Gelsenkirchen. . Technik ist (fast) alles: Knapp die Hälfte der Einbrüche in Gelsenkirchen scheitert. Die Polizei will GGW-Mietern deshalb beim Nachrüsten helfen.

Stefan Eismann setzt den großen Schraubendreher am Fensterrahmen an, hebelt zwei mal kurz und das Fenster steht offen. Auch wenn es nur eine Demonstration war, das Erstaunen darüber, wie leicht das ging, steht dem Prokuristen der Gelsenkirchener gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GGW) ins Gesicht geschrieben. Davor, so hat er beschlossen, muss er seine Mieter schützen. Die Polizei soll dabei helfen.

Hilfe, die dringend nötig ist: „Wir haben aktuelle Fälle in Rotthausen. Es gibt Mieter, die sogar kündigen, weil sie sich nach einem Einbruch einfach nicht mehr sicher fühlen“, so Eismann. Das soll sich durch eine enge Zusammenarbeit mit der Polizei ändern. Die Experten aus dem Bereich Kriminalprävention wollen Mieter aufklären, wie sie ihre Wohnung vor unerwünschten Besuchern schützen können. Außerdem sollen Fachleute einen prüfenden Blick auf Neubauprojekte und Außenanlagen werfen.

Verunsicherung nach wie vor groß

„Wir wollen, dass die Bürger sehen, dass wir für sie da sind“, sagt Polizeipräsidentin Anne Heselhaus-Schröer bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen GGW und Polizei am Donnerstag. Denn trotz kontinuierlich sinkender Einbruchszahlensei die Verunsicherung an vielen Stellen groß: „Da geht es um die Intimsphäre, das trifft die Leute.“ Auch Fälle mit besonders dreist agierenden Tätern verstärkten das Unsicherheitsgefühl.

Anne Heselhaus-Schroer und Stefan Eismann unterschreiben einen Kooperationsvertrag.
Anne Heselhaus-Schroer und Stefan Eismann unterschreiben einen Kooperationsvertrag. © Foto Pressestelle Polizei Gelsenkirchen

Neben der Kampagne „Riegel vor!“ sucht die Polizei daher offensiv den Austausch. Insgesamt mit sieben Wohnungsunternehmen, darunter auch Vivawest, gibt es nun Kooperationen. Mit 5000 Wohnungen und 12.500 Mietern im Stadtgebiet erreicht der neueste Partner erneut viele Menschen.

Sicherheitscheck dauert maximal zwei Stunden

Über die Mieterzeitung will Eismann für das Thema sensibilisieren und auf die Beratungsangebote der Polizei aufmerksam machen. 1,5 bis zwei Stunden dauert der Sicherheits-Check im Präsidium. Wer im Anschluss nachrüsten möchte, soll unterstützt werden. „Wir werden Sicherheitsmaßnahmen generell genehmigen und auch von unseren Handwerkern durchführen lassen“, verspricht Eismann.

Plakette für gut gesicherte Wohnungen

Wer nach der Beratung seine Wohnung nachrüstet, kann dafür ein „Zuhause sicher“-Siegel erhalten.

Die Polizei berät Interessierte kostenlos zum technischen Einbruchsschutz. Termine unter 0209 365 8422.

Auch Senioren können sich beraten lassen – zum Beispiel zum Thema „Enkeltrick“. Infos unter 0209 365 8412.

Die Kosten, so Heselhaus-Schröer, seien für Mieter überschaubar. „Mit ein bisschen finanziellem Aufwand haben sie einen riesigen Effekt.“ Und der sei bereits messbar. Knapp die Hälfte aller Wohnungseinbrüche endete im Versuchsstadium – oft wegen guter Sicherheitstechnik. Bettina Hartmann, Leiterin des Präventionskommissariats: „Wir spüren ein größeres Interesse, sich im Vorfeld zu informieren.“