Gelsenkirchen. Kabarettist Volker Pispers sorgte mit seinem neuen Programm für eine ausverkaufte Emscher-Lippe-Halle. Er enttäuschte seine Fans nicht mit seinem kurzweiligen politischen Kabarett.
Erst mit fünfzehnminütiger Verspätung kann Volker Pispers am Freitag in der Emscher-Lippe-Halle sein Programm starten. „Es gibt Menschen, die meinen, sie bekommen um zwei vor acht einen Parkplatz direkt vor dem Eingang“ kommentiert der Künstler schneidend. Zack – schon haben viele der 2100 Besucher ihr Fett abbekommen.
Doch auch wer pünktlich da war, muss sich einen Seitenhieb gefallen lassen. Pispers rät, die Eintrittskarte zum politischen Kabarett aufzuheben. Wenn es dann hieße „Wo waren Sie, als dieses ausbeuterische kapitalistische Regime herrschte?“, könne man mit eben dieser belegen „Ich war im Widerstand“.
Dann legt Pispers los, mit seiner beißenden Interpretation der gegenwärtigen Gesellschaftslage. Er zerlegt den Mythos des „Jobwunders“ der Regierung oder zieht den Vergleich der bundesdeutschen Parteienlandschaft mit der SED – „Einheitspartei aufgesplittert“. Noch heftiger wird es mit den Sätzen zur „medialen Panikmache“ mit Infektionskrankheiten. „Letzten Winter gab es leider keine Grippewelle, die Hoffnung liegt jetzt auf Ebola.“
Der Mythos Jobwunder
Gleich darauf fragt er sich, warum sich kein Mensch für 50.000 Hungertote am Tag interessiere:„Hunger kann man nicht nach Deutschland einschleppen.“ Vielleicht überkommt den einen oder anderen hier ein leichtes Befremden über das Programm von Pispers. Will er aufdecken, den Finger in Wunden legen? Ja. Aber das Publikum lacht, und zwar herzlich und nicht betroffen. Jeder dieser explosionsartig aneinandergereihten Scherze erntet Beifall.
„Wir sind Exportweltmeister in Waffen und Prothesen, wie praktisch, zwei Geschäfte, die sich ergänzen, das nennt man Systemangebot.“ Pispers erklärt die Ukraine-Krise, schlägt ordentlich auf die USA ein und lädt zu einem Exkurs in die Vergangenheit. „Wer erinnert sich noch daran, dass ,der Russe’ immer vor der Tür stand?“ Etwas Oberlehrerhaft zeigt Pispers mit viel Schwarz-Weiß-Malerei auf, was alles schief läuft in der Welt. Genau so, ehrlich gesagt etwas unsympathisch, lässt er jemandem aus dem Saal entfernen, der ihn mehrfach mit Zwischenrufen stört. „So kann ich mich nicht konzentrieren, ich bin doch kein Fernseher.“ Das hätte er mit seinem Format auch eleganter lösen können.
Trotz allem, wenn sich auch nur ein Gast des Abends ab sofort in einer gemeinnützigen Organisation zu irgendeinem der angeschnittenen Themen neu engagiert, dann hat das politische Kabarett dieser Art seine Berechtigung.