Gelsenkirchen-Beckhausen. . Zugegeben: Es ist nur eine Weide in Sutum, weit weg von Schweden. Doch mit Unterstand in Bullerbü-Rot, Schafen und Gänsen wirkt sie wie aus Lindgren-Filmen importiert – erst recht mit ihren Streuobstbäumen, die Imker Ralf Berghane angepflanzt hat.

Zugegeben: Es ist nur eine Weide in Sutum, weit weg von Schweden. Doch mit diesem Holz-Unterstand in Bullerbü-Rot, den zotteligen Schafen und den Gänsen Tristan und Isolde wirkt sie wie frisch aus den Astrid-Lindgren-Filmen importiert – erst recht mit ihren Streuobstbäumen: Der Horster Hobby-Imker Ralf Berghane hat sie für seine Bienenvölker anpflanzen lassen und genießt jetzt diese Idylle pur. Selbst bei Regen.

Schnatternd, mit wippendem Watschelgang kommt Tristan ans Gatter gelaufen: Misstrauisch beäugt er die fremden Besucher, die Berghane auf seine Wiese führt. „Der ist hier der Chef. Seien Sie bloß vorsichtig, er kann ordentlich zubeißen“, warnt der 52-Jährige. Und in der Tat hackt der Ganter mit seinem Schnabel nach dem Kamera-Objektiv des Fotografen. „Tristan ist so aufmerksam, dass er schon mal Jugendliche verscheucht hat, die hier nichts verloren hatten“, sagt er und zupft eine nicht bestäubte Blüte aus der Krone eines Apfelbaums.

Robuste, aromatische Sorten

Will helfen, die alten Obstbaumarten zu erhalten: Bioimker Ralf Berghane.
Will helfen, die alten Obstbaumarten zu erhalten: Bioimker Ralf Berghane. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Se

59 Obstbaumstämme sind auf dem fast einen Hektar großen Gelände verteilt, lauter alte Sorten wie Westfälischer Gülderling, Kaiser Wilhelm, Horneberger Pfannkuchenapfel oder Büttners Knorpelkirsche. Auch Pflaumen, Birnen und Weinberg-Pfirsiche wird er demnächst ernten können. „Als ich mit meinen Bienenvölkern 2012 von Horst nach Sutum gezogen bin, wirkte die von einem Landwirt gepachtete Wiese ein bisschen groß. Da kam uns die Idee, sie mit Streuobstbäumen zu bepflanzen, passend zu meiner Bio-Imkerei auch in Bio-Qualität“, berichtet Berghane, hauptberuflich Verwaltungsleiter der Pfarrei St. Hippolytus.

Nach Beratungen mit Experten des Bundes Naturschutz und Umwelt Deutschland (BUND) und Naturschutzbund (Nabu) erstellte er mit einem Bioland-Pflanzenberater einen Pflanzplan, der maßstabsgenau festlegte, wo welcher Baum wachsen sollte. „Die Bäume stehen nun acht Meter auseinander, damit sie einander nicht die Nährstoffe und die Sonne wegnehmen.“

Kleine, aber feine Ernte

Schafe halten die ein Hektar große Wiese schön kurz.
Schafe halten die ein Hektar große Wiese schön kurz. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Se

Schon ein, zwei Jahre später konnte er die erste Ernte einfahren von Sorten, die vielen nicht mehr bekannt sind: klein, aber fein. „Meine Äpfel sind nicht so groß und rund wie konventionell angebautes Obst, sie schmecken aber sehr aromatisch. Außerdem bieten alte Sorten den Vorteil, dass sie nicht so anfällig gegenüber Krankheiten sind und weniger Allergene haben. Alles andere bekommt man doch im Supermarkt. Mir geht’s auch um die Arterhaltung.“

Schafe als Feinschmecker

Fast 300 Kilogramm Äpfel hat er im vergangenen Jahr zum Entsaften zu einer Behindertenwerkstatt nach Herdecke transportiert. In einigen Jahren, wenn die Bäume mit rund sechs Metern Höhe ausgewachsen sind, soll jeder Apfelbaum bis zu 500 Kilogramm Ertrag bringen. Dafür sorgen nicht zuletzt Berghanes Bienen – denn ohne Bestäubung kein Obst.

Wie sehr in Klein-Lönneberga alles aufeinander abgestimmt ist, macht der Blick auf Ernie, Emmy, Lucy und Vicky deutlich. Die Schafe ersetzen samt den zwei Lämmern den Rasenmäher und ersparen Berghane eine Samstags-Sonderschicht von vier, fünf Stunden.

Dummerweise sind sie auch Feinschmecker: Um an die saftigen untersten Obstbaumblätter zu gelangen, stellen sie sich glatt auf die Hinterbeine. Ob es Berghane nun gefällt, oder nicht. Aber der ist ja ohnehin nur der Vize-Chef – nach Ganter Tristan.