Gelsenkirchen-Buer. . In einigen Nachbarstädten wurde Glyphosat inzwischen von den städtischen Äckern verbannt. In Gelsenkirchen gibt es keine solche Regelung.
In der Nachbarstadt Bottrop haben sich die Ratsmitglieder Ende April mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, auf den landwirtschaftlichen Flächen in Besitz der Stadt den Einsatz des Unkrautbekämpfungsmittels Glyphosat zu verbieten.
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Landwirte, die eine Fläche neu pachten oder ihren Pachtvertrag verlängern, müssen sich in Zukunft verpflichten, die umstrittene chemische Keule nicht mehr einzusetzen. In Bochum hat der Umweltausschuss einen ähnlichen Beschluss bereits im Februar gefasst.
In Herten wird Verbot geprüft
In Herten, so Stadtsprecherin Kalina Herzog, werde das Verbot für Landwirte geprüft. Die Grünen hatten in der Nachbarstadt im Februar einen entsprechenden Antrag in den Rat eingebracht. Aktuell diskutieren zudem die Landwirtschaftsminister von Bund und Ländern auf einer Konferenz in Münster über ein Glyphosatverbot für private Gärtner.
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„Das wäre auch wichtig“, sagt Rolf Berghahne, der eine Imkerei nach Bioland-Standards in Gelsenkirchen betreibt. „Das Zeug muss runter vom Acker, egal ob vom Feld oder aus dem Privatgarten“. Glyphosat sei nachweislich für das Insektensterben verantwortlich.
Wie steht’s in Gelsenkirchen um den Gebrauch von Glyphosat? Die Stadt hält laut Sprecher Martin Schulmann „die allgemeinen gesetzlichen Regelungen zum Thema Glyphosat ein“. Die gelten in NRW seit 2014 und erlauben den Einsatz von Glyphosat nur auf landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerischen Flächen.
Skurrile Regelungen
Das führt inzwischen zu skurrilen Regelungen. Beispiel: Deutsche Bahn. „Da denken Sie als Bahnkunde, sie fahren umweltfreundlich mit Ökostrom – auf mit Glyphosat gereinigten Gleisen“, gibt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW, zu Bedenken. Und führt als zweites Beispiel den Online-Handel Ebay an. Dort wird Glyphosat unter seinem Handelsname „Roundup“ ab 29,99 Euro angeboten. Bei Amazon wird man natürlich auch fündig.
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Während Landwirte wie der Resser Hubertus Hölscher vor dem Einsatz Schulungen absolvieren und das Pflanzengift in abgeschlossenen Schränken aufbewahren müssen, „können Privatpersonen das Pflanzengift ohne Schulung kaufen“, schimpft Hölscher. Die Landwirtschaftskammer versucht die zum Teil illegalen Verkäufe im Internet zu verhindern. „Ist letztendlich aber ein Kampf gegen Windmühlen“, so Rüb.
Große Baumarktketten wie Toom, Bauhaus, Globus, Hornbach und Obi hingegen haben laut Greenpeace das Unkrautvernichtungsmittel aus dem Sortiment genommen.
Gelsendienst nutz kein Glyphosat mehr
Doch zurück nach Gelsenkirchen: Gelsendienste nutzt seit 2014 kein Glyphosat mehr, erläutert Konzernsprecher Tobias Heyne. „Die Entfernung von Unkraut erfolgt ausschließlich mittels mechanischer oder thermischer Verfahren.“ Allerdings gilt das nur für kommunale Flächen. In Kleingärten und auf von der Stadt verpachteten Ländereien darf Glyphosat weiterhin genutzt werden. „Über die konkreten gesetzlichen Vorschriften hinaus gibt es derzeit keine weitergehenden Regelungen der Stadt Gelsenkirchen“, sagt Schulmann.