Essen. . In Essen-Huttrop krachte am Freitag im Sturm des Tiefs „Qumaira“ ein Baum auf den Wagen einer Lehrerin der Pestalozzi-Schule. Den soll „Grün und Gruga“ kurz zuvor als problematisch eingestuft haben. Das Unglück wirft die Frage auf: Wie sicher sind die Essener Straßenbäume?
Eine gute Nachricht gab’s auch, immerhin – die junge Lehrerin kam mit dem Schrecken davon. Verletzt wurde sie also nicht, trotzdem wird die 31-Jährige den vergangenen Freitag in schlechter Erinnerung behalten. Die Pädagogin hatte vor der Pestalozzi-Schule in Huttrop geparkt, als am Nachmittag plötzlich ein Baum auf ihr Auto krachte. Mutmaßlich zu Fall gebracht von Sturm „Qumaira“, der an diesem Tag mit bis zu 90 km/h über Essen hinweggezogen war. Besonders bitter: Das Auto war neu, erst wenige Wochen zuvor hatte die Lehrerin den Golf Kombi gekauft.
Der Baumfall von Huttrop wirft die Frage auf, wie sicher die Straßenbäume eigentlich sind. Denn Augenzeugen berichteten Medienvertretern nach dem Unglück, dass Mitarbeiter des städtischen Amts „Grün und Gruga“ den Baum erst eine Woche zuvor kontrolliert hätten – und ihn anscheinend als kritisch einstuften und markierten, den Stamm aber nicht fällten. Das Grünflächenamt äußerte sich weder Freitag noch am Montag konkret zu dem Vorwurf und verwies auf „technische Probleme mit der Datenbank“, weswegen man derzeit keine Auskunft über den konkreten Fall geben könne.
Generell seien alle Gehölze zwischen Karnap und Kettwig in einem Kataster erfasst. Für 188 000 Bäume ist die Stadt nach eigenen Angaben verantwortlich. „Die werden in regelmäßigen Intervallen kontrolliert“, so Marvin Braun von Grün und Gruga, wobei die Intervalle vom Zustand des jeweiligen Baums abhingen und mal drei Monate, mal zwei Jahre betrügen.
Auch Hundeurin setzt Bäumen zu
Sieben Kontrolleure fahren im Stadt-Auftrag von Baum zu Baum und überprüfen, ob ein Exemplar krank ist oder eine Gefahr darstellt. „Es handelt sich um visuelle Kontrollen“, so Braun, „die Kollegen achten auf Abweichungen von der Norm, etwa auf Pilzbefall.“ Krankheitsgründe seien zu kleine Beete, Hunde-Urin und Streusalz.
Die sieben Mitarbeiter sind zertifiziert von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung/Landschaftsbau (FLL), einem eingetragenen Verein mit Sitz in Bonn, der unter anderem Richtlinien für die Verkehrssicherung veröffentlicht. Doch den Kontrolleuren sind oft die Hände gebunden.
Solange keine akute Einsturzgefahr herrsche, dürfe ein Baum nicht einfach gefällt werden. „Zwischen März und Oktober gibt es zudem kaum Fällungen, aus Rücksicht auf brütende Vögel“, so Braun. Wie es dazu kam, dass der Stamm in Huttrop am Freitag brach, weiß bei Grün und Gruga noch niemand so genau. Braun: „Klar ist nur, bei einem heftigen Sturm können auch gesunde Bäume umkippen.“
Die junge Lehrerin von der Pestalozzi-Schule scheint den Schock und den Verlust ihres neuen Autos indes verwunden zu haben: Montag erschien sie wie gehabt zum Unterricht.