Gelsenkirchen-Horst. .

Der Tag der Entlassung aus dem Krankenhaus ist da, und die Angehörigen stehen vor der Frage: Wie können wir den Patienten zur Hause weiter pflegen? Im Horster St. Josef Hospital gibt es ab sofort die passenden Antworten - und zwar auch dann schon, wenn der Entlassungstermin noch gar nicht feststeht.

Mit einem Vertrag wurde am Donnerstag die Einführung eines neuen Systems besiegelt, das pflegebedürftigen Patienten und ihren Familien nach der Entlassung aus dem Krankenhaus das Leben wesentlich erleichtern soll. Beteiligt an dieser Vereinbarung sind die AOK, die das Projekt finanziell unterstützt, die Universität Bielefeld, die das Modell einwickelte und schließlich der Sozialdienst des Horster Krankenhauses.

„Pflege in gesicherten Händen, Pflege in geschulten Händen, Pflege in Ihren Händen“ ist das Motto, mit dem Susanne Natinger, Bereichsleitung Sozialdienst und Entlassmanagement, das Projekt am St. Josef Hospital startet. Auf drei Säulen ruht das neue System, mit dem Patienten und ihren pflegenden Angehörigen Werkzeuge an die Hand gegeben werden sollen, mit der neuen Situation, dass ein Familienmitglied zu Hause gepflegt werden muss, fertig zu werden.

Kurzschulung in Krankenpflege

„Pflegetraining am Bett“ ist das erste Angebot, mit dem Angehörige auf ihre neue familiäre Situation vorbereitet werden. Noch während der Patient im Krankenhaus behandelt wird, können Familienmitglieder, die sich ja meist später zu Hause um den Patienten kümmern, unter Aufsicht von Profi-Pflegern erste Handgriffe erlernen. Auf dem Programm stehen Übungen der Grundpflege, aber auch speziell auf den Patienten zugeschnittene Maßnahmen. Eine „Trainingseinheit“ umfasst 30 Minuten, bis zu fünf Mal können die Übungen vertieft werden.

Tragende Säule des Modells sind die so genannten „Initialpflegekurse“. An drei aufeinander folgenden Mittwochnachmittagen geht es jeweils drei Stunden lang um die unterschiedlichen Aspekte der heimischen Pflege. „Erst einmal gilt es, die Angehörigen mit der Situation vertraut zu machen, dass sich mit der Übernahme der Pflege, die familiäre Situation entscheidend ändern kann“, erläutert Susanne Natinger, die das Projekt in Horst leitet, den ersten Schritt. Verschiedene Pflegetechniken, der Umgang mit Inkontinenz oder der Umgang mit der Pflegebedürftigkeit sind weitere Punkte auf dem „Lehrplan“ des Kurses. Dabei wird nicht stur nach einem festen Programm vorgegangen. „Wichtig ist, dass wir flexibel auf die Bedürfnisse der maximal sieben Teilnehmer eingehen. Wir wollen keine Frage unbeantwortet lassen und wollen individuell auf die jeweilige Situation des pflegenden Angehörigen reagieren“, erklärt Susanne Natinger weiter. So sei es auch wichtig, die Pflege gerecht in der Familie aufzuteilen, dass die Arbeit nicht auf den Schultern einer Person allein laste.

Die dritte Säule des Projektes ist das „Café Auszeit“, eine Mischung aus Beratungsstelle und Selbsthilfegruppe. An jedem ersten Montag im Monat besteht die Möglichkeit, an dem Gesprächskreis für pflegende Angehörige teilzunehmen. Bei diesem Angebot kann man, so das Konzept, eigene Erfahrungen schildern, sich beraten lassen oder einfach nur einmal eine „Auszeit“ nehmen.