Gelsenkirchen-Ückendorf. . Die Kunststation Rheinelbe bleibt wegen der Trauer um Bernd Mauß geschlossen. Schau von Vereinskünstlern und Eröffnung an der Bochumer Str. 109.
„Tür auf“ – am kommenden Wochenende, 4. und 5. Mai, ist es wieder soweit. Kunstschaffende in Ückendorf öffnen ihre Ateliers, um sich vorzustellen und ihre Arbeiten zu zeigen (und zu verkaufen). Doch diesmal ist zu den diversen bekannten Ateliers im Stadtteil ein gemeinsamer Ausstellungsort hinzugekommen: An der Bochumer Straße 109 zeigen zehn Künstlerinnen und Künstler ihre Zeichnungen, Gemälde, Fotografien, Lichtobjekte und Installationen.
Eingeweiht wird diese neue Heimstatt der Galeriemeile mit dem offiziellen Start zur „Tür auf 2019“ am Samstag, 4. Mai um 14 Uhr. Oberbürgermeister Frank Baranowski und der neue Vereinsvorsitzende Frank Helferich übernehmen die Eröffnung, „Boogie Man“ Thomas Nowak stimmt am Piano mit Rhythm’n Blues und Boogie Woogie ein.Das Motto: Popkorn und Chardonnay.
Die Dependance als Kunstobjekt
Ein unscheinbarer Eingang neben dem Stadtteilbüro führt in ein schmales, gewundenes Wendel-Treppenhaus, aus dem drei Ausstellungsetagen erwachsen. Eine „Neue“ im Verein, Bärbel Frank, hat denn auch gleich dieses Treppenhaus genutzt, es mit einem „Red and Green Chaos“-Geflecht aus Fäden sinnfällig vernetzt. Ihr Schwerpunkt sind taktile Arbeiten; „Tako – Kunst zum Anfassen“ mit Holz, Watte und Seidenstrümpfen ist ihr Schwerpunkt.
Assoziationen zu menschlichen Gesichtern
Im ersten Raum im Erdgeschoss begrüßen kleinformatige Assoziationen menschlicher Gesichter den Besucher, eigens für diese Wand von Marion Mauß geschaffene kleine Gemälde mit verschiedenen, angedeuteten Gesichtszügen. Auf die schwarze Wand gesetzt, passend in die vorgefundenen, aufgezeichneten Rahmen. Die Wohnung an der Bochumer Straße 109 selbst atmet noch den Charme des Unfertigen mit seinen abgewohnten Tapeten, der Kunst indes tut das keinen Abbruch. Ebenfalls im Erdgeschoss zeigt Roland Berger Fotografien mit übersehenem Sehenswertem aus der Nachbarschaft mit verblüffenden Effekten. Regina Klein lenkt in ihren Fotoarbeiten den Blick auf Details, blickt hinter die Dinge, sucht die schönen Aspekte. In der Ausstellung zeigt sie Eindrücke eines Spaziergangs zur Himmelsleiter.
Wunderbares „Licht im Schacht“ vom Neuzugang
Auch Idur Eckle hat die neuen Räume selbst zum Kunstobjekt erhoben: Für sein eindrucksvolles Poster setzte er ein Model ins Zentrum des auch grafisch reizvollen Wendeltreppenhauses. Simone Kamm, ein Neuzugang bei der Galeriemeile, nutzt Nischen im Raum, um ihre warmen Lichtobjekte zum Thema „Licht im Schacht“ zu präsentieren. Ihre aus Spargelschalen handgeschöpften Reliefs mit LED-Beleuchtung strahlen warm von innen und zeugen von Hochachtung vor Material und Thema. Marion Falkowski zeigt Panorama-Fotografie, zusammengesetzt aus bis zu 40 Einzelfotografien. In ihren Arbeiten fächert sie die Arena ebenso auf wie Brücken, verändert den Blick auf Räume und Architektur.
Vom Tanz ums schwarz-rot-goldene Kalb
Im Obergeschoss zeigt Frank Helferich den aktuellen Tanz ums schwarz-rot-goldene Kalb. Beim Kalb allerdings handelt es sich um eine Dose. Eine rote, eine blau-gelbe und eine schwarze Dose, liegend, leer; sie erinnern nicht zufällig an Parteien. Die Wand daneben gehört Gaby Rottes. Die Halfmannshof-Künstlerin zeigt leuchtende Fotografien auf gebürstetem Aluminium. Der Titel der Reihe, in der die Fotografin Licht und Schatten auslotet und so nahezu dreidimensionale Effekte erzeugt: „Mondlicht“.
Farbintensive Menschenbilder von den Eckles
René Sikkes, ebenfalls vom Halfmannshof, stellt in der neuen Dependance Teile seiner „Hybrid-Serie“ vor: fotografisch collagierte Fiktion, Fantasieblumen, mit Papier aufs Foto gesetzt. Roman Pilgrim beschränkt sich hier auf zwei Arbeiten aus seiner 2018er-Serie, in denen er einen Rückblick auf die von ihm in den letzten genutzten Techniken wirft. Ilsebill Eckle gibt hier eine Kostprobe ihrer farbintensiven „Menschenbilder“, großformatige Gemälde, die den Kontakt zum Betrachter herzustellen trachten.
13 Ausstellungsorte an zwei Tagen geöffnet
13 Ausstellungsorte zählt die Galeriemeile diesmal zwischen Halfmannshof und „ue12“. Die maximale Entfernung beträgt gangbare 2,7 Kilometer – gutes Schuhwerk kann dennoch nicht schaden. Wer bei den Eckles am „ue12“ (Ückendorfer Str. 12) startet, wird „In Farbe und bunt“ begrüßt. Dazu gibt es Samstag und Sonntag ab 16 Uhr einen Vortrag im Haus. Über die Spichernstraße, wo „Frau Zagorny malt“, über die Bergmannstraße 32 mit dem Eurasia Kulturverein und Roman Pilgrim, der über die Hintergründe seiner Berlin-Flucht aufklärt, geht es zur Hausnummer 37, ins Artdepot von Renate Brändlein, die Skulpturen aus Altmaterial zeigt.
Vom „Aufbäumen“ und „Eulenweisheiten“
An der Nr. 53 wartet der Bund Gelsenkirchener Künstler mit der Ausstellung „Aufbäumen“ von Christian Hardick und Monika Stolarczyk-Salehian und einer „Spontanen Lesung“ Samstag um 18 Uhr. Heinz Stein hat an der Bergmannstraße 65 das Thema „Eulen und Licht vertragen sich nicht“: mit Holzschnitten, Skulpturen und „Eulenweisheiten“ am Samstag, 16 Uhr, und Sonntag. 15 Uhr.
Heimat aus der Sicht von jungen Flüchtlingen
Über die neue Dependance an der Bochumer Str. 109 geht es weiter zu Christoph Lammert (Nr. 108) zu seinen „Verortungen“. Im Wissenschaftspark (Munscheidstr.) warten unter dem Titel „Eye_Land“ subjektive Deutschland-Bilder auf Besucher: den Blick auf die zweite Heimat bannten junge Geflüchtete aufs Fotopapier. Am Samstag um 16 Uhr gibt es hier ein Klavierkonzert mit einem koreanischen Pianisten (Sonntag, 11 Uhr auch im Eurasia Kulturverein, mit Vernissage). An der Leithestraße 111 in der Alten Schmiede zeigt Jo Scholar Arbeiten der letzten Jahre, bereits am Freitagabend, 20 Uhr, gibt es ein Preview: „Was bleibt“.
Am Halfmannshof geht es auch um die Bibel
Am Halfmannshof (Halfmannsweg 50 und 52) zeigt Heinz Szamida neue Arbeiten, Dietmar und Regina Klein laden zum Werkstatt-Besuch zum Thema „Die Altar-Bibel“ mit Filmdokumentation und Fotos.
>>>Die Stationen sind am Samstag von 15 bis 20 Uhr und am Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt zu allem ist frei.
Die einzelnen Ausstellungsorte im Überblick
Eine Übersicht über die Ausstellungsorte nach der Eröffnungsveranstaltung am Samstag, 14 Uhr, Bochumer Str. 109. Die Veranstaltungen sind gefettet dargestellt:
1. Das Atelier des Ehepaars Eckle „ue12“, Ückendorfer Str. 12 mit „In Farbe und bunt“; Vortrag Samstag und Sonntag ab 16 Uhr.
2. „Frau Zagorny malt“, Spichernstraße 27.
3. Eurasia Kulturverein und 4. Roman Pilgrim, beide Bergmannstraße 32
5. Artdepot von Renate Brändlein, Bergmannstraße 37, Skulpturen aus Altmaterial.
6. Bund Gelsenkirchener Künstler, Domizil, Bergmannstraße 53 mit der Ausstellung „Aufbäumen“ von Christian Hardick und Monika Stolarczyk-Salehian, „Spontane Lesung“ Samstag um 18 Uhr.
7.Heinz Stein mit Holzschnitten und Skulpturen zum Thema „Eulen und Licht vertragen sich nicht“, Bergmannstr. 65,
„Eulenweisheiten“ Samstag 16, Sonntag 15 Uhr.
8. Galeriemeile-Dependance an der Bochumer Str. 109.
9. Christoph Lammert, Bochumer Str. 108, mit „Verortungen“.
10. Wissenschaftspark, Munscheidstraße, „Eye_Land“ subjektive Deutschland-Bilder. Der fotografische Blick auf die zweite Heimat von jungen Geflüchteten. Samstag um 16 Uhr Klavierkonzert mit einem koreanischen Pianisten (Sonntag, 11 Uhr auch im Eurasia Kulturverein, mit Vernissage).
11. In der Alten Schmiede, Leithestr. 111b, zeigt Jo Scholar Arbeiten der letzten Jahre, Freitagabend, 20 Uhr, Preview: „Was bleibt“.
12. Am Halfmannshof, Halfmannsweg 50, neue Arbeiten von Heinz Szamida.
13. Dietmar und Regina Klein, Halfmannsweg 52, Werkstatt-Besuch zum Thema „Die Altar-Bibel“ mit Filmdoku.