Gelsenkirchen stellt neuen Nahverkehrsplan zur Diskussion
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Gelsenkirchen-Buer. Die Stadt Gelsenkirchen hat den Nahverkehrsplan komplett überarbeitet. Positiv bewerteten die Gutachter, dass viele Einwohner über das enge Haltestellen-Netz Zugang zu Bussen und Bahnen haben. Aber der neue Plan zeigt auch Defizite auf.
Über 13 Jahre ist es her, dass für Gelsenkirchen ein Nahverkehrsplan aufgestellt wurde. Zeit also, die Veränderungen im Angebot von Bussen und Bahnen zwischen Ückendorf-Süd und Hassel-Nord in einem neuen Werk zusammenzufassen. Nach gut dreijähriger Vorbereitungszeit ist der neue Nahverkehrsplan Anfang Januar herausgekommen. Die WAZ stellt die wichtigsten Eckpunkte aus dem 400-Seiten-Werk für den Stadtnorden vor.
Täglich 295.000 Ein- und Aussteiger
Eine Stadt, 260 000 Einwohner, zwei Stadtzentren, drei Straßenbahnlinien, fünf Bahnhöfe, 35 Buslinien: Die täglich 295 000 Ein- und Aussteiger nutzen in der Stadt vor allem Busse (56 Prozent) und Straßenbahnen (38 Prozent) Nur fünf Prozent nutzen die S-Bahn, ein Prozent die Stadtbahn. Am Bahnhof Buer Süd wurden 169 Ein- und Aussteiger gezählt, am Bahnhof Hassel 245, in Buer Nord 383. Die größte Nachfrage entfällt auf die Straßenbahnlinie 301. Sie kann in der Woche auf 32 900 Einsteiger pro Tag verweisen, gefolgt von der 302, auf die 19 300 Einsteiger entfallen. Den letzten Platz belegt die U 11 in Horst: Dort wurden 2100 Einsteiger gezählt.
Unzureichende Erschließung in Horst-Süd
Über das Haltestellennetz finden rund 252 100 Einwohner Zugang zu Bussen und Bahnen. Das entspricht einem Erschließungsgrad von 94 Prozent, den die Gutachter, die den Nahverkehrsplan erstellt haben, als insgesamt „gut“ bewerten. Im Stadtteil Buer wird ein Erschließungsgrad von knapp 90 Prozent erreicht. Als Defizite werden die Bereiche Sport-Paradies/Gesamtschule Berger Feld und Scholven-Süd genannt: Die Haltestelle Sport-Paradies liegt rund 500 Meter vom Ziel entfernt, zudem muss die viel befahrene Adenauerallee überquert werden. Entlang der Bülsestraße und Zweckeler Straße werden 738 Einwohner nicht und 2271 Einwohner nur unzureichend vom Nahverkehr erschlossen. Dort verkehrt die Buslinie 247 nur im 60-Minuten-Takt. Unzureichend ist die Erschließung vor allem in Horst-Süd: Dort sind 4662 Einwohner davon betroffen. Für Hassel wird die schlechte Verbindung in Richtung Sport-Paradies kritisiert: „Das Umsteigen in Buer Rathaus auf die Linie 380 ist nicht optimal gestaltet.“ Aus dem Stadtteil Resser Mark ist die Innenstadt Buer „nicht ausreichend“ erreichbar.
Linien 301 und 302 bilden Kernstück
Das ÖPNV-Netz ist klar auf die beiden Stadtzentren ausgerichtet. Die Straßenbahnlinien 301 und 302 bilden das Kernstück des Netzes. Sie verkehren im Zehn-Minuten-Takt, befördern rund 50 000 Fahrgäste pro Tag und erschließen 35 Prozent der Bevölkerung. „Konkurrenzfähige Reisezeiten“ bescheinigen die Gutachter der Straßenbahnlinie 302 zwischen Buer und Altstadt. Als modern gilt der Ausbaustandard der Cranger Straße, wo meist ein niveaugleicher Einstieg möglich ist. Als überdurchschnittlich wird die Dichte an niederflurgerecht ausgebauten Bushaltestellen in Erle-Süd, Resse-Süd, Resser Mark, Beckhausen und Horst-Süd bezeichnet.
Verknüpfungspunkt Buer-Rathaus
Im Norden wird in der Regel ein 15-/30-Minuten-Grundtakt (Vestische), in der Mitte und im Süden dagegen ein 10-/20-Minuten-Grundtakt (Bogestra) angeboten. Das führt zu „Problemen hinsichtlich der Anschlussbindung am Verknüpfungspunkt Buer Rathaus“. Im Vergleich zum Auto bezeichnen die Verkehrsexperten die Reisezeiten mit dem Bus in Richtung Fachhochschule als „nicht akzeptabel“. Kritisiert wird die „aufwendige Umfahrung“ des Busbahnhofes Buer aus Richtung Nord. Die zusätzlichen Bus-Kilometer, die dort zurückgelegt werden müssen, führen zu „negativen wirtschaftlichen Effekten. Der gute Ausbaustandard der Cranger Straße steht im Gegensatz zum schlechten Zustand der Horster Straße: „Im Abschnitt Buer - Beckhausen-Horst und in Buer-Ost ist die Straßenbahn als ausgeprägt modernisierungsbedürftig einzuschätzen“, heißt es im Nahverkehrsplan. Dort findet sich auch ein Großteil der Straßenbahnhaltestellen, die für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte nicht barrierefrei sind. Einen Nachholbedarf an niederflurgerechten Haltestellen gibt es auch in Hassel und in Scholven. Der Verknüpfungspunkt Buer Rathaus fällt durch die Treppen zwischen dem Busbahnhof und der Straßenbahnhaltestelle auf. Mobilitätseingeschränkte sind zu Umwege gezwungen.
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