Wenn Uwe Kleinekathöfer am 22. März zum letzten Mal seinen Wagen auf den Rüttenscheider Markt fährt und seinen Käse in der Auslage drapiert, dann wird sehr viel Wehmut mitschwingen. „Alles hat seine Zeit“, ist ein Flyer überschrieben, in dem der Käsefachhändler seinen Kunden den Rückzug aus dem Marktgeschäft erklärt, das seine Eltern schon vor 40 Jahren gründeten. Die Gründe: Zum einen habe er schon immer den Wunsch gehabt, einen eigenen Laden zu eröffnen. Zum anderen sind es aber auch die seiner Ansicht nach nicht nachvollziehbaren Umweltvorschriften der Stadt Essen und die „Sturheit der Behörden“, die ihn nach mehr als 15 Jahren auf dem Markt in ein festes Geschäft nach Korschenbroich treiben.
Über Kleinekathöfers Problem hatte die WAZ schon einmal berichtet: Sein Spezial-Transporter, Baujahr 1996, darf er zum 1. Januar 2015 aller Voraussicht nach nicht mehr nutzen, da er keine grüne Plakette hat. Umrüsten ist technisch nicht machbar, ein neues Fahrzeug würde wegen all der Spezial- und Kühlvorrichtungen, die zur Lagerung des Käses notwendig sind, rund 100 000 Euro kosten. Eine Investition, die der Familienvater schlicht nicht stemmen kann. „Es sind schon ein paar Tränen geflossen. Zumal mit die Arbeit mit meinem Team hier, das Wochenmarktleben und der Austausch mit den Kunden immer Spaß gemacht haben“, sagt Kleinekathöfer.
Er wird nicht der einzige Händler sein, den die Verschärfung der Umweltzone zum Umdenken zwingen könnte. Jüngst tagte die Arbeitsgemeinschaft Wochenmarkt, die Akteure aus dem gesamten Revier zusammenbringt, in Gelsenkirchen. Dort sei erneut das Thema Ausnahmegenehmigung auf den Tisch gekommen, berichtet Wolfgang Fröhlich, Geschäftsführer der für die Essener Märkte verantwortlichen Stadttochter Verwertungs- und Betriebs-GmbH EVB. „Wir führen noch Verhandlungen mit NRW-Umweltminister Remmel, es gibt aber noch keine eindeutige Entscheidung“, sagt Fröhlich. Man sei sich der Problematik durchaus bewusst, dass viele Händler sich ein Umrüsten ihrer Fahrzeuge nicht leisten könnten. „Wir stehen voll hinter den Händlern und plädieren für eine Ausnahmeregelung“, sagt Fröhlich.
Uwe Kleinekathöfer ist das zu vage: „Genaue Informationen konnte mir keiner geben. Auch der Schaustellerverband arbeitet noch an dem Thema, Ausgang ungewiss.“ Gerne wäre Kleinekathöfer seinem Stammpublikum treu geblieben und hätte ein Geschäft in Rüttenscheid geöffnet. Die hohen Mieten entlang der Rü mit teils 50 bis 70 Euro je Quadratmeter hätten diesen Plan aber durchkreuzt. Im Spezialitätengeschäft in Korschenbroich, das er nun übernimmt, betrage der Mietpreis nur einen Bruchteil davon. Natürlich werde ihm das Marktleben fehlen. An Arbeitstage, die nicht mehr mitten in der Nacht beginnen, werde er sich aber sicherlich gewöhnen, ist Kleinekathöfer überzeugt.