Essen-Rüttenscheid. SPD, Grüne und Linke im Bezirk II wollen die Überarbeitung der Klima-Analyse aus dem Jahr 2002 erreichen. Nach Meinung der Politiker würde das die Bewertung künftiger Bauprojekte verbessern – schließlich sind für die Zukunft mit Flächen wie der alten PH oder am Güterbahnhof noch einige Projekte in Planung.

Nur wenige Stadtteile sind so dicht besiedelt wie Rüttenscheid – das ergab bereits die Ende 2002 im Auftrag des Umweltamtes veröffentlichte Klima-Analyse. 72,2 Prozent bebaute Fläche weist die Studie für den Stadtteil aus, 60 Prozent werden im städtischen Bereich empfohlen. Auf der Klimakarte der Stadt Essen sind die Innenstadt und weite Teile entlang der Rüttenscheider Straße tiefrot eingefärbt, was sie in die so genannte klimatische Sanierungszone I eingliedert – also der Fläche mit der höchsten Handlungspriorität. Entsprechend lautete die dringende Empfehlung schon damals, die Emissionsbelastung durch den Verkehr zu senken und den Luftaustausch zu verbessern.

Die Analyse aus dem Jahr 2002 beinhaltet die letzten „aktuellen“ Zahlen, mit denen die Stadtplaner und auch Bezirkspolitiker arbeiten können. SPD, Grüne und Linke im Bezirk II haben nun einen Antrag auf eine Aktualisierung der Klima-Analyse gestellt – und wollen gleichzeitig eine Evaluation der Daten erreichen. „Zwölf Jahre sind seither ins Land gegangen. Da würde es natürlich interessieren, welche Veränderungen sich ergeben haben – ob im positiven oder negativen Sinne“, sagt Peter Lankes, Fraktionsvorsitzender der SPD im Bezirk II.

Umweltamt bei allen Neubauprojekten mit an Bord

Das sei insbesondere für Rüttenscheid wichtig, da sich mit Bauprojekten wie etwa der Eon-Verwaltung, Living One und dem Quartier 4 in den vergangenen Jahren viel verändert habe – und auch die Zukunft einige bauliche Neuerungen verspreche: „Alte Pädagogische Hochschule, Gummertstraße, das Holz-Conrad-Gelände: Es wäre sinnvoll, anhand aktueller Daten handeln zu können“, so Lankes.

Auch Matthias Klahold von den Rüttenscheider Grünen spricht sich für eine Überarbeitung der Klima-Analyse aus: „Mit Hilfe solcher Zahlen kann Politik auch fordern, etwa, was Entsiegelung oder mehr Grünflächen betrifft.“ Um letztere ist es in Rüttenscheid tatsächlich nicht allzu gut bestellt: Laut der Analyse aus dem Jahr 2002 machen 27,3 Prozent der rund 449 Hektar in Rüttenscheid Freifläche aus, die sich etwa aus Grünanlagen und Wald zusammensetzt. Unbekannt ist, wie sich diese Zahl beispielsweise durch die Neubauprojekte bis heute entwickelt hat. Zum Vergleich: Rellinghausen verfügt über 51,7 Prozent freie Fläche, in Holsterhausen sind hingegen lediglich 13,5 Prozent nicht bebaut: „Eine neue Datenerhebung wäre für alle Bezirksvertretungen sinnvoll“, so Peter Lankes.

Keine Aktualisierung in Planung

Laut Umweltamt ist derzeit aber keine Aktualisierung in Planung – das sei aufgrund der umfangreichen Studie 2002 auch nicht notwendig: „Wir haben viel Erfahrung und werden ohnehin bei jedem Neubauvorhaben hinzugezogen. Dann geben wir natürlich auch Empfehlungen, um das Klima nicht weiter zu belasten, zeigen etwa auf, wo Luftschneisen sinnvoll sind“, so Fred Balmert vom Umweltamt der Stadt. Da zudem für Bauvorhaben Ausgleichsflächen geschaffen würden, fielen die Projekte aus den vergangenen Jahren kaum ins Gewicht.