Gelsenkirchen. .
Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien und Flüchtlinge waren Dauerbrennerthemen im jetzt zu Ende gehenden Jahr. Die Stabstelle Zuwanderung hat seit Jahresbeginn konsequent den im Handlungskonzept beschriebenen Weg fortgesetzt. Unzumutbarer Wohnraum wurde versiegelt oder ganze Häuser – zumeist im Süden der Stadt – für unbewohnbar erklärt.
Zum Jahresende hat Gelsenkirchen die Zahl 100 im Blick: In fast 100 Internationalen Förderklassen (IFÖ) wird neben Zuwandererkindern der Nachwuchs aus der wachsenden Zahl von Flüchtlingsfamilien sprachlich fit gemacht, um anschließend ins Regelsystem integriert zu werden. Dabei stößt die Stadt immer mehr an ihre räumlichen und personellen Grenzen.
Ehemalige Hauptschule nimmt Flüchtlinge auf
Im Juli wird die leer stehende ehemalige Hauptschule an der Mehringstraße in Scholven zur Erstaufnahme-Stelle des Landes hergerichtet; Mitte September wird die Emscher-Lippe-Halle für zunächst ein halbes Jahr für denselben Zweck geblockt. Insgesamt leben Ende 2015 rund 3000 Flüchtlinge in Gelsenkirchen. Im Herbst ging die Stadt auf „Tournee“ und informierte in fünf Abendveranstaltungen die Bürger in allen Stadtbezirken über die aktuelle Lage. Ungebrochen ist die Welle der Hilfsbereitschaft für ankommende Flüchtlinge. Ehrenamtliche Hilfe wird über die Ehrenamtsagentur koordiniert, Initiativen wie etwa die Taskforce von Jürgen Hansen oder anGEkommen sind neben DRK, Caritas und Awo am Ball.
Neues Integrationsprojekt
Neben den längst etablierten mobilen Kitas (MoKi) kündigt die Stadt im Herbst für das kommende Jahr ein neues Integrationsprojekt an: In Kinderstuben sollen ein- bis dreijährige Kinder auf die Regel-Kita vorbereitet werden.
Für negative Schlagzeilen sorgt (neben dem Dauerbrenner Jugendamtsskandal, dem sich ein eigener WAZ-Rückblick widmet) am Ende der Sommerferien eine städtische Ferienfreizeit für Kinder und Jugendliche im sauerländischen Meinerzhagen. Schlechte Betreuung und schlechtes Essen kritisieren Eltern anschließend. In einem Fall soll es zu sexuellen Annäherung zwischen zwei Kindern gekommen sein.
Junge Menschen ohne Schulabschluss
Mitte August lenkt die aktuelle Caritas-Bildungsstudie den Blick auf ein anderes Problem: Die Quote der jungen Menschen, die 2013 die Schule ohne Hauptschulabschluss beendeten, ist in Gelsenkirchen auf 11,2 Prozent gestiegen. 2012 waren es noch 10,8 Prozent.
Im Mai legen Arbeitslose Hartz IV-Empfänger die Arbeitslosigkeit für die breite Öffentlichkeit sichtbar am Neumarkt nieder. Es sind wenige, die dabei Flagge zeigen. Insgesamt liegt die Zahl der Frauen, Männer und Kinder, die in Gelsenkirchen ihr Leben mit Leistungen nach SGB II bestreiten müssen, bei 49.000.
Suchtvorbeugung und unbedachtes Sterben
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Nicht nur aber auch mit Armut, Ausgrenzung uns sozialer Vereinsamung hat ein Thema zu tun, dass besonders Pfarrerin Dr. Zuzanna Hanussek umtreibt: unbedachtes Sterben. Bei den so genannten ordnungsbehördlichen Bestattungen, die sie regelmäßig mit ihrem katholischen Amtskollegen i.R. Hermann Zimmermann auf dem Hauptfriedhof durchführt, ist ihr der Abschied in Würde ein wichtiges Anliegen.
Von Null auf 1,3 Promille in einer Sekunde – Carsten Jahns, Verkehrsicherheitsberater der Polizei, ist bei solchen Selbstversuchen mit der Alko-Brille dabei: Der Rauschbrillenparcours gehört zu den Angeboten der vierten und bisher größten Kampagne „100 % (er)Leben“. 54 Kooperationspartner haben die Fachstelle für Suchtvorbeugung (Drogenberatung Kontaktcentrum), die die Kampagne maßgeblich vorbereitet hat, die Stadt und der Präventionsrat mittlerweile. Um die (junge) Zielgruppe zu erreichen, beginnt der Aktionstag im Juni schon zur besten Unterrichtszeit.
Kita-Streik
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Ab dem 11. Mai, seit Beginn des Streiks der Erzieherinnen und Sozialarbeiter im öffentlichen Dienst, wird die Geduld von Eltern, deren Kinder städtische Kitas besuchen, aufs Äußerste strapaziert. Ende Mai machen sie das Hans-Sachs-Haus zum Schauplatz einer Doppelaktion: drinnen streiken Eltern und Kinder, draußen SozialarbeiterInnen und Erzieherinnen. Unabhängig von ihrem Zorn über die unerträgliche (Nicht)Betreuungssituation für alle Kinder betonten sie allerdings: „Wir sind ja nicht gegen die Forderungen. Wir wollen, dass sie mehr Geld kriegen. Am besten gestern!“
Mit einer ungewöhnlichen Facebook-Offerte sorgt Unicblue-Chef Franz Przechowski im März für Wirbel. Er will Flüchtlingen einen Ausbildungsplatz geben. Er bleibt am Ball und stellt im August tatsächlich drei Flüchtlinge ein.