Gelsenkirchen-Horst. Menschen sollen in ihrer Vielfalt angenommen und nicht über körperliche und geistige Einschränkungen definiert werden. Diese Botschaft will die Caritas über Großplakate transportieren - die behinderte Menschen mit unerwarteten Aussagen zeigen.

Kein Mensch ist perfekt: Mit diesem Motto rückt der Caritasverband Behinderte und ihr Bemühen um ein selbstverständliches Miteinander in einer nicht immer behindertenfreundlichen Welt in den Mittelpunkt ihrer Jahreskampagne. Dabei geht es nicht nur um stufenlose Zugänge zu Kinos, Theatern und Sportstätten.

„Es geht um die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“, erläutert Caritasdirektor Peter Spannenkrebs den Hintergrund dieser Aktion. Was so selbstverständlich klingt, hat aber den normalen Alltag offenbar noch nicht überall erreicht. Spannenkrebs verweist selbstkritisch auf die Caritas-Geschäftsstelle, die noch nicht barrierefrei gestaltet wurde: „Aber wir arbeiten daran.“ Und er zeigt zum Beispiel auf Regelschulen, die immer noch nicht darauf ausgerichtet sind, Kinder mit Behinderungen aufzunehmen und damit integrativen Unterricht anzubieten.

Botschaft über Großplakate

Doch Integration ist eine Forderung fast von gestern. Mittlerweile steht die Inklusion im Vordergrund. Werner Kolorz, Leiter des Fachbereichs Behindertenhilfe im Caritasverband Gelsenkirchen: „Dabei geht es darum, die Menschen in ihrer Vielfalt anzunehmen und nicht nur über ihre körperlichen und geistigen Einschränkungen zu definieren.“ Diese Botschaft soll über Großplakate transportiert werden, die behinderte Menschen mit unerwarteten Aussagen zeigen. So ist ein Mann zu sehen, der offenbar an der Glasknochenkrankheit leidet und feststellt: „Ich hasse meine große Nase.“ Und der Blinde macht kein Hehl aus seiner Abneigung: „Ich mag keine Volksmusik.“

Was Joachim John mag, bringt der Vorsitzende des Bewohnerbeirates des Hauses St. Rafael in Horst schnell auf den Punkt: Es ist seine Selbstständigkeit. Die konnte er ausleben, als er aus dem Elternhaus aus- und in St. Rafael einzog. Seit fünf Jahren lebt er dort mit drei anderen Bewohnern in einer Außenwohngruppe. So kann er auf die Hilfe des Hauses zurückgreifen und gleichzeitig ein eigenverantwortetes Leben führen - nicht irgendwo im Land, sondern mitten im Stadtteil und in der Stadt, aus der er stammt. Sein Wunsch: „Man sollte alle Heimbewohner so fördern, dass sie irgendwann einmal in einer Wohngemeinschaft leben können. Joachim John freut sich, dass er ganz selbstverständlich in der Kirchengemeinde aktiv sein kann, als Pfadfinder und Messdiener und manchmal auch als Lektor im Gottesdienst.

Das Hobby soll zum Beruf werden

Auch Marvin Robeck gehört zu den Bewohnern des ehemaligen Kinderheimes St. Rafael, die ein ganz „normales“ Leben führen. Trotz seiner psychischen Einschränkung hat er es geschafft, seine Freizeitbeschäftigung mit der Airbrush-Technik weiter zu entwickeln. das war 2009. Seit November vergangenen Jahres besucht er eine Schule in Wattenscheid, um den Umgang mit der Spritzpistole zu vervollkommnen. Der 35-Jährige Marvin Robeck gibt sich zuversichtlich: „Vielleicht wird ja ein Beruf daraus.“