Gelsenkirchen. .

Der Begriff Dynastie verleitet im Revier zum spontanen Gedanken an Industriegiganten wie Krupp. Im Kohlenpott gab es aber auch andere Familien, die mit ihren Unternehmungen erfolgreich waren bzw. sind, wenn auch im kleineren Rahmen. Lokale Größen waren und sind sie trotzdem.

Die Düsings bilden einen solchen Familienbetrieb, ihnen gehör(t)en hier an der Emscher Gaststätte, Schuhhaus, Optikerladen und Gärtnerei. Letztere kennen die Gelsenkirchener heute unter dem Namen GGG Grüner Großmarkt Gelsenkirchen Düsing GmbH & Co. KG, beheimatet an der Braukämperstraße 95.

Grundstein wurde 1840 vonJohann Anton Düsing gelegt

Ihren Ursprung hatte die Firma an der Essener Straße im früheren Amt Horst, heute der gleichnamige Stadtteil. Viele dürften daher auch noch das Blumengeschäft in Erinnerung haben, das bis vor etwa 25 Jahren dort beheimatet war. 1840 legte der Gärtner Johann Anton Düsing vor Ort mit einer kleinen Gärtnerei und einer Samenhandlung den Grundstein für den heutigen Großhandel mit mehreren tausend Quadratmetern Betriebsfläche nebst Verwaltung.

Allerdings geht es nicht nur immer steil bergauf. Als Alois Düsing 1904 Gärtnerei und Samenhandlung übernimmt, muss er den Betrieb durch zwei schwere Weltkriege lavieren und auch während der Wirtschaftskrise ist es ein immenser Kraftakt, den Betrieb zu erhalten. Den größten Aufschwung kann dagegen in den 1950er- und 1960er-Jahren Walter Düsing für sich verbuchen, er tritt 1946 in das Unternehmen ein. Der gelernte Saatenkaufmann und Gärtnermeister hat ein glückliches Händchen und ein feines Gespür für das Geschäft. Die Kasse klingelt durch den Handel mit hochwertigem Saatgut und Düngemitteln, vor allem Rasensamen sowie der dazugehörigen Geräte und Maschinen.

Handel mit hochwertiger Saat

Der Groß- und Außenhandel mit Spezialgrasmischungen wird so zu einem dem Standbein des Betriebes. Der alte Werbespruch „Alle alten Fußballhasen spielen gern auf Düsing-Rasen“ kommt nicht von ungefähr, der Gelsenkirchener Familienbetrieb bekommt nämlich in jener Zeit auch einen Fuß in die Tür zur Fußball-Bundesliga. Gefoult und geflankt wurde/wird in Stuttgart, Frankfurt, München, auf Schalke (Parkstadion) und Gerüchten zur Folge auch in einem Vorort von Lüdenscheid.

Der große Durchbruch kommt mit dem Standortwechsel. 1970 zieht die Firma auf das bis heute genutzte Firmengelände um, weil die Betriebsfläche in Horst viel zu klein wurde und ein weiteres Wachstum der Firma so unmöglich erschien.1975 tritt Beate Düsing als geschäftsführende Gesellschafterin ins Unternehmen ein. Unter ihrer Leitung erweitert der Betrieb sein Spektrum – kurze Zeit später schwangen gut betuchte Damen und Herren allein auf 14 Golfplätzen in Nordrhein-Westfalen auf widerstandsfähigen Düsing-Halmen die Eisen.

Anfang der 2000er-Jahre wird der Betrieb umgebaut, die Branche wurde von einer Krise geschüttelt, Garten- und Landschaftsbauunternehmen, aber auch einige Motoristen gingen in Konkurs. Daher öffnete Düsing seine Tore nun auch für Privatleute sowie Kleingärtner. Weiterhin blieb das Kerngeschäft aber der Absatzhandel mit den Wiederverkäufern, Kommunen und Gartenprofis.

Keramikartikel und Gartenmöbel erweitern das Sortiment

Zusätzlich aber kommen neue Waren ins Sortiment, etwa Keramikartikel und Gartenmöbel. Nach dem Tod von Rosel Düsing, der Mutter von Beate, entschließt sich die Familie, sich aus dem Betrieb zurückzuziehen. Siegfried Joachim übernimmt darauf die Geschäftsführung. Kein Düsing, aber ein Kind des Unternehmens . Er ist hier in die Lehre gegangen, nun steht erstmalig kein echter Düsing an der Spitze des Unternehmens.

Siegfried Joachim und Dietmar Kitza heißen heute die beiden treibenden Kräfte bei Düsing bzw. Grüne Großmarkt Gelsenkirchen (GGG). Es sind zwei „Ruhris“ durch und durch, echte Typen, die ihr Herz auf der Zunge tragen. Sie kennen Laden und Leute bestens, der eine als Ex-Azubi und aktueller Geschäftsführer, der „Resser Jung“ als Prokurist heute, mit einer Firmentreue, die in die 1980er zurück reicht.

Ihr Credo: Leistung und Qualität. „Wir verkaufen nur Markenware, die auch hält, was der Preis verspricht“, sagt Siegfried Joachim. Deshalb sähe man in ihrer Firma auch nicht die sonst so üblichen Billig-Gerätschaften aus den Baumärkten. „Die taugen wenig, kommen zu schnell an ihre Leistungsgrenze und gehen nach ein paar Einsätzen kaputt.“ Ebenso stringent halten es die beiden mit ihren Angestellten. Fleiß wird belohnt, wenn etwa ein Mitarbeiter mal einen Lastwagen braucht für den Umzug, so ist das Ausleihen kein Problem. Eine Fünf auf dem Berufsschulzeugnis aber schon, das wertet der ehemalige Stift Joachim als klare Arbeitsverweigerung – „und für solche Leute ist hier kein Platz.“

Joachim und Kitza führen es denn auch auf diese Art der Verlässlichkeit zurück, die Kunden Düsing die Treue halten lässt. Darunter etwa die Bundeswehr, die Pflanzenschutz- oder Düngemittel für ihre Sportplätze bestellt, Gelsendienste, Bundesliga-Fußballvereine wie Köln und Bochum- und natürlich auch Schalke. „Die Verlegung des WM-Rasens in der Arena ist eines unserer Highlights in der Firmengeschichte“, sagt Dietmar Kitza und strahlt. Ein weiteres folgt demnächst wieder unter dem blau-weißen Kuppelbau: der Biathlon auf Schalke am 28. Dezember. „Was wir da machen? – Alles außer Schnee“, sagt der Prokurist trocken.

Immer wieder neu bewerben

Das heißt bei eingehenderer Betrachtung, ein Full-Time-Job, bei dem der Schweiß in Strömen fließen wird. Von der Holzbank bis zum Schießstand, alles kommt von Düsing, auch die Hütten, Bäume und der Blumendekor. „Das wird ein Einsatz beinah rund um die Uhr“, weiß Dietmar Kitza, der damit rechnet, das „Oh Du Fröhliche“ in der Veltins-Arena statt daheim anstimmen zu müssen.

Wer jetzt denkt, dass GGG den Zuschlag wegen alter Verbindungen bekommen, übrigens zum wiederholten Male, der irrt. „Wir müssen uns jedes Jahr aufs Neue bewerben“, erklären Joachim und Kitza.