Walsum. Der Knappenverein blickte am Wochenende zurück auf den Juli 2008. Damals wurde die letzte Duisburger Zeche, der Schacht-Walsum, geschlossen.

„Dieser Zusammenhalt war schon speziell, man konnte sich immer auf alle verlassen“, sagt Prof. Dr. Karl-Friedrich Jakob, der von 1989 bis 1993 Bergwerksdirektor des Berkwerks Walsum war. „Bergbau ist nicht eines Mannes Tat.“ Solch einen Teamgeist erlebe man in kaum einen anderen Beruf.

Dass der Zusammenhalt auch heute noch groß ist, zeigte sich am Samstag. Rund 40 ehemalige Kumpel, Familienangehörige und eben auch der ehemalige Bergbaudirektor Karl-Friedrich Jakob erinnerten gemeinsam mit dem Knappenverein Walsum an die Schließung der letzten Duisburger Schachtanlage, dem Bergwerk Walsum vor zehn Jahren. Auf dem ehemaligen Zechengelände, auf dem heute die Steag ein Kraftwerk betreibt, trafen sich die Kumpels und die Familien am Triptychon – ein Buntglasbild aus der alten Lohnhalle der Schachtanlage.

Ehemalige Kumpel sind sichtlich ergriffen

Uwe Wandelt, 1. Vorsitzender des Walsumer Knappenvereins und Vorstandskollege Heinz Plückelmann unternahmen mit alten Anekdoten, schönen und nicht so schönen Erinnerung eine kleine Zeitreise auf dem Gelände, wo noch manches an die alten Zeiten erinnert. Und auch das Wetter passte hervorragend zum Anlass. „Kaum kommt man auf’n Pütt, bin ich schon wieder am Schwitzen“, lacht ein ehemaliger Kumpel. Andere sind sichtlich ergriffen.

„Es tut schon ein bisschen weh, wenn man jetzt hier über das Gelände geht und vieles abgerissen ist“, sagt Hermann Rau, der 40 Jahre vor Kohle, also quasi an der Front gearbeitet hat. Da, wo es besonders laut und dreckig ist. „Vieles erkenne ich kaum wieder, obwohl ich hier mein halbes Leben verbracht habe.“

Der Körper ist kaputt, der Stolz auf die Arbeit bleibt

Heute merkt der 87-Jährige, wie hart die Arbeit war, die er und seine Kumpel Tag für Tag geleistet haben. „Die Knie sind kaputt, für den Körper war das natürlich eine Belastung“, so Rau. „Aber die schönen Erinnerungen kann mir keiner mehr nehmen und auch nicht das Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein, die immer füreinander einsteht.“

Das Andenken an den Steinkohleabbau möchte der Walsumer Knappenverein auch in die nächsten Generationen transportieren. „Bei Schulführungen merken wir, dass Schüler Kohle oft nur vom Grillen her kennen“, sagt Uwe Wandelt.

Den Jüngeren vom harten Tagwerk berichten

Gemeinsam mit seinem ehemaligen Ausbilder und Freund, dem Ex-Bezirksbürgermeister Heinz Plückelmann, und anderen Steigern erzählt er jüngeren Generationen von seinen Erfahrungen im Bergbau und warum das Ruhrgebiet heute so ist wie es ist. Denn ohne die Steinkohle, hätte es die Region so nie gegeben.

Ein besonderer Gänsehautmoment ereignete sich spontan beim gemeinsamen Besuch in der alten Pumpenhalle. in der auch die alten Förderkörbe die Bergleute in die Tiefe und wieder hinauf brachten. Spontan wurde das Steigerlied angestimmt, dass durch die hohe Halle einen ganz besonderen Klang entwickelte.

330 Gäste im Knappenheim

Am Nachmittag trafen sich dann rund 330 Gäste am Bergbaumuseum des Knappenvereins an der Teutonenstraße in Vierlinden um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Auch Oberbürgermeister Sören Link ließ es sich nicht nehmen, persönlich beim Knappenverein vorbeizuschauen und mit den Menschen über die vergangenen Zeiten der Walsumer Schachtanlage zu sprechen und wie es gelingt, die Erinnerungen auch zukünftig aufrecht zu erhalten.

„Wir haben zum Beispiel darüber gesprochen, dass der noch stehende Förderturm dringend restauriert werden muss, damit er als Denkmal erhalten bleibt, denn sonst frisst der Rost ihn auf“, sagt Knappenvorstand Uwe Wandelt. „Es hat einen schon traurig gemacht, wenn man sieht, wie das Gelände zuwuchert. Da geht ein Stück Geschichte verloren.“

Oberbürgermeister Sören Link schaute vorbei

Es ist den Bergleuten wichtig, die Traditionen zu erhalten. Denn nicht nur die Region an sich, auch die Familiengeschichten sind bei den meisten Kumpeln durch den Bergbau geprägt. „Mein Vater war Kumpel und mein Opa auch“, sagt Kerstin Kurpjuhn, die noch heute mit ihrer Familie in Sichtweite der alten Schachtanlage wohnt.

Es sei wichtig, dass das Lebenswerk so vieler Männer nicht völlig dem Erdboden gleichgemacht wird. Das habe auch mit Respekt zu tun. Respekt vor dem, was viele Leute mit körperlich extrem harter und oft auch gefährlicher Arbeit geschaffen haben.