Bottrop. . An der Gerichtsstraße ärgert sich eine Leserin über Unkraut und ungepflegten Rasen. Doch die Pflege entspreche dem Standard, sagt die Verwaltung.

Geht es nach Ingrid Anschlag, sollten die städtischen Gärtner sorgfältiger arbeiten oder aber zumindest den Reinigungsturnus erhöhen. Die WAZ-Leserin stört sich am Eindruck der Rasenfläche gegenüber dem Amtsgericht und auch an den kleinen Pflanzbeeten an der Einmündung von Droste-Hülshoff-Platz und Gerichtsstraße.

Nach der Baustelle ist das Gras auf der Rasenfläche gegenüber dem Amtsgericht nicht besonders gut nachgewachsen.
Nach der Baustelle ist das Gras auf der Rasenfläche gegenüber dem Amtsgericht nicht besonders gut nachgewachsen. © Düngelhoff

Auf der Wiese liegen abgebrochene Stöckchen und Ästchen, der nachgesäte Teil – die Wiese wurde während der Baustelle an der Gerichtsstraße als Lagerfläche genutzt – sei auch noch nicht richtig angegangen. An einigen Stellen wuchert die Wiese dafür bis auf den Gehsteig. Auch in den Pflanzbeeten unterhalb der Kastanien sprießt neben den Sträuchern, die dort stehen sollen, Unkraut. „Kann man das nicht schöner machen und gleichzeitig so, dass die Pflege einfacher ist“, will Ingrid Anschlag wissen. Sie schlägt vor, die Fläche bis an den Baum zu pflastern. „Das wäre einfacher sauber zu halten.“ Zudem hält sie mehr Mülleimer für notwendig.

Beschwerde bei der Stadt

Die Grünbereiche, die Ingrid Anschlag anspricht, sehen nicht komplett ungepflegt und verwildert aus, das sei an dieser Stelle gesagt. Doch wirklich gut sehen sie auch nicht aus. Das alte Ruhrgebietswort „usselig“ beschreibt sie vielleicht. Auf ihre Beschwerde bei der Stadt hin habe sie lediglich die Antwort erhalten, der Pflegezustand entspreche „dem Standard“. Das könne es doch wohl nicht sein, ärgert sich Ingrid Anschlag.

Eine überfällige Debatte

Man kann die Beschwerden der Anwohnerin abtun als Jammern auf hohem Niveau. Doch das wird der Sache nicht gerecht. Stattdessen sollte vielleicht tatsächlich mal eine breit angelegte Diskussion über den Standard der Grünpflege und der Reinigung in dieser Stadt geführt werden.

Der Rat könnte sich des Themas in den zuständigen Ausschüssen und in seiner Sitzung annehmen und nach Lösungen suchen. Kommt man den Forderungen nach einem höheren Standard nach, müssen Wege gefunden werden, ihn zu ermöglichen. Das geht über mehr Personal oder über externe Dienstleister, ist aber immer mit höheren Kosten verbunden. Oder aber die Verantwortlichen kommen zu dem Schluss, den gegenwärtigen Standard beizubehalten. Dann sollten sie es jedoch den Bürgern erklären und das nicht immer Verwaltung oder Mitarbeitern des Fachbereichs Umwelt und Grün überlassen. Gleichzeitig muss die Verwaltung intern Zuständigkeiten klären, das darf nicht auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden.

Was auch immer am Ende herauskommt, eine solche Debatte wäre ganz im Sinne der Bürgernähe. Sie ist überfällig. Denn die Bottroper wollen wissen, woran sie in Sachen Stadtbildpflege eigentlich sind.

Doch Stadtsprecher Andreas Pläsken kann das so nur wiederholen. Ein höherer Standard sei nur mit wesentlich mehr Personal und Finanzen zu erreichen, sagt er. Zumal die Situation eben nicht so sei, dass es absolut ungepflegt oder gar gefährlich ist. Zudem würden solche Flächen turnusgemäß gepflegt. Es sei also auch immer die Frage, ob man sie kurz vor oder kurz nach der Pflege betrachte.

Bessere Grünpflege braucht mehr Personal

Wolle man insgesamt in der Stadt einen höheren Pflegestandard, so sei es Sache der Politik darüber zu beraten und womöglich mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Außerdem verweist der Stadtsprecher auf die Entscheidung, aus Gründen des Umweltschutzes auf Glyphosat oder andere Unkrautvernichter zu verzichten. „Doch dann wächst mehr Unkraut. Das kann man mit mehr Personal gar nicht auffangen.“

Klaus Kalthoff, Bezirksbürgermeister in Bottrop-Mitte, sieht die Situation an der Gerichtsstraße – und nicht nur dort – kritisch. Denn bei ihm und den übrigen Mitgliedern der Bezirksvertretung landen regelmäßig Beschwerden. Und immer wieder stünden die Politiker dann vor der Frage, wer verwaltungsintern für die Beseitigung solcher Missstände zuständig ist. Denn mit dem Fachbereich Grün, der Best und dem Tiefbauamt gibt es unterschiedliche Zuständigkeiten.

Gemeinsam nach einer Lösung suchen

Deshalb will Kalthoff unabhängig von dem Bereich an der Gerichtsstraße die Verantwortlichen an einen Tisch holen, um Lösungen zu finden. Denn auch er erhält die Rückmeldung der Bürger, dass das Stadtbild zusehends ungepflegt aussieht. Dabei nimmt Kalthoff ausdrücklich das Personal vor Ort aus. Das tue wirklich sein Möglichstes. „Wir brauchen mehr Leute“, ist auch seine Einschätzung.