Gelsenkirchen. . Als sein Alter Ego Nikolaus Niehoff erzählte der Kabarettist vor ausverkauftem Haus von einer denkwürdigen Party und setzte sich wie beiläufig mit Materialismus, moderner Technik, Alzheimer und Politik auseinander.

Aus dem, was Horst Schroth während seines Programms „Was weg ist, ist weg“ in etwa zwei Stunden erzählt, machen andere Humoristen ganze drei Programme. Schroth rast in einem aberwitzigen Tempo durch eine einzige turbulente Nacht. Eine Nacht, die mit einem freien Parkplatz beginnt und mit einem ausgebrannten Auto endet. Und zwischendurch feiert ein von Selbstzweifeln und Phobien Geplagter feudal seinen 65. Geburtstag. Und feudal unterhalten fühlt sich dabei das Publikum.

Nicht Schroth, beziehungsweise sein Alter Ego Nikolaus Niehoff ist dieser „knapp unterhalb des Existenzmaximums“ lebende Beinahe-Rentner in der Sinnkrise, sondern sein bester Freund Franky. An seinem Beispiel und dem von zwei weiteren guten Freunden thematisiert der Kabarettist am Freitag in der ausverkauften Kaue verschiedene gesellschaftliche Themen, versehen mit einer geringen Prise Politik.

Erinnerungen und Besitz

Was ist der Mensch zum Beispiel ohne seine Besitztümer? Partygast Nikolaus steht nicht nur vor seinem qualmenden Autowrack, sondern auch vor dem vermeintlichen Verlust eines erheblichen Stücks Identität: „Mein iPhone weg. Mein Laptop weg. Meine Brieftasche weg. Weg, alles komplett weg.“ Alleine für die Verlängerung des Personalausweises sitze man in Hamburg sechs Stunden lang auf dem Amt. „Ich bin 63 Jahre alt, so viel Zeit habe ich nicht mehr.“

Aber auch Erinnerungen sind Besitz. Als Schroth sich kurz mit dem Thema Alzheimer auseinandersetzt, wird es still in der Kaue. Die Zuschauer spüren, dass dem Kabarettisten bei dieser Krankheit das Lachen eigentlich vergeht. „Vor Alzheimer habe ich richtig Schiss, richtig Schiss...“, sagt Schroth mit nachdenklicher Mine. Andererseits: „Man sieht im Fernsehen keine Wiederholungen mehr.“ Die Erinnerungen würden dann wie Blitzwürfel, gelbe Telefonzellen, Drehschalter und all die anderen ausgedienten Artikel im elf Kilometer tiefen Marianengraben landen.

Ein Abgang mit einem Sirtaki

Horst Schroth lobt den Sauerländer an sich, aber auch den, der im Publikum sitzt, über den grünen Klee, und macht sich Gedanken über erhebliche Altersunterschiede in Liebesbeziehungen. Er denkt da etwa an Helmut Kohl oder Klaus Müntefering. Apropos: „Helmut Schmidt konnte nicht lügen. Helmut Kohl konnte nicht die Wahrheit sagen. Und Angela Merkel kennt den Unterschied nicht.“ Der Gottvater im späten Kinderkriegen, so Schroth, ist Anthony Quinn. Der Alexis-Sorbas-Mime hatte schließlich mit 81 Jahren noch Nachwuchs gezeugt. Bei der Gelegenheit bieten sich Gags über das bankrotte Griechenland an – und ein Abgang mit einem Sirtaki.