Essen-Rüttenscheid. Die Ecke Rüttenscheider/Emmastraße hat sich zur hochwertigen Boutiquenmeile gemausert. Im November kommt mit Lederhändler Brecklinghaus ein weiteres Essener Traditionsunternehmen hinzu – das ebenso wie Hifi Pawlak die Rü als Aushängeschild nutzt, um Kunden in die Innenstadt zu locken.
Der Düsseldorfer Designer Thomas Rath hat nicht nur ein Näschen für Schnitte und Stoffe: „Die echten Mode-Hochburgen in NRW“, sagte er im Rahmen der Filialeröffnung von Marion Küpper, „finden sich längst nicht mehr in den Innenstädten, sondern meistens in den Vororten und Stadtteilen.“ Damit hat er einen Trend erkannt, der sich aktuell auch in Rüttenscheid vollzieht.
Wenngleich eher zufällig, ist insbesondere an der Ecke Rüttenscheider/Emmastraße neben bestehenden Traditionsgeschäften wie Renate Abs und Schuhhändler Yves in den vergangenen Monaten ein neues Mekka für Fans hochwertiger Mode entstanden.
Neben dem Anfang September eröffneten Lucky Store, der sich auf jüngere Mode spezialisiert hat, und der Filiale von Marion Küpper kommt im November an der gleichen Ecke mit Brecklinghaus ein weiteres Essener Traditionsunternehmen hinzu: Das Lederwarengeschäft mit Stammsitz an der Viehofer Straße eröffnet nach Filialen an der Kö und im Düsseldorfer Flughafen auch einen kleinen Laden an der Rü – auf gerade einmal 70 Quadratmetern im ehemaligen Unity Media-Shop. „Rüttenscheid ist ein guter Standort, der sich weiter entwickelt hat. Wir wollen die neue Filiale auch als Aushängeschild nutzen, um neue Kunden für unser Hauptgeschäft in der Innenstadt zu gewinnen. Dort sind wir ja leider einer der letzten verbliebenen inhabergeführten Einzelhändler“, erklärt Gerd Brecklinghaus, der das rund 100 Jahre alte Familienunternehmen in der dritten Generation führt.
„Keine reine Luxus-Meile“
Ähnlich hatte es etwa das Hifi-Familienunternehmen Pawlak gemacht, das in diesem Jahr neben seinem großen Stammhaus an der Schwarze Meer eine kleine Filiale mit ausgewähltem Sortiment an der Rü eröffnet hatte.
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Eine Entwicklung, die Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, positiv stimmt. Die Gefahr, die Rü mausere sich zur Luxus-Meile für Besserverdiener, sieht er nicht: „Wenn sich von rund 360 Geschäften zehn bis fünfzehn im hochpreisigen Segment finden, ist das ein geringer Anteil. Nicht zuletzt bringen diese Läden zusätzliche Kaufkraft, da die Kunden ja auch Geld in Cafés, beim Bäcker oder Metzger lassen“, so Krane.
Er begrüßt den Mut junger Unternehmer, sich mit ihren Boutiquen anzusiedeln, darunter etwa Herrenausstatter Hood im unteren Bereich der Rü. „Bleibt zu hoffen, dass sich diese individuellen Läden halten“, so Krane, „zur Stärkung der Kaufkraft dürfte auch entscheidend sein, ob es gelingt, weitere Kunden aus den umliegenden Stadtteilen und Städten anzuziehen.“