Essen. Beim Marathon um den Baldeneysee packen 400 Helfer mit an. Ein Blick hinter die Ziellinie, an der wir auch Regina Vollbrecht trafen: Die Berlinerin lief den Marathon in drei Stunden und 29 Minuten. Das mag nicht ungewöhnlich sein - dafür aber die Tatsache, dass die 35-Jährige blind ist.

Kurz vor Ankunft im Ziel am Regattaturm geben sie noch mal alles. Sie sprinten, was das Zeug hält und laufen mit nach-vorne-gestrecktem Oberkörper durch die Zielgerade. Einige reißen anschließend die Hände hoch, jubeln laut. Andere beugen den Oberkörper nach unten, halten sich die Waden oder greifen zur Wasserflasche. Sie haben Schweiß auf der Stirn und auf den Schuhen, an Stutzen und Hosen zeichnen sich Schlammspritzer ab. Wer hier einläuft, hat soeben den RWE-Marathon rund um den Baldeneysee hinter sich gebracht.

Der Sieger, Florian Neuschwander, nach zwei Stunden 21 Minuten. Nur etwa 23 Minuten später kommt die erste Frau: Die 37-jährige Christel Dörschel ging zum zweiten Mal an den Start des Marathons, den „schönsten Marathon“, wie sie beschreibt. Hier herrsche kein Massentrubel, wie es bei innerstädtischen Marathons der Fall ist und: „Das Laufen um den See hat etwas Beruhigendes. Wie im Urlaub.“

30 Kisten Bananen

Dass sie soeben eine Strecke von rund 42,195 Kilometer hinter sich gebracht hat, merkt man der zweifachen Mutter kaum an. Die drahtige Frau mit den rot lackierten Fingernägeln, die bei einer Körpergröße von 1,74 Meter gerade mal 56 Kilo auf die Waage bringt, freut sich nach ihrer Zielankunft auf etwas Süßes und ein alkoholfreies Weizenbier. Daran sollte es nicht scheitern. Mit 180 Kisten alkoholfreiem Bier, 240 Litern Cola, 150 Litern isotonischen Getränken, 4000 Litern reinem Trinkwasser und 90 Kisten Mineralwasser sind rund 400 Helfer bestens gerüstet.

Zudem sorgen 30 Kisten Bananen dafür, dass die Energiereserven der Läufer schnell wieder aufgefüllt werden. Dabei machen einige der Teilnehmer den Anschein, als seien sie lediglich etwas spazieren gegangen. „Nur ein bisschen kaputt“, beschreibt Max Hoff seine Verfassung nach dem Lauf. Als frisch-gebackener Kajak-Weltmeister und Mitglied der Kanugemeinschaft Essen kennt er den See auswendig und machte auch beim Staffellauf eine gute Figur.

Die weltbeste Leistung der Frauen über 70 erbrachte Helga Miketta. Die 73-Jährige ging zum dritten Mal an den Start des RWE-Marathons und legte die Strecke in drei Stunden und 35 Minuten zurück. Eine weitere außergewöhnliche Leistung gelang Regina Vollbrecht: Die Berlinerin lief den Marathon in drei Stunden und 29 Minuten. Das mag nicht ungewöhnlich sein - dafür aber die Tatsache, dass die 35-Jährige blind ist. „Für mich ist das ein Trainingslauf für die Deutsche Meisterschaft in Bottrop“, berichtet die amtierende Weltrekordhalterin im Marathon der Blinden.