Essen. Wenn 120 Menschen mit Leuchtanzügen durch den Emscher Landschaftspark joggen, sind sie nicht nur irgendeine Lauftruppe im Revier, sondern ein großes Kunstwerk: Die beiden Teilnehmer Sandra Tuchen und Matthias Knauff berichten von ihren Vorbereitungen als lebendiges Licht-Projekt.
Joggen, das gehört für Sandra Tuchen und Matthias Knauff einfach zum Leben dazu. Dass nun aus ihrer Leidenschaft ein Kunstprojekt wird, hätten die beiden passionierten Läufer bestimmt nicht gedacht. Möglich aber macht es die schottische Kunstgruppe NVA: Gemeinsam mit Sportlern aus der Region bilden die Oberhausenerin und der Essener das 120-köpfige Ensemble von "Speed of Light Ruhr", ein Lichtkunst-Projekt, das in wechselnden Besetzungen bereits weltweit aufgeführt wurde.
Die Laufrouten des "Speed of Light"-Projekts
Los geht es am Donnerstag, 3. Oktober, an der Sonnenuhr auf der Halde Hoheward in Herten. Nach der Start-Choerografie um 19.30 Uhr laufen die 120 Jogger knapp 19 Kilometer bis zum Westpark an der Bochumer Jahrhunderthalle. Hier werden sie von 22.30 Uhr bis 23 Uhr ebenfalls mit einem einstudierten Lauf auf die Zuschauer warten.
Am Freitag, 4. Oktober, beginnt die Performance um 19.30 Uhr am Nordsternpark in Gelsenkirchen. Von dort laufen die Jogger zur Zeche Zollverein, Schacht XII, wo von 21.30 Uhr bis 22 Uhr die Choreografie zu sehen sein wird.
Der dritte Tag, Samstag 5. Oktober, führt die Jogger vom Platz der Guten Hoffung am Centro Oberhausen zum Landschaftspark Duisburg-Nord. Hier wird somit ebenfalls von 19.30 Uhr bis 22 Uhr gelaufen.
Im Ruhrgebiet beginnt das Projekt am Donnerstag, 3. Oktober, an der Sonnenuhr der Halde Hoheward in Herten. Ab 19.30 zeichnen die Läufer in einer Start-Choreografie Licht-Striche in den Abendhimmel. Möglich machen das Lämpchen an den Klamotten der Läufer, ein Kamerastativ und eine langen Verschlusszeit bei der Kamera-Einstellungen. Von Herten geht es für die Läufer zum Westpark an der Bochumer Jahrhunderhalle. Auch hier zeigen die Jogger ihren einstudierten Lauf.
"Ich war für die Idee sofort Feuer und Flamme", erzählt Sandra Tuchen. Sie ist eine von vier Joggern aus Oberhausen repräsentieren. Um ihre Stadt repräsentieren zu dürfen, musste sie sich beim Veranstalter bewerben. Ein kurzes Schreiben später und das "Oberhausener Kind" hatte sich über die Zusage freuen können: "Ich habe sicherlich gepunktet mit meiner wöchentlichen Jogging-Route: Mit Blick auf das Gasometer laufe ich nämlich fast immer im Emscher Park." Genau die Strecke, auf der das Kunstprojekt durchgeführt werden soll.
Viele Stunden müssen für die Vorbereitung investiert werden
Doch zunächst einmal musste sie für sich ausmachen, ob dem frohen Wunsch nicht ihre beruflichen Verpflichtungen bei der Sparkasse entgegenstehen: "Denn es ist schon viel Freizeit, die hier investiert werden muss."
Denn knapp hundert Stunden Vorbereitung und Probe gehen für den perfekten Lauf drauf, rechnet Matthias Knauff vor. Der Essener ist einer von acht Run-Leadern, ein Vorläufer, der einer Gruppe von fünfzehn Joggern den Rhythmus vorgibt. "Wir müssen ja nicht einfach nur laufen. Damit die Vorstellungen der Künstler umgesetzt werden können, müssen wir uns an eine feste Choreografie halten." Der 45-jährige Knauff hat sich für diese Führungsrolle gezielt beworben. "Bislang habe ich bei Kulturevents immer nur zuschauen können. Doch ich wollte jetzt einfach mal aktiv daran teilnehmen."
LED-Lampen machen aus den Läufern Kunst
Um aus den Joggern die "Pinselstriche der Künstler" werden können, müssen sie in einen Spezialanzug schlüpfen. An diesem sind ein gutes Dutzend LED-Lampen angebracht, mit denen die Läufer wie Glühwürmchen durch die Industrie-Routen schwirren werden. Jeder einzelne Anzug kann mittels Fernsteuerung angesteuert werden.
Dabei können die LEDs nicht nur ein- und ausgeschaltet werden, zusätzlich können von den Künstlern Farbe, Leuchtfrequenz und Lichtstärke verändert werden.
Von der Halde Hoheward bis zum Landschaftspark Duisburg-Nord
Doch für die Lichterkunst der NVA-Gruppe braucht es zuerst einmal Dunkelheit: Losgelaufen wird deshalb erst nach Einbruch der Nacht. Und das quer durch das Ruhrgebiet. 19 Kilometer lang ist allein die erste Strecke, dazu kommen jeweils eineinhalb Stunden Choreografie an Start- und Zielorten: "Da ist natürlich Kondition gefragt", merkt auch die 44-jährige Tuchen nach dem letzten gemeinsamen Probelauf. "Gerade jetzt habe ich einen ziemlichen Muskelkater, aber richtig", sagt sie dennoch erwartungsfroh.
Alle 120 Läufer mussten bereits fit in die Vorbereitungen starten. Knauff: "Das ist Grundvoraussetzung für die Teilnahme, ich selbst habe schon mehrere Marathons gelaufen und bereite mich momentan für meinen ersten Ironman vor." Zusätzliches Training habe er somit nicht mehr nötig, doch bei anderen habe ich bereits nach den ersten Proben beobachtet, dass sie wohl noch einige "Extraschichten einlegen wollen".
Damit das schweißtreibende Ergebnis möglichst viele Menschen sehen, machen sich die Läufer an drei Tagen auf den Weg durch den Emscher Landschaftspark: von der Halde Hoheward in Herten zur Jahrhunderthalle in Bochum, vom Gelsenkirchener Nordsternpark, bis zur Zeche Zollverein in Essen und vom Centro Oberhausen bis zum Landschaftspark in Duisburg-Nord.