Gelsenkirchen. Ein Freundeskreis um Xhemalije Lala und ihre Söhne Indrit und Admir möchte die drohende Abschiebung der albanischen Flüchtlinge verhindern. Petition an den Landtag.
Der 17. November 2014 war ein Montag. Daran erinnert sich Admir Lala noch ganz genau. Es war der Tag, als der heute 29-Jährige mit seiner Mutter Xhemalije (57) und seinem Bruder Indrit (31) in Gießen eintraf und die Drei ihren Asylantrag stellten. In ihrem Heimatort Shkodra im Norden Albaniens fühlten sie sich nicht mehr sicher. Spätestens seit die Brüder in ihrer Lieblingskneipe in Shkodra Augenzeugen einer plötzlichen blindwütigen Schießerei geworden waren. Blutrache. 100 Schüsse, um einen Gast zu vertreiben ...
Die Lalas wurden Gelsenkirchen zugewiesen, wohnten erst in Buer, leben heute in Schalke. Indrit, der Ältere, hatte da immer noch an seinen Afghanistan-Erinnerungen zu knacken. Als Armee-Sanitäter erlebte der Krankenpfleger, wie sein Freund erschossen wurde. Wenige Monate nach seiner Rückkehr erlag dann Familienvater Lala seinem schweren Herzleiden. Die Operation hätte dem Mann vermutlich das Leben retten können. Aber Korruption regiert in Albanien auch das Gesundheitswesen, wie Admir Lala berichtet. „Meine Eltern und wir haben immer gearbeitet, um zu überleben, nicht, um zu sparen.“
Flüchtlinge integrieren sich
In Gelsenkirchen angekommen, beherzigte Admir einen guten Rat: Integriert euch ganz schnell. Admir legte auch sofort los, besuchte Deutschkurse, die er aus eigener Tasche bezahlte. Er hörte von der Ehrenamtsagentur, stellte sich dort vor und kam so zum Liebfrauenstift. Leiterin Elisabeth Baier, Team und Bewohner nahmen den ausgebildeten Krankenpfleger mit Master-Abschluss mit offenen Armen auf. Heute leistet er dort seinen Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) ab und hat längst die Zusage für einen Ausbildungsplatz. Weil die Übersetzung seiner beruflichen Qualifikation ins Deutsche locker 1500 Euro kosten würde. Das kann er nicht stemmen.
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Indrit Lala tat es seinem Bruder gleich, lernte Deutsch und hat ehrenamtlich bei der Tafel gearbeitet. Und das Liebfrauenstift der Caritas hat inzwischen ehrenamtliche Aufgaben für Xhemalije Lala.
Asylantrag wurde abgelehnt
FlüchtlingeAlles gut also, möchte man meinen. Weit gefehlt: Den drei Lalas droht nach der Ablehnung ihres Asylantrags die Abschiebung. Was ein Freundeskreis der Familie – Schalker Nachbarn, Auf GE, Courage und das Liebfrauenstift um Elisabeth Baier – unbedingt verhindern wollen. Sie werden so schnell wie möglich eine Petition an den Landtag richten. Die Familie schaltet einen Rechtsanwalt ein. Und mit Mirsada Zonić kam gestern unverhofft ehrenamtliche Flüchtlingshilfe ins Boot. Dagmar Brettschneider (Auf) und Heimleiterin Elisabeth Baier wollen nichts unversucht lassen und alle Möglichkeiten der Hilfe ausschöpfen. Die Familie Lala soll bleiben. Die Drei lächeln – für einen Augenblick der Zuversicht.