Gelsenkirchen. Die zentralen Einrichtungen für Flüchtlinge in Gelsenkirchen haben ausgedient. Aktuelle Zahlen zeigen aber, dass weiter Asylsuchende ankommen.
An der Sutumerfeldstraße in Beckhausen kreist die Abrissbirne. Bagger schaufeln die letzten Überreste eines Hauses weg, das zuletzt von Flüchtlingen bewohnt war. Die Stadt hatte die Immobilie während der Flüchtlingskrise von der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GGW) angemietet. Nun wird sie nicht mehr benötigt. Kein Einzelfall: Auch andere temporäre Unterkünfte für Geflüchtete sind verlassen. Dabei kommen nach wie vor Asylsuchende hier an, wie aktuelle Zahlen zeigen.
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Zurzeit leben nach Angaben der Stadt 7626 Flüchtlinge in Gelsenkirchen, darunter 2871 Kinder und Jugendliche. Mitte 2019 sind es 6760 gewesen. Nach wie vor stammen die meisten von ihnen aus Syrien: 55 Prozent sind aus dem dortigen Kriegsgebiet geflohen. Wegen der anhaltenden Unruhen in ihrem Heimatland erhalten viele einen sogenannten subsidiären Schutz, also unter anderem eine Aufenthaltserlaubnis von zunächst einem Jahr.
Nutzung als Wohnfläche ist laut GGW nicht denkbar
Gelsenkirchen war laut Stadtsprecher Oliver Schäfer zwar „in der guten Lage, Flüchtlinge dezentral im Stadtgebiet unterbringen zu können“, zum Höhepunkt der Krise 2016 gab es dennoch mehrere zentrale Unterkünfte, etwa an der Westerholter Straße, in zwei Sporthallen an der Bredde- und Wildenbruchstraße, in einer später abgebrannten Traglufthalle in Schaffrath und in der St.-Theresia-Kirche in Hassel. Weil viele Gelsenkirchener sich bereit erklärt haben, Flüchtlinge aufzunehmen und zahlreiche weitere inzwischen in eigenen Wohnungen untergekommen sind, werden diese Einrichtungen nicht mehr benötigt.
„Die verstreuten zentralen Unterbringungen haben wir aufgegeben“, sagt Schäfer. Um den Verbleib einiger Immobilien kümmert sich nun die GGW. An der Sutumerfeldstraße hat die Wohnungsgesellschaft keine Alternative zum Abriss gesehen, nicht nur, weil die Immobilien recht alt und daher sanierungsbedürftig gewesen seien: „Eine Nutzung als Wohnfläche ist künftig wegen der Nähe zur Raffinerie nicht denkbar, sagt Geschäftsführer Harald Förster.
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Längst abgerissen wurden die Häuser an der Westerholter Straße nahe der ehemaligen Kinderklinik. „Es gibt aber noch städtische Unterkünfte“, sagt Schäfer. An der Katernberger Straße hat die Stadt zehn Häuser von der GGW angemietet, in denen 225 Geflüchtete leben, in 16 Variohäusern an der Adenauerallee wohnen weitere 122. Außerdem, so der Stadtsprecher, gebe es noch weitere Satelliten-Standorte, in denen insgesamt 93 Personen untergebracht sind.
Rund 85.000 Euro für Integration
Der Integrationsrat hat vorgeschlagen, wie die Zuschüsse zur Betreuung von Flüchtlingen aus dem Haushalt 2020 aufgeteilt werden sollen. Insgesamt stehen 85.146 Euro bereit.
50.000 Euro davon soll das Diakoniewerk bekommen, knapp 20.000 Euro die Pari Sozial gGmbh Emscher-Lippe.
Wohnsitzauflage läuft aus
Warum der Bedarf an Wohnungen für Asylsuchende weiterhin nicht abreißt, hat Uwe Gerwin, Leiter des Referats Integration, bei der letzten Sitzung des Integrationsrates erklärt. Das liege nicht nur daran, dass nach wie vor Menschen nach Deutschland kommen, um dort Schutz zu suchen: „Wir beobachten auch, dass mit Auslaufen der Wohnsitzauflage neue Flüchtlinge nach Gelsenkirchen kommen.“
Grundsätzlich dürfen Geflüchtete nach Erteilung der Aufenthaltserlaubnis den Wohnort nicht einfach wechseln. Weil in den Jahren 2015 und 2016 ein Großteil der Menschen nach Deutschland kamen, ist diese Frist nun abgelaufen. Der günstige Wohnraum, die aktive syrische Gemeinschaft und die Aussicht, hier Arbeit zu finden, sind für Gerwin mögliche Gründe für einen Umzug nach Gelsenkirchen.
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