Gelsenkirchen. .
Es war ein bisschen wie in einem Actionfilm. Oder wie in einem Krimi, wenn der böse Bube auf der Flucht vor den Gesetzeshütern im wahrsten Sinne des Wortes im Untergrund verschwindet, U-Bahn-Gleise entlang rennt und sich von einem dunklen Tunnel verschlucken lässt. Lebensgefährlich ist so was.
Völlig harmlos ist dagegen die Untergrund-Erkundung von 15 WAZ-Lesern, die die Bogestra in die Welt des Schienen-Nahverkehrs entführt. Im Depot an der Hauptstraße lernen die Besucher zunächst Grundsätzliches, bevor die Fachleute sie in die (offenen) Geheimnisse von Ausfahrt, Werkstatt, Wasseraufbereitung und Waschanlage einweihen. Mit der Variobahn geht es dann bis zur Kehranlage hinterm Hauptbahnhof, bevor die Expedition an der Haltestelle Musiktheater „unten“ (so simpel unterscheiden die Mitarbeiter zwischen ober- und unterirdisch) dem Schienenstrang in den Tunnel folgt - ganz ungefährlich über einen Seitensteg mit Geländer.
Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann versorgt die Leser vor der Solar-Informationstafel an der Hauptstraße mit Hintergrundinformationen: „Bis 2008 war das Depot das Gebäude mit den meisten Solarzellen auf dem Dach.“ Abgelöst wurde es von der Anlage auf dem ehemaligen Erzbunker auf dem Gelände Schalker Verein. Das unter Denkmalschutz stehende Fahrdienstgebäude wurde 1925/26 von dem Gelsenkirchener Architekten Josef Franke erbaut. Das größere der beiden Bogestra-Depots steht in Bochum.
„Hier laufen alle für den Betrieb erforderlichen Vorgänge zusammen“, sagt Gerd Langbein, Leiter Omnibus- und Straßenbahnbetrieb in der Schaltzentrale, von wo aus die Ausfahrt der Triebwagen geregelt wird. Ein paar Fakten: Von 110 Straßenbahnfahrern sind 30 Prozent weiblich. Auf jeder Linie (301 und 302) fahren im Normalfall jeweils 13 Bahnen (etwa 7 hin, 6 zurück). Bei Sporteinsätzen sind 30 zusätzliche Schienfahrzeuge im Einsatz. Eine Straßenbahn wiegt 30 Tonnen. Auf dem Depot-Gelände an der Hauptstraße sind 1 Kilometer Schienen inklusive 20 Weichen verlegt.
Weiter geht es für die Bogestra-Expedition durchs Depot, über das sie in den Keller mit der Wasseraufbereitungsanlage gelangt. „85 Prozent des Waschwassers werden wiederverwendet“, sagt Volker Thüne, Teamleiter Fahrzeugbereitstellung. Und pro Triebwagen-Wäsche werden immerhin 1000 Liter Wasser verbraucht. Wieder im Depot führt der Teamleiter den Lesern die Sandpistolen vor, mit denen die Bahnen befüllt werden (siehe Infokasten).
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Dann noch schnell einen Blick in die Werkstatt geworfen und ab geht’s mit einer „eigenen“ 301 unter die Erde - bis zur Kehranlage hinter der Endstation Bahnhof. 5,5 Kilometer Tunnel sind von 1974 bis 1994 gegraben worden, erfahren die Passagiere von Peter Huesmann, Fachbereichsleiter Infrastruktur. Es hatten mehr werden sollen, aber das Geld reichte nicht. Frank Ulbrich, der „WAZ-Chauffeur“, rüstet seinen Führerstand ab (das heißt tatsächlich so) und den auf der anderen Seite auf. Und so gelangt die Reisegruppe zur Haltestelle Musiktheater „unten“, wo es endgültig nach Abenteuer riecht. Über einen Steg im Tunnel gelangen die Leser nach etwa 100 Metern in einen Stromversorgungsraum. Das Staunen ist groß. „Das ist schon eine andere Welt“, bestätigt Peter Huesmann.