Gelsenkirchen-Buer/Wilhelmshaven. . Der wohl nördlichste Bergmannsstammtisch trifft sich in Wilhelmshaven. Mit dabei sind auch Kumpel, die in Gelsenkirchen auf Hugo und Bergmannsglück einfuhren.

Als 16-jähriger kam Karl Kazperowski nach Gelsenkirchen-Buer. Im Zug, der damals von Wilhelmshaven ins Revier fuhr, saßen weitere 119 Jugendliche, die aber bereits ihre Ausbildungsverträge in den Taschen hatten. Karl aus Varel gehörte 1955 dazu. Er landete zusammen mit Gerold Bohlmann, Werner Barlau und Winfried Meier, die ebenfalls in dem „Bergbau-Express“ saßen, in Gelsenkirchen.

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Erst Jahrzehnte später trafen sich die ehemaligen Hugo-Kumpel, die längst wieder in ihrer norddeutschen Heimat leben, in Wilhelmshaven wieder. Dort organisiert seit 15 Jahren Klaus Zeche (80) den wohl nördlichsten Bergmannsstammtisch. Einmal im Monat trifft sich diese Runde zum Klönen und kommt auch immer wieder auf das Thema:

Das Ende einer Ära – Erinnerungen an den Bergbau im Revier

Grubenlampe gegen Hobel getauscht

„Wir sind immer so zehn, elf Ehemalige. Meine Kumpel fuhren einst auf der Zeche Pörtingsiepen in Essen, auf Minister Achenbach in Brambauer, auf Gneisenau in Dortmund, auf Bergmannsglück in Hassel oder auf Friedrich der Große in Herne ein,“ verriet Karl Kazerpowski (80), der nach sechs Jahren auf Hugo die Grubenlampe gegen einen Hobel in einer norddeutschen Möbelfabrik eintauschte: „Danach wechselte ich noch für 25 Jahre in den öffentlichen Dienst.“

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An seine Hugo-Zeit erinnert er sich noch sehr gut. Nach der Ausbildung ging es in den Untertagebetrieb. „Wir arbeiteten damals mit sechs Mann in einem Hobelstreb. Das Flöz war aber nur einem Meter hoch. Eine harte Maloche. Danach bin ich in den Blasbetrieb gewechselt,“ berichtet der 80-Jährige.

In Buer wohnte Karl Kazperowski zusammen mit vielen anderen Kumpeln im Lehrlingsheim Hugo-Ost. Später zog es ihn nach Schaffrath. In dieser Zeit besuchte der Fußballfan auch etliche Spiele in der Region: „Ich habe die Schalker, Horster und Essener gerne gesehen.

Aber auch auf den Plätzen in Buer habe ich viele Spiele verfolgt. Und wenn in Crange die Kirmes aufgebaut war, fuhr ich ebenfalls dorthin. Die Bahn- und Straßenbahnverbindungen waren einmalig und eine Fahrkarte kostete nicht viel.“

Das Steigerlied im Schrebergarten singen

Auch Werner Barlau wagte 1955 den Sprung von Friesland ins Revier. Er landete ebenfalls auf Hugo. Sieben Jahre lang blieb er dem Pütt treu: „Ich war lange Anschläger an verschiedenen Blindschächten auf Hugo-Ost“. 1962 kehrte auch er dem Pütt den Rücken, denn die Arbeitsmöglichkeiten in der norddeutschen Heimat hatten sich verbessert.

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Über verschiedene Tätigkeiten landete auch Barlau (77) später im öffentlichen Dienst, doch an seine Zeit in Buer denken er und die zwei anderen Wilhelmshavener Ex-Kumpel manchmal auch mit Wehmut zurück, vor allen dann, wenn sie gemeinsam das Steigerlied im Schrebergarten mit den vielen „Pütts“ – so nennt man in Friesland einen Brunnen – singen.