Beim 13. Deutschen Bergmanns-, Hütten- und Knappentag erinnern 2000 Teilnehmer an die 200-jährige Geschichte des Steinkohlebergbaus.
Die Uhr tickt. 174 Tage sind es noch bis zum Ende einer Ära. Am 21. Dezember geht mit der Schließung der letzten deutschen Steinkohlezechen in Bottrop und Ibbenbüren eine 200-jährige Industriegeschichte Ende. „Ich mag gar nicht an die traurigen Blicke der Bergmänner an diesem Tag denken“, bekennt Peter Schrimpf, Vorstandsvorsitzender der Ruhrkohle AG.
Er spricht zur Eröffnung des 13. Deutschen Bergmanns-, Hütten- und Knappentags im Anneliese-Brost-Musikforum – des „letzten Bergmannstags, bevor der aktive Steinkohlebergbau endgültig Geschichte ist“, so Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. Allein deshalb sei dieser Tag und die Bergmannsparade mit ihren etwa 2000 Teilnehmern ein ganz besonderes Ereignis.
Solidarität und Zusammenhalt
Alle Redner sprechen von Tradition und Moderne, vom wirtschaftlichen Wandel als Chance, und davon, dass der Gesellschaft manchmal das abgehe, was den Bergbau immer ausgezeichnet habe: Solidarität und Zusammenhalt. „Ich glaube, auch im Ruhrgebiet haben das der eine oder andere vergessen“, mahnt Eiskirch. Landtags-Vizepräsidentin Carina Gödecke (SPD) schlägt in die gleiche Kerbe. Fremdenfeindlichkeit und Hetze passten nicht in die Geschichte der Region.
Kein Bergmann ist ins Bergfreie gefallen
Das Aus des deutschen Steinkohlebergbaus ist ein Abschied auf Raten, der vor mehr als 50 Jahren begonnen hat.
Und anders als etwa in England und Frankreich sei der Strukturwandel in Deutschland gelungen, so RAG-Vorsitzender Peter Schrimpf. Keiner der damals 600 000 Bergleute sei ins Bergfreie gefallen.
Und dann nehmen sie alle Aufstellung vor dem Musikforum. Dutzende Knappenvereine und Spielmannzüge aus der ganzen Republik, gekleidet in schicken Uniformen mit Kappen, an denen weiße, rote oder bunte Federn fröhlich im Wind wehen. Ihr Ziel ist das Deutsche Bergbaumuseum, an dem zum großen Familienfest geladen ist. Fahnen werden geschwenkt – aus Berlin-Brandenburg und Hüttenberg, aus Lengede und Heringen und natürlich aus dem Ruhrgebiet; eben von überall dort, wo Bergbau Tradition – und manchmal auch noch Zukunft hat.
Unter ihnen sind 50 Leute der RAG-Grubenwehr – aus Wanne-Eickel, von der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen, und aus Herne. Sie eskortieren den langen Tross derer, die die bergmännische Tradition und Geschichte erhalten wissen wollen. Passend zum Motto des Tages: Tradition erhalten, Zukunft gestalten.
„Mich berührt das schon emotional“, sagt Andreas Betka (57), wenn an Tagen wie diesen die Rede sei von Gemeinschaft und Solidarität. „Im Bergbau hat das immer eine große Rolle gespielt, ganz besonders bei der Grubenwehr“, so der Leiter der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen „Da muss sich nämlich jeder auf den anderen verlassen können.“
Für ihn und seine Mitstreiter geht es auch nach dem 21. Dezember weiter – mit dem Rückbau und dem Umbau der Gruben zur Wasserhaltung. Ohnehin ist ihre Kompetenz als Grubenretter weit über die Region hinaus gefragt. Von Wanne-Eickel aus sind sie zuständig für 15 Bergwerke in NRW, Saarland und Rheinland-Pfalz. Bald nicht mehr für Steinkohle, aber immerhin noch für Kali, Schiefer und Ton.
Neue Ausstellungen im Museum
Die Geschichte der Kumpel im Revier wird derweil nicht neu geschrieben, aber im Bergbaumuseum neu aufbereitet. „Dabei geht es nicht nur um die Technik, sondern auch darum, was die Bergleute geleistet haben“, sagt Bärbel Berghoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung. Geleistet im wirtschaftlichen, aber auch im gesellschaftlichen Sinne. Im November ist Neueröffnung. „Es lohnt sich, die neuen Ausstellungen zu besuchen“, verspricht die Vorstandsfrau. Und dann dauert es nicht mehr lange, bis der Klang aller Bergmannsklänge erschallt. Das Steigerlied. Nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal an diesem besonderen Tag.