Gelsenkirchen. Die Anwohner zwischen Marder- und Dachsweg in Gelsenkirchen wollen, dass die Prostituierten am Kleiweg verschwinden. Sie fühlen sich bedroht. Die Stadt sieht jedoch keine Gefährdung. Denn generell gelte auch: Die Damen dürfen sich dort anbieten und ihren Geschäften nachgehen.

Manchmal, berichtet Susanne Grube, wird der Kleiweg gesperrt. Wenn heimische Schlangen die kleine Straße queren, von Wald zu Wald sozusagen. Doch die Idylle im Resser Süden ist bedroht. Zwischen Marder- und Dachsweg sind die Anwohner in Aufregung. Weil immer mehr Prostituierte am Rande ihrer Siedlung ihrem Geschäft nachgehen.

„Wir haben wiederholt nackte Hintern und schaukelnde Autos gesehen“, berichtet Monika Gottwald. Sie arbeitet im Vereinsheim der Kleingartenanlage „Graf Bismarck“, die direkt am Kleiweg liegt. Inzwischen hat der Revierförster Mathias Klar die Zufahrt zum Parkplatz mit einem dicken Baum versperrt. „Die Kinder aus der Siedlung konnten sich das Schauspiel ansehen“, berichtet Klar. Er habe auf Bitten von Polizei und Ordnungsamt den Parkplatz gesperrt. „Jetzt können die Vereinsmitglieder dort aber auch nicht mehr parken“, sagt Friedhelm Grywalsky, der Vorsitzende der Kleingärtner.

„Liebesmüll“ überall

„Wir Frauen trauen uns nicht mehr, durch den Wald zu gehen“, berichtet Susanne Grube. Die Stimmung sei aggressiv. Von regelmäßigen Schlägereien berichtet sie, von festgehaltenen Fahrrädern, von zerkratzen Autos, von Jugendlichen, die von Freiern bedroht würden.

Und natürlich von der Verschmutzung. Kondome und anderer „Liebesmüll“ würden entlang des Kleiwegs einfach weggeschmissen. „Früher waren die Kinder im Sandkasten, heute spielen sie mit Kondomen“, schimpft Mandy Sassor.

Die Stadt versucht das Problem in den Griff zu bekommen. Mit der Prostitution ist das aber nicht so einfach wie mit den Schlangen. Polizei und Ordnungsamt fahren „vermehrt“ Streife. „Wir weisen darauf hin, dass die Damen keinen Müll hinterlassen“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann.

Sperrbezirksverordnung

Man habe auch darauf gedrungen, dass die Plastiktüten mit Abfall, die die Damen in die Bäume gehängt hatten, entsorgt wurden. Ansonsten könne die Kommune nichts tun. „Solange nichts passiert, sind uns die Hände gebunden. Wir müssen Vorfälle gerichtsfest haben“, erläutert Schulmann. Denn generell gelte: Die Damen dürfen sich dort anbieten und ihr Geschäft verrichten.

Damit wollen sich die Anwohner nicht zufrieden geben. Sie haben Unterschriften gesammelt, waren bei Bürgermeister Frank Baranowski. Der sieht aber nach Rücksprache mit seinen Ämtern „keine konkrete Kindeswohlgefährdung“. In einem Schreiben teilt er den Anwohnern mit, dass „ein Antrag bei der Bezirksregierung Münster auf den Erlass einer Sperrbezirksverordnung keine Aussicht auf Erfolg hätte“. Die Frauen kämpfen weiter.