Essen. . Seit einem Rohrbruch am Donnerstagabend sitzen die Mieter der Hochhäuser an der Sylviastraße in Rüttenscheid auf dem Trockenen. Über einen Schlauch in der Tiefgarage versorgen sich die 72 Haushalte seither notdürftig.
Ausnahmezustand an der Sylviastraße in Rüttenscheid: Seit Donnerstagabend ist die Trinkwasserversorgung in den Hochhäusern 20 bis 24 gekappt. 72 Wohnungen sind betroffen, rund 200 Menschen schleppen seither mehrmals täglich Eimer, Kanister und Behälter jeglicher Art durch die Hausflure. Margret Werth (79) ist nicht mehr so gut zu Fuß, schiebt ihren Rollator in den Aufzug: „Ein Gutes hat die Misere ja: Viele Nachbarn sind sehr hilfsbereit und bringen mir Wasser mit. Man rückt enger zusammen“, sagt die Rentnerin. Vom Vermieter habe man indes noch nichts gehört.
Ein Wasserrohrbruch in der Hauswand ist der Grund, warum den Mietern seit Donnerstagabend die Kräne zugedreht sind. In der Tiefgarage wurde über einen Wasserschlauch der benachbarten Shell-Tankstelle eine Notversorgung eingerichtet. „Das Selbstverständliche wird auf einmal kostbar, das fängt schon beim Zähneputzen an. Man benutzt weniger Geschirr und versucht, sich im Verbrauch einzuschränken“, sagt Suleiman Sarwari. Der 25-Jährige gehört zu den jüngeren Bewohnern und versorgt auch seine Nachbarn mit dem kostbaren Gut. „Händewaschen, Toilettenspülung, Körperhygiene, für alles müssen wir Wasser holen – das ist ein unhaltbarer Zustand“, empört sich Brigitta Handreck (72).
Stadtwerke sind nicht zuständig
Hausmeister Jürgen Rieken hat seit Donnerstag alle Hände voll zu tun, seine Nachbarn zu besänftigen. Auch er sitzt in seiner Wohnung auf dem Trockenen und hängt permanent an der Strippe, um Abhilfe zu schaffen. Da der Bruch in der Hauswand liege und es sich bei dem Teilstück um ein nicht mehr übliches PVC-Rohr handele, sei kein kurzfristiger Ersatz möglich gewesen, erläutert Christof Kruse von der Essener Fachfirma Lantermann und Kruse, die am Freitagnachmittag noch nach Feierabend ausrückte. Man habe sich entschlossen, die gesamte Leitung zu sanieren, da diese ohnehin marode sei. Am Dienstagnachmittag soll die Trinkwasserversorgung wieder hergestellt sein.
Auch interessant
Eigentümerin der Hochhäuser ist die Gelsenkirchener Grundstücks GBR Stallmann. Die schickt am Montagmittag eine Stellungnahme an die Medien, in der sie auf die technischen Schwierigkeiten hinweist und beteuert, „alles zu tun, um den Schaden so bald wie möglich zu beseitigen“. Zahlreiche Firmen seien nicht bereit gewesen, den Auftrag zu übernehmen, so Ute Trapp, Geschäftsführerin bei Stallmann. Zahlreiche Telefonate seien nötig gewesen.
Die Stadtwerke hatten zunächst als schnelle Notfallhilfe einen Hydranten installiert, der jedoch am Samstag wieder abgebaut wurde. Die Zuständigkeit liege beim Eigentümer, da es sich bei dem Rohr um eine In-Haus-Installation handele, sagte Stadtwerkesprecher Dirk Pomplun. Ein Wasserwagen, so ist zu hören, sei aus Kostengründen vom Vermieter abgelehnt worden.