Duisburg. .
Fast die Hälfte der heimischen Tierarten in NRW ist gefährdet, stehen auf der „Roten Liste“. So gibt es in Duisburg gar keine Feuersalamander mehr - aber in den Rheinauen leben viele seltene Vögel. „Der Feuersalamander ist auf Duisburger Stadtgebiet ausgestorben. Die letzten Exemplare wurden in den 80er Jahren gesehen. Es gibt hier auch keine einzige Ringelnatter mehr, überhaupt keine Schlangenart.“
Jürgen Hinkes Bilanz über den Salamander - diese witzige schwarz-gelbe Amphibie, auch bekannt als Held einer Schuh-Reklame - fällt katastrophal aus. „Er hat sich bei uns offenbar nicht mehr vermehrt“, vermerkt der Naturschützer zu dem attraktiven Tierchen, das sonst gut und gern 30 Jahre alt werden kann. Der Salamander, im benachbarten Mülheim in Wäldern durchaus noch unterwegs, steht schon lange auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Gerade wurde für NRW eine aktuelle Liste präsentiert. Das Erschreckende: Fast jede zweite Tierart ist vom Aussterben bedroht.
Vergleichsweise gute Lebensgrundlage in Duisburg
Zum Glück muss Hinke, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Duisburg, die Aufzählung von bitteren Verlusten einiger Gefährten des Menschen in naher Umgebung nicht weiter fortsetzen. Mit den geschützten Rheinauen in Walsum und Friemersheim und den ausgedehnten Wasserflächen an der Sechs-Seen-Platte, an Rhein und Ruhr hat die Stadt Teilen von Flora und Fauna sogar eine vergleichsweise gute Lebensgrundlage zu bieten.
Ziemlich stolz war die engagierte Arbeitsgruppe, die sich dort unermüdlich um den Naturschutz bemüht, als im vergangenen Jahr erstmals ein Weißstorchpaar in Walsum gebrütet hat, angezogen von vorbereiteten Plattformen, die zum Nestbau einluden. Auch wenn es beim ersten Mal nicht klappte, die Jungstörche erfolgreich aufzuziehen, erwartet man das Storchenpaar mit Spannung zurück - etwa im April - und hofft, dass es diesmal besser klappt.
Tiere brauchen Rückzugsräume
Hand in Hand arbeiten Nabu und Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in den Rheinauen zusammen. Sorgsam halten die Naturschützer das Tiervorkommen kartographisch fest. So ist bekannt, welche seltenen Vögel von der Roten Liste in den Auen noch zu finden sind. „Zum Beispiel Kuckucke, die als einzige Vögel dicht behaarte Raupen als Futter schätzen“, weiß Jürgen Hinke. Auch sie werden im Frühling wieder vom afrikanischen Kontinent zurückkehren. Ebenso die Gartenrotschwänze, Vögel des Jahres 2011. Wie die Steinkäuze lieben sie die Kopfweiden in den Auen, bauen ihre Nester in deren Höhlen hinein. Oder die rar gewordenen Flussregenpfeifer und Kiebitze, beides „Watvögel“, die am Boden brüten. Darum sollten sie ungestört bleiben von Mensch und Maschine.
Was gefährdete Tiere brauchen, sind Rückzugsräume, aber auch intakte, giftfreie Ackerränder mit Pflanzen, an denen Raupen sich laben, die dann wieder gefiederten Freunden schmecken. „Die Kornrade, eine Wildpflanze, gibt es in ganz NRW nicht mehr“, sagt Hinke. Gärtnern rät er: „Lassen Sie in einer Ecke ein paar Brennnesseln stehen. Das bunte Tagpfauenauge wird es danken.“