Gelsenkirchen.

Der Gelsenkirchener, der in der Drogenberatungsstelle mit einer Axt auf einen anderen Drogensüchtigen losging, muss wegen versuchten Totschlags drei Jahre und neun Monate in Haft. Das Essener Schwurgericht wies den 47-Jährigen aber zunächst in eine Entziehungsanstalt ein, so dass ihm bei erfolgreicher Therapie die Haft erspart bliebe.

Richter Andreas Labentz betonte zu Beginn der Urteilsbegründung, dass die Tat nicht den „wahren“ Peter R. zeige. Der „wahre“ Peter R. habe ohne Alkohol und illegale Drogen im Gerichtssaal gesessen und sich einsichtig gezeigt. Das Urteil solle ihm dabei helfen, auf die Drogen endgültig zu verzichten und den Weg in die Gesellschaft zurückzufinden.

Armdrücken verloren

Es war ein nichtiger Anlass, der zum Streit führte. Am 10. März hatte sich kurz vor 16 Uhr der Angeklagte mit seinem späteren Opfer, 39 Jahre alt, im „KontaktCentrum“ an der Liboriusstraße im Armdrücken gemessen. Der 39-Jährige gewann, Peter R. wurde handgreiflich, es kam zum Gerangel. Dann ging er.

Eine halbe Stunde später kehrte er zurück. Mit einer Axt in der Hand ging er auf den 39-Jährigen zu. „Dich mache ich platt“, soll er gesagt haben. Der Jüngere reagierte schnell, stand auf und hob einen Stuhl hoch, der den Axthieb abwehrte. Bevor der Angeklagte die Axt ein zweites Mal schwingen konnte, hielten ihn Umstehende ab.

Opfer muss als mutmaßlicher Täter erneut vor Gericht

Zwei Tage später entschuldigte sich der Angeklagte wortreich bei seinem Opfer. Der Jüngere akzeptierte das. Auch im Prozess zeigte er wenig Rachsucht und bagatellisierte die Axthiebe in seiner Zeugenaussage. Richter Labentz betonte auch deshalb ausdrücklich, wie gefährlich die Tat gewesen sei. Kopf oder Schulter hätten verletzt werden können.

Das Opfer muss in dieser Woche übrigens erneut zum Essener Schwurgericht. Dann aber als mutmaßlicher Täter. Angeklagt ist auch bei ihm versuchter Totschlag. Zwei Monate nachdem ihn fast die Axt getroffen hatte, soll er in „Charly’s Bummelzug“ einem vermeintlichen Nebenbuhler mit einem Klappmesser in den Hals gestochen haben.