schnellversion (30 Minuten).
Den Umstieg auf die E-Mobilität fördert der regionale Versorger „mit Zuschüssen für Kauf oder Leasing von E-Fahrzeugen, für die Anschaffung der Ladetechnologie daheim oder etwa mit einer Lade-Flatrate“, erklärt ELE-Sprecher Peter Efing. Wer bei der ELE einen Mobil-Tarif (Grundpreis 13,92 Euro/Monat, Arbeitspreis 24,86 ct/kWh) bucht, der „tankt“ in Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck sowie an deutschlandweit über 1.800 öffentlichen Stationen der ELE und der innogy eRoaming-Partner kostenlos.
Bogestra und Stadt rüsten ebenfalls auf
Auch Bogestra und Stadt forcieren den Ausbau der E-Mobilität. Die Verkehrsbetriebe „unterhalten 24 E-Pkw in ihrer Flotte für Dienstfahrten in Bochum und Gelsenkirchen, verteilt auf alle Betriebshöfe wurden 37 Ladepunkte errichtet“, sagt Bogestra-Sprecherin Karoline Rösner. 2020 werden auf zwei Linien (je eine in BO und GE) Elektro-Busse unterwegs sein.
Neu in den Dienst gestellt wurden unter der Woche fünf E-Fahrzeuge bei Gelsendienste und bei den IT-Spezialisten der Gelsenkirchener Kommunale Datenzentrale Emscher-Lippe (GKD-EL): drei Scooter (Transporter), „zwei für die Grünflächenpflege und einer für den Postdienst“, so Gelsendienste-Geschäftsführer Ulrich W. Husemann. Bereits im Bestand haben Gelsendienste vier VW e-up für Kontrollfahrten, ihr Strom wird über einen Solarcarport erzeugt.
Bund erstattet 90 Prozent der Mehrkosten
Zudem sollen „bald fünf Elektro-Kleinkehrmaschinen ihren Dienst hier verrichten“, auf elektrifizierte Müllwagen indes wird man etwas länger warten müssen, weil ihre Alltagstauglichkeit bislang an der Technik scheitert – eine Müllpresse braucht immense Mengen Energie.
Husemanns Kollege Peter Hauptmanns von GKD-EL freut sich über drei neue E-Autos, einen Scooter und zwei Kleintransporter.
OB Frank Baranowski betonte bei der Präsentation der neuen E-Autos, dass all dies nur möglich ist, „weil der Bund 90 Prozent der Mehrkosten der E-Fahrzeuge gegenüber einem vergleichbaren Auto mit herkömmlicher Antriebstechnik erstattet“. Alles andere sei etatmäßig nicht darstellbar.
Erdgas und Wasserstoff sind untergegangen
Nicht unerwähnt ließ das Stadtoberhaupt, dass es neben dem von Bund und Autoindustrie so vehement beworbenen E-Antrieb „auch noch Wasserstoff und Erdgas als Alternativen“ gebe.
Richtig, sie sind untergegangen in der laufenden Diskussion. Auch bei Gas-Autos hemmt der höhere Preis die Nachfrage – bis zu 6.000 Euro Differenz etwa bei einem VW Polo. Wartezeiten von mehr als einem Jahr oder gar keine Verfügbarkeit nach Angaben eines großen VW-Händlers tun ihr Übriges, um Wechselwillige zu vergällen.
Ladestation am Sportpark eingeweiht
Nach den acht öffentlichen E-Ladesäulen in Ge
lsenkirchen, die von der ELE betrieben werden, hat nun auch Gelsenwasser seine erste öffentliche Ladestation. Auf dem Parkplatz des Schalker Sportparks an der Kurt-Schumacher-Straße können Fahrer von Elektro- oder Hybridautos ihren Wagen neuen Saft geben. Den Anfang machte am Freitag Martin Rinke, Geschäftsführer des Schalker Sportparks. Nach kurzer Erklärung von Gelsenwasser-Projektleiter Thorsten Watermeier weihte er die Ladesäule ein.
„Der stark frequentierte Standort hier inmitten der Stadt ist ideal, um den Bedarf und die Akzeptanz zu testen“, sagte Watermeier. Bei erfolgreicher Inanspruchnahme des Angebots sei ein weiterer Ausbau denkbar. Rinke – der vor einem halben Jahr auf einen Hybridwagen umgestiegen ist – ergänzte: „Wir freuen uns, dass unsere Besucher ihr Fahrzeug jetzt komfortabel vor der Tür laden können. Es wird Zeit, dass sich beim Ladesäulen-Angebot mehr tut“
Bezahlung mit und ohne Vertrag möglich
Die Bezahlung ist sowohl mit als auch ohne Vertrag möglich. Beim vertragsgebundenen Laden kann sich der Fahrer mit der Karte eines Anbieters autorisieren. Ohne Vertrag kann bequem per Paypal, EC- oder Kreditkarte abgerechnet werden.
Elektro-Autos bekommen im Betriebsalltag von Gelsenwasser eine immer größere Bedeutung. Derzeit sind es 19 Fahrzeuge an verschiedenen Standorten, für die alte Dieselfahrzeuge ausgemustert wurden. In Zukunft dürfte die Zahl steigen: 23 weitere E-Fahrzeuge sind bereits bestellt.