Essen-Margarethenhöhe. . Roswitha Krause, Anwohnerin in Essen-Margarethenhöhe, will weiter für den alten Baumbestand vor ihrer Haustür kämpfen und die Stadt Essen erneut wegen Missachtung des Naturschutzes anzeigen. Hintergrund sind massive Baum-Fällungen im Lührmannwald in den vergangenen Tagen.

Das Kreischen der Motorsägen in dem kleinen Waldstück an der Lührmannstraße verursacht bei Roswitha Krause nicht nur in den Ohren Schmerzen. „Ich sehe mit Schrecken, wie sich der Wald hier immer weiter lichtet“, sagt die 59-Jährige, die deswegen bereits im vergangenen Jahr Strafanzeige gegen die Stadt stellte und nun erneut angekündigt hat, juristisch gegen die Fällungen vorgehen zu wollen.

Sie wirft der Stadt „Missachtung des Naturschutzgesetzes in einem geschützten Biotop“ vor. Bislang ohne Erfolg. Nach Angaben der unteren Landschaftsbehörde verhält sich die Stadt, die die Fällungen nach Absprache mit der Bezirksvertretung und einem entsprechenden Ratsbeschluss veranlasste, völlig legitim. Roswitha Krause hingegen wirft Grün & Gruga vor, den Essener Wald zu verkaufen. „Früher lebte vor unserer Haustür noch ein Kauz. Seit hier alles so kahl ist, habe ich den schon lange nicht mehr gehört. Mit einem Wald hat das hier langsam nichts mehr zu tun“, sagt Krause, die bereits seit 30 Jahren am Lührmannwald lebt.

Verständnis für entsetzte Bürger

Tatsächlich haben sich die Baumreihen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Grugapark in den vergangenen Tagen deutlich gelichtet, liegen aktuell jahrzehntealte Buchen und Eichen am Waldboden. Auch Spaziergangspatin Helga Miarka, die sich dort regelmäßig mit einer größeren Gruppe Senioren auf den Weg macht, zeigt sich enttäuscht: „Das ist schon heftig, was hier passiert. Von einem dichten Wald kann keine Rede mehr sein.“

Grün & Gruga-Sprecher Eckhard Spengler hat Verständnis für das Entsetzen einiger Nachbarn. „Dennoch ist es wichtig und richtig, diesen Umwandlungsprozess des Waldes voran zu bringen“, sagt er. Begleitet durch die Fachhochschule Göttingen sei es das Bestreben, möglichst viele Baumarten verschiedenen Alters für einen stabilen Waldbestand vorzuhalten. Deswegen würden auch gesunde Bäume herausgenommen, um jüngeren Pflanzen das Wachsen zu ermöglichen. „Ich kann nachvollziehen, dass das mitunter bei einigen Menschen auf Unverständnis stößt. Für einen gesunden Bestand ist es aber unerlässlich“, sagt Spengler. Zudem habe es im Vorfeld Wald-Begehungen mit dem zuständigen Förster gegeben, der die Maßnahmen erklärt habe.

"Hier wird das Wort Naturschutz ad absurdum geführt"

Den Vorwurf des Ausverkaufs will Spengler nicht stehen lassen. Natürlich werde das Holz vermarktet – allerdings zur Kostendeckung der Wiederaufforstung. Dass man in die richtige Richtung gehe, beweise auch die erneut erfolgte Zertifizierung für nachhaltige Forstwirtschaft, durch die gemeinnützige Organisation Forest Steward­ship Council (FSC).

Roswitha Krause will dennoch weiter für den alten Baumbestand vor ihrer Haustür kämpfen: „Hier wird das Wort Naturschutz ad absurdum geführt“, sagt sie.