Gelsenkirchen. Männer, Frauen und Kinder aus der Unterkunft an der Wildenbruchstraße waren in den Wissenschaftspark eingeladen.
Die beiden Engel am Eingang und ihre jungen Helferinnen verströmen Herzlichkeit pur. Zum „Willkommen und viel Spaß“ gesellt sich noch ein süßes Bonbon – auf geht’s. Die aufziehende Dämmerung unterstreicht das warme Licht der Weihnachtsbäume in den Arkaden des Wissenschaftsparks.
Aufgeregte Kinder drängen sich um Clown August, Erwachsene sind an den gedeckten Tischen in Gespräche vertieft. Am Buffet duftet’s nach orientalischen Spezialitäten. Hier und heute ist kein Platz für traurig-wehmütige Gedanken an die Heimat und Zukunftssorgen. Laute Lebensfreude hallt dafür durch den Raum, in dem sich an die 350 Leute bestens unterhalten. Darunter 220 Frauen, Männer und Kinder, die nach ihrer Flucht sicher in Gelsenkirchen angekommen sind und noch in der Turnhalle an der Wildenbruchstraße unter einem Dach leben.
Geschenktüten vom Nikolaus
Was sie noch nicht wissen: Hinten, in den Räumen des Kommunalen Integrationszentrums GE (KiGe), da warten 220 gut und vielseitig gefüllte Tüten darauf, dass der Nikolaus sie am Ende der weihnachtlichen Willkommensfeier an die Flüchtlinge verteilt. Asmaa El Makhoukhi, im KiGe für Elementar- und Primarerziehung zuständig, legt an diesem Samstag ebenso wie die Mitorganisatoren vom Brücken-Projekt, Caritasverband und dem Verein Eltern für Eltern mehrere Kilometer zurück. Immer mit strahlendem Lächeln.
Alle, die dieses Fest initiierten, erleben am Samstag, dass sie einen Volltreffer gelandet haben. Musik, Gesang, mehrsprachige Moderation, das von Flüchtlingskindern arabisch gesungene „Jingle Bells“, der junge chinesische Gitarrist aus einer IFÖ-Klasse der Gesamtschule Ückendorf, oder etwa Deppke, der traditionelle Tanz ... Vorn, neben der Bühne, malt in aller Ruhe ein Iraker seine Bilder. Er ist es auch, der Bürgermeisterin Martina Rudowitz eingangs ein ganz besonderes Geschenk macht: Er hat ein Bild von ihr gezeichnet.
FlüchtlingeUnter den Gästen von der Wildenbruchstraße sind auch Omar Noori (26), seine Frau Berivan (24) und ihre Töchter Inas (5) und Inci (7) aus dem Irak. Omar ist zum zweiten Mal aus seiner Heimat geflüchtet. Das erste Mal mit seinen Eltern, als der Irak-Krieg in den 1990er Jahren tobte. Bis 2007 hat er in Sachsen-Anhalt gelebt, dann kehrte die Familie zurück. „Ich wollte das nicht, musste aber mit, weil ich noch nicht 18 war“, erzählt er. „Ich hatte richtig Stress.“ Vor allen Dingen, als er zurück nach Deutschland wollte. „Ich hatte alles, nur keinen deutschen Pass mehr. Den mussten abgeben und bekamen dafür einen irakischen.“
Er verdiente mit Gelegenheitsarbeiten Geld, schaffte etwa in einer Fabrik in der Türkei. Und war, weil der Pass fehlte, dann zum zweiten Mal auf der Flucht. 2300 Euro hat er für sich und seine Familie bezahlt, um mit dem Boot nach Europa zu kommen. „Wir sind am 3. September raus aus der Türkei.“ Es sollte unendlich lange drei Monate dauern, bis die Nooris GE zugewiesen wurden. Aber: Omar fühlt sich wieder zuhause.