Gelsenkirchen. . Rot dominiert die Ausstellung „WAR // ist“ von Roman Pilgrim. Weitere Künstler unterstützen den Gelsenkirchener bei der Vernissage am 30. September.

Ein komplett in Rot gehaltenes Kunstwerk zeigt eine Atomexplosion, der Künstler Roman Pilgrim hält ein dunkelblau bemaltes Holzviereck mit der Aufschrift „WAR // ist“ in die Luft – die Buchstaben leuchten ebenfalls in einem kräftigen Rot. Das Rot dominiert generell die neue Ausstellung mit Pilgrim-Werken, die sich mit dem Thema Krieg und seinen verschiedenen Facetten befasst.

Doch warum Krieg? „Das Thema habe ich gewählt, weil ich das Gefühl habe, dass wir an einem gefährlichen Punkt sind. Überall auf der Welt finden derzeit Kriege statt. Trotzdem ist es für viele Menschen hier oft wie ein Film. Nachdem Sie einen Krieg über die Medien verfolgt haben, führen sie ihren Alltag weiter fort“, erklärt der 31-Jährige.

Für sein Kunstprojekt beschäftigte sich der Gelsenkirchener auch mit der Frage: Kann in einer Gesellschaft Frieden geschlossen werden oder braucht man Krieg, um Dinge neu zu sortieren? „Natürlich geht es viel um Macht, aber ein anderer Grund ist auch, dass Leute es nicht schaffen, in alltägliche Konfliktsituationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich denke, wenn wir das nicht können, wird es nie Frieden auf der Erde geben.“

Jedes Bild ist ein Entwicklungsprozess

Ein dritter Aspekt, den der Künstler mit seiner Arbeit bei den Menschen ins Bewusstsein rufen möchte: der Krieg mit sich selbst. „Viele verzweifeln oft daran, mit der eigenen Person, der Welt und der Gesellschaft klarzukommen. Wenn man nicht mit sich selbst im Reinen ist, führt das oft zu einer inneren Zerrissenheit, die das Aggressionspotenzial steigen lässt.“

Die Acrylgemälde sind zwar wie die vorherigen Werke des Malers abstrakt, aufgetragene Strukturfarbe lässt jedoch verschiedene Motive auf den Leinwänden erkennen. Jedes Bild sei ein Entwicklungsprozess. „Zwar starte ich mit einer Idee, aber beim Malen entwickelt sich diese. Somit ist ein Gemälde oft ein längerer Prozess“, erklärt Pilgrim und fährt fort: „Ich fühle mich als Künstler verpflichtet, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, aber auch weil es mir selbst sehr nahe geht.“ Ziel der Ausstellung sei auch eine Kritik an der Etablierung des Themas in der Gesellschaft und Wirtschaft.

Weitere Künstler bei der Vernissage

Am 30. September lädt Pilgrim um 19 Uhr zur Ausstellungseröffnung in die Räumlichkeiten von eurasia & pilgrim.art, Bergmannstraße 32, ein. Zwei weitere Künstler und ein Musiker unterstützen ihn bei seiner Vernissage. Verena Čojić mit bunter Kitschkunst mit Glitzer, Sven Piayda mit einer Soundinstallation, die ein beklemmendes Gefühl bei den Besuchern hervorrufen soll. Ein Pendant dazu gibt Singer-Songwriter Tommy Finke. Seine Musik, die den Alltag thematisiert, soll einen Kontrast zu der ernsten Thematik bilden.

Die Werke können anschließend jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr bis einschließlich 19. November in der Gelsenkirchener Galerie besucht werden. Mehr auf: www.WARist.de

Der Künstler Roman Pilgrim

Roman Pilgrim ist gebürtiger Gelsenkirchener. In Bismarck wuchs er auf. Heute lebt er in Ückendorf an der Bergmannstraße auf der so genannten Galeriemeile.

Schon immer war die Malerei eine Leidenschaft des heute 31-Jährigen, auch das Künstlerleben prägte ihn schon von klein auf. „Ich habe eine kreative Familie. Jetzt sind meine Eltern Rentner, aber zuvor arbeiteten beide als Opernsänger am Theater “, erklärt er. Auch wenn es ihn erst ins Gesundheitswesen verschlug – dort machte er eine kaufmännische Ausbildung, arbeitete dann als Assistent der Geschäftsführung in einem Pflegedienst – widmet er sich heute hauptsächlich der Kunst.

Vor drei Jahren entschied er sich, das Atelier an der Bergmannstraße zu beziehen. „Mein Lebensstil hat sich dadurch komplett geändert. Zuvor waren Arbeit und Privates getrennt, mittlerweile geht beides ineinander über“, erzählt er.

Neben der Kunst mischt er in weiteren Projekten mit. Er arbeitet für das Stadtteilentwicklungsprojekt „Revitalisierung der Bochumer Straße“, ist erster Vorsitzender des Vereins „Insane Urban Cowboys“ und nimmt parallel Auftragsarbeiten im Webdesign an. „Das hat sich alles mit der Zeit entwickelt, damit finanziere ich die Kunst.“

Sein Motto: Selbst aktiv werden

Allerdings lag ihm das Thema Heimat schon immer nahe. „Ich dachte mir irgendwann, wenn man selbst nicht was in der Stadt verändert, darf man sich auch nicht beschweren, dass nichts passiert. Man sollte nicht nur über die Politik meckern, sondern selbst aktiv werden.“ Die Netzwerkarbeit hält er dabei für wichtig.

Auch die Schwerpunkte seiner Kunstprojekte liegen in den Bereichen: Stadtentwicklung, Gesellschaft, Soziologie und kulturelle Entwicklung.